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Erndebericht aus den 6 Ämtern der Amtshauptmanschaft Wunsiedel

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Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Erndebericht aus den 6 Ämtern der Amtshauptmanschaft Wunsiedel
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 2, S. 184–189
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
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III.
Erndebericht aus den 6 Ämtern der Amtshauptmanschaft Wunsiedel.[1]
Wir würden uns an der Vorsehung versündigen, wenn wir die Ernde des Jahrs 1790 für schlecht ausgeben wollten; doch können wir auch nicht sagen, daß sie unsern Hoffnungen völlig entsprochen habe. Die Winterfrucht an Waizen und Korn machte im Frühjahr die schönste Hoffnung, und sie wurde auch sonderlich in den mittlern und geringern Gegenden herrlich erfüllt. Die Sommerfrucht machte nach ihrer Saat wohl auch Hoffnung zu einer reichlichen Ernde, aber die darauf einfallende Dürre minderte solche sehr, nur in den mittlern und geringern Gegenden blieb sie sich ziemlich gleich, weil zwar weniger Schocke anfielen, aber doch der Ausdrusch einem Gemeinjahr gleich war. Die Herbstfrucht, Flachs,| Kraut und Erdäpfel blieben auch nicht durchgehends sehr zurück. Wir wollen die erstern Angaben mit dem Haushaltungsbuch eines der besten Ökonomen aus der mittlern Gegend, aus Wunsiedel N. I. belegen und mit einigen Anmerkungen erläutern, zuvor aber noch anmerken, daß hier nach Char, Mees oder Mäslein gerechnet wird, und das Char 8 Mees, und das Mees 4 Näpf enthalte; ferner, daß bey Kauf und Verkauf ordentlich das alte Wunsiedler Stadt- oder Haber-Mees genommen werde, deren 12 zu Bayreut 16 thun, und da diese Bayreuter 16 Mees zu Anspach und Nürnberg 25 Metzen und 6 Mas betragen, das Wunsiedler gemeine Mees reichlich 2 Nürnberger Metzen halte.
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 Hat nun dieser Ökonom von 14 Schock 18 Garb erbauten Waizen, auch 1 Schock 25 Garb Zehenten gegeben, käme also zu seinem Ausdrusch 171 Mees 3 Näpf, noch 14 Mees 2 Näpf, fac. 1851/4 Mees: so würde, dieses in die 36 Mees Aussaat getheilt, der Ertrag von einem Mees 51/6 Mees seyn, und vom Schock 12 Mees gedroschen werden. Nimmt man zu den von 148 Mees 3 Näpf geerndeten 59 Schock 33 Garb Korn 5 Schock 57 Garb Zehenten und rechnet zu seinem Ausdrusch| 531 Mees 3 Näpf noch 56 Mees 2 Näpf; so erhellet, daß in diesen zehen Jahren das Mees Korn kaum 4fältig gegeben und das Schock kaum 10 Mees getragen hat. Gibt nun das Korn der heurigen Ernde durchgehends 15 Mees, folglich 1/3 mehr als in den vorigen Jahren, so ist in diesem Stücke die Ernde reichlicher als jemahls, wenn gleich das Gerst-Stroh kürzer und an Schocken das zehente oder eilfte Theil zurück geblieben ist. Dazu kommt, daß das Korn weit mehlreicher ist, als es in den vorigen Jahren war. Hat demnach gleich dieser Ökonom von 18 Mees Aussaat Korn nur 5 Schock 8 Garb geerndet, und dagegen vom Schock 18 Mees gedroschen, so hat er an Körnern heuer mehr, als in irgend einem der vorigen, auch der fruchtbarsten Jahre.
