Geschichte von Kloster Heilsbronn/Die 7 Prediger in Heilsbronn in dieser Periode
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Der 14. Klosterprediger Snoilshik verließ 1635 Heilsbronn, vom Hunger weggetrieben, wie Abschn. IX berichtet wurde. Seine Stelle konnte acht Jahre lang nicht wieder besetzt werden, da zur Besoldung eines Geistlichen die Mittel fehlten. Nach achtjähriger Vakanz traf man Anstalt zur Wiederbesetzung. Das Besetzungsrecht stand dießmal Onolzbach zu. Es kamen zwei unterländische [152] Kandidaten, Beide heilsbronnische Stipendiaten, in Vorschlag, der Eine noch auf der Universität, der Andere seit einigen Monaten Diakonus in Ansbach. Der Verwalter Krebs berichtete darüber unt. 30. Juni 1642 an die beiden Regierungen: „Die hiesige Prädikatur ist seit der Zerrüttung des Klosters unbesetzt; daher herrscht anstatt des Gottesdienstes fast eine Barbarei. Solchem vorzubeugen und damit die Jugend dieß Orts gleich andern im Christenthum erbaut werde, bitten wir um Wiederbesetzung der Stelle und schlagen für dieselbe vor J. G. Kehrer, gegenwärtig Studiosus in Erfurt. Dadurch würde Gottes Ehre und der Menschen Wohlfahrt gefördert, auch die ausgestreuten schimpflichen Nachreden verhütet. Sollte Kehrer beanstandet werden, so proponiren wir den Magister Knoll, gewesenen Diakonus in Onolzbach, dieser Zeit ohne Dienst, aber seines ehrbaren stillen Wandels und seiner Erudition halben gerühmt. Dann würde die Jugend wieder unterrichtet und die bisherige schimpfliche Nachrede ausgetilgt. Auch dürfte es dazu beitragen, daß die Fürstenschule wieder aufgerichtet würde, wozu Knoll geeignet wäre. Der Leib- und Seelenverlust, welchen bisher Alt und Jung in Ermangelung eines getreuen Kirchenlehrers gelitten, ist nicht zu beschreiben.“ Der Vorgeschlagene erhielt als 15. Klosterprediger die Stelle.
15. M. Anton Knoll (1643–57) zog, wie im X. Abschn. berichtet wurde, militärisch eskortirt, in Heilsbronn ein, wo Hunger und Kummer und Kriegswehen seiner warteten. Den Erwartungen, die man bei seiner Ernennung von ihm hegte, entsprach er nicht. Er entzweite sich bald mit dem Verwalter Krebs, dem er seine Berufung vorzugsweise verdankte. Bei der wieder eröffneten Fürstenschule suchte man seinen Einfluß möglichst fern zu halten, laut folgender Regierungsentschließung: „Der Prediger Knoll hat sich bei der Schule alles Lehrens zu enthalten, dem Konrektor hinsichtlich der Inspektion keinen Eintrag zu thun, sondern seine kirchlichen Geschäfte abzuwarten, seine Predigten fleißig auszuarbeiten, die Gebete laut, langsam und verständlich zu sprechen und die Bibliothek sauberer als bisher zu halten.“ Sein [153] geselliger Verkehr mit seinen Amtsnachbarn Müller in Petersaurach und Renner in Weißenbronn war nicht empfehlend. Bei einer dieser geselligen Zusammenkünfte in seinem Pfarrhause ereignete sich die oben Bd. II. bei Weißenbronn berichtete Ermordung des ebengenannten Pfarrers Renner. 1657 kam Knoll nach Langenzenn.
16. M. J. Gg. Fuchs (1657–58), nach dem Turnus von Bayreuth angestellt, früher Diakonus in Kulmbach, kam 1657 nach Heilsbronn und starb schon im folgenden Jahr. Seine Wittwe zog nach Hof.
17. M. Elias P. Schöderlein (1659–66), von Onolzbach angestellt, geboren in Ansbach, dort Rektor, dann Prediger in Heilsbronn, wo er 45 Jahre alt starb. Nach seinem Tode wurde seine Stelle vier Jahre lang verwest. Während dieser Vakanz deliberirten die beiden Regierungen über Mittel und Wege, um die trostlosen Zustände in der seit elf Jahren wiederbestehenden Fürstenschule zu verbessern. Die Einen stimmten für Wiederanstellung eines Abts, dem die Leitung der Schule übertragen werden sollte. Die Andern hielten dafür, man sollte die Predigerstelle einem tüchtigen Manne verleihen und diesem die Inspektion und die Leitung, in Gemeinschaft mit dem Rektor, übertragen. Man entschied für Letzteres, und Bayreuth verlieh die Stelle dem Magister Händel.
