Dr. Geitners Argentanfabrik Auerhammer

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Titel: Dr. Geitners Argentanfabrik Auerhammer
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 1, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Seite 76–78
Herausgeber: Louis Oeser
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Dr. Geitners Argentanfabrik Auerhammer.

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Dr. Geitners Argentanfabrik Auerhammer.
(Mit Abbildung.)


Im höheren Erzgebirge, an dem Zusammenfluß des Schwarzwassers und der Zwickauer Mulde, und berührt von der nächstens in Betrieb kommenden Chemnitz-Würschnitz Bahn, liegt das zwar sehr unansehnliche, aber durch lebhaften Verkehr auf den hier sich kreuzenden Straßen und durch seine romantische Umgebung sich bemerklich machende alte Städtchen Aue, von dem wir beiläufig bemerken, daß es vorzüglich durch den in der Nähe liegenden weißen Andreas berühmt ist, der Porzellanerdenzeche, auf deren Produkt die Güte des meißner Porzellans beruht.

Dem Lauf der Mulde entgegen wandernd, begegnen wir gleich anfangs mehreren bedeutenden gewerblichen Etablissements und nach einer Viertelstunde gelangen wir zu einer in tiefem, felsigem und romantischem Thal liegenden Häusergruppe, wo einige ansehnliche Gebäude unsere Blicke auf sich ziehen. Es ist dieses der sogenannte Auerhammer, von wo man in einer Stunde Schneeberg erreicht.

Auerhammer bildete früher – wie schon sein Name verräth – ein Eisenhüttenwerk, dessen Betrieb nicht unbedeutend war, es hatte sich in seinen Hüttenangelegenheiten an das schwarzenberger Amt zu wenden, während der Ort selbst bis 1832 dem zwickauer Amt angehörte und dessen entlegensten Theil bildete. Im Lauf der Zeit sank der Betrieb des Eisenwerkes immer mehr und es konnte endlich nicht mehr bestehen, so übernahm es 1829 der Fiscus, welcher es parzellirte. Die bedeutendste Parzelle erstand der Dr. E. A. Geitner in Schneeberg, welcher seine berühmte Argentanfabrik hierher verlegte, wo die vorhandene bedeutende Wasserkraft gestattete, Walz- und Streckwerke einzurichten.

Die Gebäude dieses Etablissements bestehen gegenwärtig aus

dem Argentanfabrikgebäude, in welchem sich auch das Comptoir befindet;
dem Gießereigebäude mit hohem Schornstein;
dem von der Fabrik ohngefähr hundert Schritt entfernten, mit einem ehemaligen Wallgraben umgebenen gethürmten Wohngebäude des Besitzers, dem früheren Herrenhause des Eisenwerks, und einem Wohngebäude für die Arbeiter.

[77] Vor der Fabrik befindet sich ein großer Gemüsegarten mit vielen Beeren und Spalierobst, und um das Herrenhaus ein Ziergarten, Obstgarten und Obstbaumschule, sowie ein Wiesengrundstück und Forellenteich.

Auf diesem Besitzthum ruht ferner die Gerechtigkeit des Bierbrauens, welche aber zur Zeit nicht ausgeübt wird, sowie die Fischereigerechtigkeit in der Mulde, auf einem Distrikt von mindestens einer halben Stunde.

Das Etablissement beschäftigt sich mit der Fabrikation von Argentanblechen in allen Stärken, bis zur Papierstärke herab; von Argentandrähten in allen Stärken, bis zu der eines Pferdehaares, und rohen Argentan-Messing- und Rothgußwaaren nach einzusendenden Modellen; als Nebenbranche wird noch die Fabrikation von Knochenmehl zur Düngung betrieben.

Haupterzeugnisse sind die oben genannten Argentan- und Gußwaaren, welche ihren Hauptabsatz in Deutschland, sowie nach mehreren anderen Staaten Europas finden.