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 Ferner gibt nach diesem Zusammentrag die Gerste das fünfte Korn wieder, und das Schock trägt reichlich 12 Mees, wie denn dieser Ökonom von 31 Mees Aussaat 12 Schock 2 Garb erbauet, und daraus 148 Mees 2 Näpf gedroschen hat. Wird nun heuer dieses auch in Wunsiedel, wo immer ein guter Gerstenbau ist, gedroschen, erlangen auch noch einige Orte in diesem und dem Weissenstädter Amte diesen Ausdrusch: so bleibt er doch in den andern| Orten und Ämtern, sonderlich in den sonst vergleichungsweise getraidreichern Gegenden zurück, und da es an Stroh und Schocken auch fehlt, so ist in diesem Stücke die Ernde heuer geringer, als sonsten. Man hat nämlich die Bemerkung gemacht, daß in den guten Gegenden der 6 Ämter, nämlich im Amte Hohenberg und Arzberg, auch Thierstein zum Theil schon das sechste in den Schocken zurück blieb, und der Ausdrusch an Gerste und Haber zum Theil nicht auf die Hälfte der vorigen Jahre kam. Des Habers ist in der Tabelle N. 1. nicht gedacht, weil dieser Mann solchen selten aussäete, es kann daher hierüber die Tabelle N. 2. und N. 3. Auskunft geben. Erstere ist von einem Rittergute aus der guten Gegend, die letztere aber von einem der besten Ökonomen aus den geringern Gegenden der 6 Ämter, dahin wir einen Theil des Amts Wunsiedel, Weissenstadt, Kirchenlamiz, Selb und Thierstein rechnen können, und da das Mees Haber Aussaat bey ihnen in einem der vorigen Gemeinjahre nur viere wieder gegeben hat, man auch hier dieses und noch mehr nämlich 6–7 fältig davon aufhebet; so ist also heuer in diesem Stücke nicht zu klagen. Nimmt man nun dieses zusammen, so wird man finden,| daß die Amtshauptmanschaft Wunsiedel noch nicht Ursache hat, unzufrieden zu seyn, wenn auch die Erdäpfel zurückgeblieben sind und nicht so viel Vieh gemästet werden kann. Denn zur Nahrung hat der Landmann noch immer überflüßig gebaut, indem auf ein Gemeinjahr von diesen nun 10 fältige Frucht kommt, und diese sich auch heuer gezeiget hat. Weil aber das Heu auch zurück blieb, der Durchmarsch der K. K. Truppen aus Böhmen nach den Niederlanden viel an Heu, Stroh und Hafer weggenommen hat, und die Ausfuhr theils ins Ausland, theils in andere Bayreutische Ämter nicht gehemmt werden kann und will; so bleibt das Getraid in einem höhern Wehrt und er ist immer an den Gränzorten, wo das Ausschleppen vi, clam, precario etc. etc. geschiehet, am höchsten.
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 Können nun in einem Gemeinjahre nach wahrscheinlicher Rechnung der Zehenten, in diesem Landesstrich 39,000 Char 71/2 Mees Getraid gebauet werden, und rechnet man gewöhnlich auf den jährigen Unterhalt eines Menschen ein Char Getraid, und setzet die Anzahl derselben auf 27000 Seelen: so würden wir doch noch 12000 Char zum Verkauf übrig haben, wenn nicht ein Theil der landesherrschaftl. Zehenten nach Bayreut und| ein großer Theil von den Egrischen Schutzverwandten an Zehenten und Gült dahin geliefert werden müßte, und ungleich weniger dergleichen Gülten von dorther wieder zurückkämen, die Gerste aber mehrentheils verbrauet würde. Indessen bleibt uns heuer Überfluß, woher also die Theurung? Das Korn soll 2 fl. 30 kr. rh. die Gerste 2 fl 15 kr. rh. und der Hafer 1 fl. 30 kr. rh. gelten. So hieß es, und so war es an den Gränzen um Martini des vorigen Jahrs. Aber es hat sich geändert. Das Korn gilt das Mees 2 fl. rh. die Gerste 1 fl. 541/2 rh. und der Hafer 1 fl. rh. Da aber die Gerste auf dem Kastenboden der brauenden Bürgerschaft in den Städten und Märkten schon wohlfeiler gegeben wird, so ist Hoffnung, daß auch noch die übrigen Getraidarten im Preise fallen werden.



  1. Dieser Aufsatz kann vielleicht für ähnliche Berichte zum Muster dienen. d. H.