18. M. Gottf. Händel (1670–75), zuvor Pfarrer in Frauenaurach, erstattete den oben mitgetheilten höchst betrübenden Bericht über den Stand der Schule und bezeichnete öftere Visitationen als das wirksamste Heilmittel, welches auch sofort angewendet wurde. Als Generalsuperintendent visitirte er selbst wiederholt; aber alle seine Bemühungen waren fruchtlos, ob er gleich ausgebreitete Gelehrsamkeit und ein bewundernswerthes Gedächtniß besaß. Er schrieb eine hebräische Rede de regulis bene et christiane vivendi, eine griechische Rede de statu veri pastoris sub persona Johannis Baptistae, eine lateinische Rede de pietate et prudentia domus brandenburgicae, eine Lobrede auf die Kurfürsten Friedrich I. und Albrecht Achilles, auf den [154] Markgrafen Georg etc. (des Kurfürsten Friedrich II. wird nicht gedacht), und ein deutsches Gedicht vom wahren Heilbronnen. Zweck dieses Gedichts ist: Lob der Fürstenschule und Ermunterung, aus diesem Brunnen des Heils zu schöpfen. Händel rezitirte es (360 Alexandriner) aus dem Gedächtniß bei Gelegenheit einer Schuljahresfeier. Darin sagte er u. A.: „Hoch- und vielgeliebte Anwesende, liebwerthe Anbefohlene!
Mit Euch sei Gottes Heil, mein Christus mit Euch Allen,
Die Ihr zu hören mich Euch lasset nicht mißfallen!
Willkommen, werthe Freund’! Ich danke Eurer Lieb,
Die Euch zu dieser Stund in diesen Hörsaal trieb.
Hier ist nicht Cicero, nicht Seneca zu hören,
Kein Cato redet heut, kein Heinsius wird lehren,
Kein Opitz ist allhier, kein Flämming stellet sich,
Kein Rist, auch Birken nicht; Ihr werdt nur hören mich.
Mich Teutschen höret jetzt mit teutschen Worten sagen
Vom wahren Bronn des Heils, vom Bronnen, der Behagen
Kann bringen unserm Bronn. Heilsbronn, ich meine Dich! etc.
So muß sein unser Born: er muß nicht lassen fallen
Die Lehre von sich hin; es muß empor stets wallen
Der Lehr und Tugend Kraft. Wer Alles bald vergißt,
Der ist dem Kranken gleich, der nicht weiß, was er ißt. etc.
Du hörst den Prediger und weißt nicht, was er saget,
Und ob er schon darob zu Zeiten schmerzlich klaget,
So hast Du’s einen Hohn und treibest Deinen Spott;
Es läßt sich aber nicht verspotten unser Gott.
Du springest, frissest, saufst, bist toll in Deinem Kragen,
Du gibst den Ueberfluß aus Deinem vollen Magen,
Du schreiest, jauchzest, spielst an Deines Gottes Fest,
Und willst doch noch dazu von Christen sein der best
Dieß Alles lasset uns, Ihr Gotteskinder, fliehn etc.“
Rektor Coeler, Konrektor Brecht und der dritte Professor Goldner fügten diesem Gedichte lateinische Verse bei, worin sie dem Dichter ihre Bewunderung bezeigten. Der gleichfalls anwesende Sekretär des Ritterkantons Steigerwald, Schober, schrieb bei: „Mit diesem [155] beehrt wohlmeinend Herrn Predigers und Professors Händels hochberedten Mund dessen etlichemal gewesener Zuhörer Schober.“
19. M. Mart. Clemens Coeler (1675–91), von Onolzbach ernannt, war der erste Rektor an der wiedereröffneten Fürstenschule, erhielt 1675 die Predigerstelle, die er bis an seinen Tod bekleidete. Er wurde wegen seines Fleißes und seines exemplarischen Lebens von beiden Regierungen hochgeschätzt. Was mußte der wohlgesinnte Mann empfinden beim Rückblick auf sein 36jähriges Wirken an einer Schule, die gleich von vornherein zuchtlos war und von Jahr zu Jahr zuchtloser wurde.
20. M. Joh. Fried. Krebs (1692–1721), von Bayreuth zum Prediger ernannt, war erst Rektor in Heilsbronn, in beiden Funktionen 46 Jahre lang thätig, aber ebensowenig wie Coeler im Stande, die Schule zu heben und der Zuchtlosigkeit Einhalt zu thun.
21. M. Joh. Ludw. Hocker (1722–46), von Onolzbach ernannt, erst Feldprediger, dann Diakonus in Krailsheim bis zu seiner Berufung an die Prädikatur in Heilsbronn. Auch ihm gelang es nicht, der Verwilderung zu steuern. Daß aber Alle, die sich für Heilsbronn’s Geschichte interessiren, seiner dankbar gedenken, ist oben oft erwähnt und in den Beiträgen besonders hervorgehoben worden. Er war Zeuge der Aufhebung der Fürstenschule und starb 1746.
Sechshundert Jahre lang war Heilsbronn, wie wir gesehen haben, ein geschichtlich denkwürdiger, meist sehr belebter, viel besuchter Ort. Von nun an ereignete sich dort nicht mehr viel Denkwürdiges. Es wurde stiller daselbst, Vieles von den literarischen und artistischen Schätzen weggebracht, keine fürstliche Leiche mehr dort bestattet. Das ursprüngliche Klostergebäude wurde Amts- und Gerichtsgebäude, die alte Abtswohnung größtentheils, manches andere Klostergebäude völlig abgetragen, das Burggrafenhaus, Pfarrhaus, die Klosterkirche verunstaltet, aber seit 1851 neugestaltet, theils restaurirt, theils renovirt, theils modernisirt, theils demolirt.
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