Geschichte von Kloster Heilsbronn/Die übrigen Skripturen an verschiedenen Tafeln
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Die zur Zeit der Klosterauflösung vorhandenen 26 Altäre » | |||
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Außer den bisher verzeichneten beweglichen Gegenständen waren in der Kirche auch viele an den Altären oder an den [243] Wänden aufgehängte Tafeln vorhanden, darauf Skripturen verschiedenen Inhalts: Gebete, Heilige werden um Fürbitte angefleht, Verstorbene charakterisirt und gerühmt etc., meist in Versen. Diese Schriftstücke zeigen, wie man damals in Heilsbronn dachte und dichtete. Das allbekannte, angeblich aus einer Mönchszelle stammende Stabat mater dolorosa juxta crucem lacrimosa, dum pendebat filius etc. stand vielleicht auch auf einer dieser Tafeln und war, wie es scheint, den Heilsbronner Mönchen wohl bekannt; allein es gelang diesen nur im gleichen oder ähnlichen Metrum, aber nicht im gleichen Geiste zu dichten. Die Schrift auf einer Tafel beim Altar Sanctae crucis lautete:
Ave, verbum incarnatum in altari consecratum,
Panis vivus angelorum, salus vita miserorum,
Tam sanctum pignus, nunquam non dignus,
Si capis indigne, digne cruciaberis igne.
Auf einer Tafel am Sebastiansaltar stand das folgende zur Pestzeit geschriebene Gebet:
Ad divum Sebastianum. Ode Sapphica.
Martyr, exaudi famulos precantes,
Desuper mittens placidum juvamen,
Ne modo laedat tibi servientes
Tabida pestis.
Omnia in te spes salusque plebis.
Aufer a nobis furiale lethum.
Hoc potes semper precibus benignus,
Candide martyr.
Adjuva cunctos, pie miles, aegros,
Ut tuo laudes referant sacello,
Quas tibi fundunt humili precatu
Pectore toto.
Ad tuum nemo veniat sacellum,
Aegra si morbis jaceat malignis
Plebs. Tuis ergo famulis supernum
Mitte favorem.
[244]
Libera clerum pia vota dantem,
Martyr insignis, facilesque semper
Augeas vires modo, sancte martyr,
Omnibus aegris.
Aspice, peccator, si non sum verus amator.
En, pro te morior, non est dilectio major.
Respice, quam tristis tu sis mihi causa doloris.
Vulnere sum plenus pro te nimis undique Jesus
Hic homo sto pro te, si peccas, desine per me.
Spinae, crux, clavi, mors, poena quam toleravi,
Ostendunt, qua vi miserorum crimina lavi.
Ut vivas morior, non est dilectio major.
Unter den Heiligen werden besonders Heinrich, Kunigunde, Fabian, Sebastian, Christophorus, Otto, Martin, Ambrosius und Valentinus um Fürbitte gebeten. Auf einer Tafel standen folgende Regeln, welche Bernhard beim Singen der Psalmen vorschrieb: Psalmodiam non nimium protrahamus, sed rotunda et viva voce cantemus, simul intonemus et simul demittamus, simul pausemus. Dum Cantor incipit antiphoniam, aut psalmum, aut responsorium, aut alleluja, unam aut duas partes solus tractim dicat, aliis tacentibus; ubi ille demittit, alii incipiant, non repetentes quod ille jam dixit etc. Auf 7 Tafeln standen 7 Gebete zum Gebrauch an den Festen der 7 Schmerzen Mariä, in deutscher Sprache. In jedem dieser Gebete wird um Erlaß einer der 7 Todsünden („Hoffart, Naidt, Zorn, Trägheit, Unkeuschheit, Freßheit, Geitzigkeit“) gebeten. Alle sieben sind fast wörtlich gleichlautend. Nur das letzte stehe hier als Nachweis, wie man sich damals zu Heilsbronn in deutscher Prosa ausdrückte: „Allmechtiger Gott, nimb auff diß gebeth in das gedechtnus dieser freud, die gehabt hatt die allerheiligste Jungfraw Maria, da sie mitt leib vber alle chör der Engel erhöhet worden ist, da sie sich ewiglich freuet, Vnd zur danckbarkeit vmb die schmertzen desselben allerliebsten Sohnes [245] vnd vmb sein köstbarliches blut, das er vergossen hatt, besonderlich in seiner heiligen verwundung der Seiten, vnd zu einer besondern ehr des heiligen S. Johannis Gottes Täuffers vnd aller Altvätter vnd aller heiligen miteinander, durch welcher fürbitt vnd verdienst wegen wöllest mir vnd allen menschen vergeben die Sünd, die wir vollbracht haben mit der geitzigkeit vnd allen ihren töchtern vnd derwider verleihen die heilige armut mit allen ihren gesellen und darinnen bestatten mit der gabe des heiligen Geistes, die da heist weißheit. Ich bitt dich auch besonderlich, das du wöllest genedig sein allen gläubigen Seelen. Amen.“
Auf einer andern Tafel stand ein langathmiges 50zeiliges „Epithaphium Georgii Muckas seliger gewesener Wirths zu Bonhof“, welcher 1568 starb, nachdem er 11 Klosteräbten treu gedient hatte. Der Verfasser des Schriftstücks läßt den Verstorbenen selbst reden in folgender Weise:
Gott als der durch sein Majestat
Von dieser Welt genommen hat
Salamin, den besten Schatz, mein Weib,
Die mich liebet als ihren Leib,
Bedacht ich oft das Alter fein,
Auch wenn ich dient im Leben mein,
Befand demnach, daß ich mit Ehren,
Ohn Ruhm, eilf hochwürdigen Herren
Äbten des Klosters zu Hailsbrunn
Gedient hab, so merket nun,
Wie man hieß des ersten Nam
Sebaldus war, nach welchem kam
Abt Wenk etc.
Dieweil mit Gott ich alter Mann,
Der ich wollt erst angefangen han,
Dem hoch deßgleichen würdigen Herrn
Abt Melchior gedient gar gern:
So kam mir eben, vernimm das Jahr,
Als achtundsechzig Zalen war,
Den zweinzig Tag Martii des Monts
Zu früh die Stimm Gottes Sohns,
Erfordert mich aus diesem Thal
Durch sein Weisheit in sein Schafstall etc.
Diese Skripturen, so geringhaltig auch mitunter, wurden noch lang nach der Klosterzeit in Ehren gehalten, an ihrer Stelle gelassen und oft kopirt, bis sie in Folge der Kirchenrestauration in späterer Zeit spurlos verschwanden.
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