Kurze Beleuchtung der Vertheidigung des Kirchweihfestes in Franken
Ich konnte mir leicht vorstellen, daß meine ächte Beschreibung des Kirchweihfestes in Franken den Liebhabern und Anhängern dieser seltsamen Dorflust nicht angenehm seyn würde.
Die Liebhaber dieser Lustbarkeit mögen meinetwegen immerhin fortfahren, derselben anzuhangen. Ich mißgönne ihnen dieses Vergnügen nicht. Der Herr Verfasser der in das Fränkische Journal hierüber eingerückten Apologie hätte aber vor allen Dingen bedenken sollen, daß zwischen einer wirklichen und eingebildeten Sache ein Unterschied zu machen sey. Einem Kirchweihfest, wie er sich solches denket, konnte er freylich das Wort reden. Damit aber hat er gegen meine Darstellung des wirklichen Kirchweihfestes, wobey ich die Gesinnungen der Bauern hiesiger Gegend über diesen| Gegenstand genau erforschet hatte, nichts gewonnen.Der Verfasser gedachten Aufsatzes glaubet, daß ich die übeln Folgen dieses Festes übertrieben hätte. Ich muß aber gestehen, daß ich solche nicht einmahl alle berührt habe. Dahin gehöret, daß so wohl Söhne, als Knechte, öfters verleitet werden, ihre Eltern und Herren zu bestehlen, wenn es ihnen an hinlänglichem Geld zu diesem eingebildeten Freudenfeste fehlet. Doch genug von den übeln Folgen der Kirchweihlust. Ich schaudere und werde mit dem empfindlichsten Schmerzen erfüllet, wenn ich an das traurige Ende jenes Scribenten zu Castell gedenke, wozu die vorjährige Kirchweih Gelegenheit gegeben hat. Dieser einzige Fall, wiewohl es derselben noch mehrere gibt, sollte einen abschrecken, das Kirchweihfest zu vertheidigen.
Mein Gegner betrügt sich, wenn er meinet, den Bauern dadurch einen Dienst oder Gefälligkeit zu thun, daß er das Kirchweihfest vertheidiget. Jeder vernünftige Bauer verabscheuet heut zu Tag dieses tolle Freudenfest. Er betrachtet es vielmehr als ein nothwendiges Uebel,| von dem er sich nicht los machen kann, weil ihm seine Obern hierin mehr hinderlich, als förderlich sind. Die Sonn- und Feyertage, welche letztere in hiesiger Gegend noch müßig zugebracht werden, geben dem Bauersmann Zeit und Gelegenheit genug, sich beym Wein und Bier, von der Arbeit, die er in den Werkeltagen im Schweiß seines Angesichtes verrichtet hat, im Wirthshause zu erhohlen, ohne daß es nöthig ist, oder er selbst wünschet, daß man ihm ein besonderes Fest dazu aussetze.