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Ein neuer Roman von Jensen

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein neuer Roman von Jensen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 116
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[116] Ein neuer Roman von Jensen. Wilhelm Jensen hat durch seine bisherigen Werke sich die Anerkennung der Kritik errungen, weil dieselben den Hauch echt poetischer Stimmung athmen und reich sind an genialen Schilderungen und Gedanken. Das große Publikum fand indeß in ihnen manches Fremdartige, das ihm den Genuß einer harmlosen Lektüre verkümmerte: ein geheimnißvoller romantischer Zug geht durch die Erzählungen; etwas Märchen- und Sagenhaftes ist darin mit den Verhältnissen des modernen Lebens oder mit den geschichtlichen Thatsachen in eigenartiger Weise verknüpft; der Dichter giebt manche schwer lösbare Räthsel auf und rückt vieles in eine düstere Beleuchtung. Selten treten seine Gestalten aus dem Halbdunkel heraus, das sie umgiebt. Die blaue Blume der Romantik hat sich die Muse von Jensen wie die von Novalis vorgesteckt, und wie diejenige Jean Paul’s liebt sie oft, ihren phantasievollen Träumereien und selbstgenugsamen Gedankengängen nachzugehen und damit den Fortgang der fesselnden Handlung zu unterbrechen.

In seinem neuen Roman „In der Fremde“ zeigt die Handlung mehr Beschränkung und Zusammenhalt, ohne daß der Dichter dabei die Vorzüge verleugnet, die ihm eigen sind. Die Heldin ist eine Pfarrerstochter, die sich mit einem Predigtamtskandidaten verheirathet, aber am Tage der Hochzeit mit einem Edelmann, dem sie in leidenschaftlicher Liebe zugethan ist, das Weite sucht. Für diesen Frevel bleibt die Sühne natürlich nicht aus: jene Flucht selbst ist durch eine feine Seelenmalerei erklärt, die man in dem Werke selbst nachlesen muß; jede auszugsweise Berichterstattung würde zu leicht einen der feingesponnenen Fäden zerreißen, so daß nur die an und für sich abstoßende Thatsache übrig bliebe. Die Idylle des Pfarrhauses ist meisterlich gezeichnet, ebenso der ergreifende tragische Abschluß. Die Darstellungsweise meidet das Ueberschwängliche, das manchem früheren Romane Jensen’s eigen ist; sie spart mit den Mitteln und erreicht um so sicherer die gewünschte Wirkung. †