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ADB:Quandt, Gottlob von

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Artikel „Quandt, Gottlob von“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 11–12, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quandt,_Gottlob_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 16:49 Uhr UTC)
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Quandt: Johann Gottlob v. Q., ein durch seine Kunstsammlungen und einige litterarische Arbeiten bekannt gewordener Kunstfreund. geboren in Leipzig am 9. April 1787, † in Dresden am 19. Juni 1859, war ein Sohn des reichen, 1818 verstorbenen Leipziger Kaufmanns Johann Gottlob Q. und wuchs in seiner Vaterstadt unter Verhältnissen auf, welche ihn zwar an der Erreichung des Vorzugs einer streng fachmännischen Ausbildung hinderten, doch aber sein auf natürlicher Anlage beruhendes feines Kunstgefühl frühzeitig weckten und ihm selbst zum Bewußtsein brachten. Besonders war es der Unterricht seines Erziehers Friedrich Rochlitz und der Verkehr mit einem dem väterlichen Hause befreundeten Chevalier de Renty, was diese Wirkung auf ihn ausübte. Ausgedehnte Reisen und der Umgang mit vielen trefflichen Künstlern vollendeten später die Entwicklung seines Kunstsinns in solcher Weise, daß er als Kenner älterer und Pfleger zeitgenössischer Kunst zu hohem Ansehen und wirksamem Einfluß gelangte. Daneben zeigten ihn seine zahlreichen und sehr verschiedenartigen, nur theilweise der Kunstforschung gewidmeten schriftstellerischen Versuche als einen Mann von vielseitigen geistigen Interessen, dem namentlich auch eine Neigung zu philosophischer Betrachtung der Dinge eigen war. In letzterer Beziehung findet man erwähnt, daß der Professor Karl Friedrich Richter, nachmaliger Oberpfarrer in Schneeberg, bestimmend auf seine Geistesrichtung einwirkte.

[12] Zu den Erinnerungen, welche sich an Quandt’s Namen knüpfen, gehört, daß es ihm vergönnt war, mit Goethe in Beziehungen zu treten. Als Q. im J. 1815 in den Dachräumen der beiden Hauptkirchen Leipzigs einige werthvolle altdeutsche Bilder entdeckt hatte, über welche er selbst in Nr. 121 ff. der Zeitung für die elegante Welt d. J. berichtet, veröffentlichte Goethe, der von ihm Durchzeichnungen der schönsten Köpfe in diesen Bildern erhalten hatte, in Nr. 69 des Morgenblatts vom 22. März 1815 den kleinen Aufsatz „Nachricht von altdeutschen in Leipzig entdeckten Kunstschätzen“. Die erste persönliche Begegnung zwischen Q. und Goethe hatte schon 1808 in Karlsbad stattgefunden; 1820 und nochmals 1830 wurde Goethe von Q. in Weimar selbst aufgesucht, und nach der 1828 erfolgten Begründung des Sächsischen Kunstvereins entspann sich, durch Angelegenheiten dieses Vereins veranlaßt, zwischen beiden ein reger Briefwechsel.

Ueber einige der von Q. unternommenen größeren Reisen, namentlich über seine erste Reise nach Italien und seine Reisen nach Schweden, Südfrankreich und Spanien, geben besondere von ihm verfaßte Schriften Nachricht, in denen er seine gesammelten Beobachtungen und Ergebnisse mittheilt. Eine zweite Reise nach Italien, die er 1819 in Begleitung seiner Gattin, einer Tochter des bekannten Schriftstellers August Gottlieb Meißner, unternahm, gewann durch einen längeren Aufenthalt in Rom, seinen Verkehr mit den damals dort vereinigten deutschen Künstlern und die hiermit in Zusammenhang stehenden Bereicherungen, welche seinen Kunstsammlungen an Werken lebender Künstler zutheil wurden, für ihn eine besondere Bedeutung.

Nachdem er im J. 1820 in die Heimath zurückgekehrt war, hielt er sich abwechselnd in Leipzig und Dresden auf, bis er sich 1828 für die Dauer in letzterer Stadt niederließ, in deren Nähe er 1830 das Rittergut Dittersbach kaufte. Im J. 1820 war ihm der Adel verliehen worden. Indem er 1836 zum Mitgliede des an Stelle eines Generaldirectors der Akademien zu Dresden und Leipzig neu eingesetzten akademischen Rathes in Dresden, außerdem auch zum Mitgliede der Dresdner Galeriecommission ernannt wurde, erlangte er auf die Verwaltung der Kunstangelegenheiten des sächsischen Staates auch einen amtlichen Einfluß. Die überaus werthvollen Sammlungen an Gemälden, Handzeichnungen und Kupferstichen, welche er während eines langen Lebens zusammengebracht und theilweise in von ihm selbst herausgegebenen Katalogen beschrieben hatte, wurden nach seinem Tode aufgelöst und verkauft, doch bilden die Frescomalereien in dem Thurmbau zu Schönhöhe bei Dittersbach und die Sculpturen im Park des Dittersbacher Schlosses, unter den letzteren Ernst Rietschel’s gewöhnlich als Nymphe bezeichnete Statue eines Mädchens, noch jetzt ein rühmliches Denkmal seines liebe- und verständnißvollen Eifers für die Kunst.

Berliner Kunst-Blatt hggb. von E. H. Toelken 1828 Mai S. 135–138. – Archiv für die zeichnenden Künste hggb. von R. Naumann, 3. Jahrg. 1857 S. 39. – J. K. Seidemann, Ueberlieferungen zur Geschichte von Eschdorf, Dittersbach und Umgegend, Dresden 1860, S. 157–161. – Verzeichniß der von J. G. v. Quandt hinterlassenen Gemäldesammlung alter und neuer Meister, Dresden o. J. – Catalog der von J. G. v. Quandt hinterlassenen Originalhandzeichnungen, Leipzig 1860. – W. Freiherr v. Biedermann, Goethe und Leipzig, Th. 2, Lpz. 1865, S. 176–178. – Derselbe, Goethe und Dresden, Berlin 1875. S. 133–140. – Herm. Uhde, Goethe, J. G. v. [Q]uandt und der Sächsische Kunstverein, Stuttgart 1878. – Fr. Strehlke, Goethe’s Briefe, Th. 2, Berlin 1884, S. 51–54, 514. – Goethe-Jahrbuch hggb. von L. Geiger, Bd. 6, Fkf. a. M. 1885, S. 138–141. – J. Schnorr von Carolsfeld, Briefe aus Italien, Gotha 1886.