An Maschinen besitzt das Etablissement

ein großes Walzwerk mit Schwungrad, welches in der Maschinenwerkstatt von Hestler und Breitfeld in Erlahammer bei Schwarzenberg angefertigt und meisterhaft ausgeführt ist, die 36″ langen Hartwalzen sind von ausgezeichneter Härte und ganz reinem Guß;
ein kleines Walzenwerk;
einen Drathzug mit zwei Maschinen;
eine Metallschneidemaschine;
eine Metallhobelmaschine;
eine große Drehbank;
ein großes Prägewerk, und
ein Pochwerk mit acht Stempeln für die Knochenmehlfabrikation.

Diese sämmtlichen Maschinen werden durch oberschlächtige Wasserkraft von circa 50 Pferdekraft mittelst vier Rädern in Bewegung gesetzt.

Beschäftigung finden hier 15 Leute.

Die Fabrik hat eine Commandite in Leipzig bei Herrn Fr. Ed. Schneider.

Besitzer des Etablissements sind gegenwärtig noch die Erben des Dr. Geitner, doch geht mit Ende dieses Jahres der Alleinbesitz an den Schwiegersohn des sel. Dr. Geitner, Herrn F. A. Lange über, welcher bereits seit fünfzehn Jahren mit der kaufmännischen und seit zwei und einem halben Jahre mit der technischen Leitung der Fabrik betraut ist.

Die Fabrik verdankt ihre Entstehung dem als tüchtigen Chemiker und Metallurg bekannten Dr. E. A. Geitner, dem Erfinder des Argentans, welcher sie zuerst in Schneeberg betrieb und – wie bereits erwähnt – 1830 in den erkauften Auerhammer verlegte. Die Darstellung des Argentans hätte übrigens dem Erfinder, wenn er mehr Kaufmann gewesen, Hunderttausende einbringen müssen, die er sächsischen und auswärtigen Fabrikanten zugewendet; so aber wiederholte sich auch bei ihm die alte Erfahrung, daß der Erfinder den wenigsten Vortheil aus seiner Erfindung zog. Dr. Geitner starb am 24. October 1852 und von da an führten dessen Erben die Fabrik unter der Firma Geitner und Co. fort. Die neuen Besitzer bemühten sich, die Erzeugung des Argentans auf einen höheren Standpunkt zu bringen, weshalb sie im Lauf des Jahres 1857 größere Betriebswerke anlegten, und es dürfte wohl nicht zu viel gesagt sein, wenn wir behaupten, daß in dieser Branche ein zweites Walzwerk, wie das neu erbaute, in Sachsen wohl kaum noch bestehen dürfte. In Folge dessen ist aber auch die Fabrik in Stand gesetzt, hinsichtlich der Preisstellung mit Nachdruck jeder anderen Concurrenz begegnen zu können, zumal auch jetzt, außer dem von Dr. Geitner erfundenen und bis jetzt noch unübertroffenen Argentan, Neusilberbleche und Drähte und rohe Gußwaren in geringerer Qualität, wie solche Berliner und andere Fabriken darstellen, auf Verlangen geliefert werden. Zur Erzeugung der rohen Gußwaaren nach einzusendenden Modellen ist nächst der Gießerei auch eine Formerei neu eingerichtet und solche mit tüchtigen Leuten besetzt worden, so daß für Reinheit und Dichtheit des Gußes Garantie geleistet werden kann.

[78] Das Argentan, die Erfindung des Dr. Geitner, ist eine silberfarbige Mischung von Kupfer, Nickel und Zink, welche von späteren Concurrenten den Namen Neusilber erhielt. Diese Composition fand vorzüglich von 1822 an allgemeinere Anerkennung, als sich ihre Vorzüge immer deutlicher herausstellten, denn das Argentan nutzt sich im Gebrauch nicht ab, wie das plattirte Silber und es werden auch keine Vergiftungen dadurch bewirkt, wie es bei anderen Kupfermischungen der Fall ist.