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Kurze Beleuchtung der Vertheidigung des Kirchweihfestes in Franken

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Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Kurze Beleuchtung der Vertheidigung des Kirchweihfestes in Franken
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 3, S. 78–82
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
s. a. Das Kirchweihfest, Das Kirchweihfest (Journal von und für Franken, 2. Band)
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IV.
Kurze Beleuchtung der Vertheidigung des Kirchweihfestes in Franken.

Ich konnte mir leicht vorstellen, daß meine ächte Beschreibung des Kirchweihfestes in Franken den Liebhabern und Anhängern dieser seltsamen Dorflust nicht angenehm seyn würde.

 Die Liebhaber dieser Lustbarkeit mögen meinetwegen immerhin fortfahren, derselben anzuhangen. Ich mißgönne ihnen dieses Vergnügen nicht. Der Herr Verfasser der in das Fränkische Journal hierüber eingerückten Apologie hätte aber vor allen Dingen bedenken sollen, daß zwischen einer wirklichen und eingebildeten Sache ein Unterschied zu machen sey. Einem Kirchweihfest, wie er sich solches denket, konnte er freylich das Wort reden. Damit aber hat er gegen meine Darstellung des wirklichen Kirchweihfestes, wobey ich die Gesinnungen der Bauern hiesiger Gegend über diesen| Gegenstand genau erforschet hatte, nichts gewonnen.

 Der Verfasser gedachten Aufsatzes glaubet, daß ich die übeln Folgen dieses Festes übertrieben hätte. Ich muß aber gestehen, daß ich solche nicht einmahl alle berührt habe. Dahin gehöret, daß so wohl Söhne, als Knechte, öfters verleitet werden, ihre Eltern und Herren zu bestehlen, wenn es ihnen an hinlänglichem Geld zu diesem eingebildeten Freudenfeste fehlet. Doch genug von den übeln Folgen der Kirchweihlust. Ich schaudere und werde mit dem empfindlichsten Schmerzen erfüllet, wenn ich an das traurige Ende jenes Scribenten zu Castell gedenke, wozu die vorjährige Kirchweih Gelegenheit gegeben hat. Dieser einzige Fall, wiewohl es derselben noch mehrere gibt, sollte einen abschrecken, das Kirchweihfest zu vertheidigen.

 Mein Gegner betrügt sich, wenn er meinet, den Bauern dadurch einen Dienst oder Gefälligkeit zu thun, daß er das Kirchweihfest vertheidiget. Jeder vernünftige Bauer verabscheuet heut zu Tag dieses tolle Freudenfest. Er betrachtet es vielmehr als ein nothwendiges Uebel,| von dem er sich nicht los machen kann, weil ihm seine Obern hierin mehr hinderlich, als förderlich sind. Die Sonn- und Feyertage, welche letztere in hiesiger Gegend noch müßig zugebracht werden, geben dem Bauersmann Zeit und Gelegenheit genug, sich beym Wein und Bier, von der Arbeit, die er in den Werkeltagen im Schweiß seines Angesichtes verrichtet hat, im Wirthshause zu erhohlen, ohne daß es nöthig ist, oder er selbst wünschet, daß man ihm ein besonderes Fest dazu aussetze.
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 Wenn mein Herr Gegner die Kirchweihkosten des Landmanns für unbedeutend ansiehet, weil der Bauer das Getraid und Mastvieh selbst hat, so verräth er dadurch, daß er den gegenwärtigen Haushaltungsgeist der Bauern noch nicht kennet. Der hohe Preis des Getraides und gemästeten Viehes macht, daß der Bauer seinen Aufwand als baares Geld ansiehet, weil er täglich daß baare Geld dafür haben kann. Ueberhaupt ist zu bemerken, daß der Bauer bey seinem jetzigen Reichthum sparsamer ist, und auch sparsamer seyn muß, als seine Väter. Noch in der ersten Hälfte dieses zu Ende laufenden Jahrhunderts konnte der Bauersmann mit einigen hundert Gulden| ein Kind aussteuern. Jetzt aber kann man mit so viel Tausenden nicht mehr so viel bewirken, weil der Preis der liegenden Güter gar zu hoch gestiegen ist, und z. B. ein Bauerngewerbe, welches damahls 1000 Gulden gegolten hat, jetzt um 5000 bis 6000 Gulden verkauft wird. Die Ehen der Bauersleute sind in Franken gemeiniglich fruchtbar. Wenn nun ein Vater sechs bis neun Kinder auszusteuern hat, welcher Fall gar nichts seltenes ist, so kann man es ihm nicht verargen, wenn er die Sparsamkeit aufs höchste treibet. Daher vermeidet er auch sorgfältig alle unnöthigen Ausgaben.
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 Der Herr Apologet irret sich ferner, wenn er glaubt, daß mein Vorschlag wegen Erlassung des Zwangtanzes von keiner Wirkung seyn würde. Ich habe aus der Erfahrung gesprochen. Ich kenne Dörfer im Fränkischen Kreise, wo man sich von Seiten der weltlichen Aemter nichts um den Kirchweihtanz bekümmert, und wo man es der Willkür der Gastwirthe überläßt, Spielleute zu halten. Daher gehen die Dorfleute am Montag und| Dienstag wiederum an ihre gewöhnliche Arbeit, und die wenigsten denken an das Tanzen, so, daß daselbst kaum mehr ein Schatten von dem Fränkischen Kirchweihfeste zu sehen und zu finden ist.