MKL1888:Porto

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Porto“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 244246
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Porto. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 244–246. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Porto (Version vom 11.08.2022)

[244] Porto (ital., „Fracht“), Beförderungsgebühr für Postsendungen. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts herrschte, hervorgerufen durch die Fiskalität der Regierungen und durch den Mangel internationaler Verkehrsbeziehungen, in der Portoberechnung große Mannigfaltigkeit und Verwirrung, auch waren die Portosätze unverhältnismäßig hoch. So kostete noch in den 30er Jahren ein einfacher Brief von Frankfurt a. M. nach Danzig 15 Silbergroschen (1,50 Mk.), zwischen Kopenhagen und Berlin 58 Schilling oder 1,35 Mk. Wenn eine Sendung über zwischenliegendes Land nach einem dritten Staat zu befördern war, so konnte das P. für dieselbe in der Regel nur bis zur Grenze vorausberechnet werden. In England rief Rowland Hill (s. d.) eine Portoreform ins Leben, durch welche ein gleichmäßiger Portosatz von 1 Penny (Pennyporto) für Beförderung eines einfachen, 1/2 Unze schweren Briefs durch ganz England eingeführt wurde. Diese radikale Maßregel brachte der englischen Staatskasse einen Verlust von 20 Mill. Pfd. Sterl., indem der Verkehr bedeutend langsamer wuchs, als bei der Portoermäßigung angenommen war, und die Erträgnisse der Post erst 1874 die gleiche Höhe als 1839 erlangten. In Deutschland wurde 1850 nach Errichtung des Deutsch-Österreichischen Postvereins das Briefporto auf 10 Pf. bis [245] zu 10 Meilen, 20 Pf. bis zu 20 Meilen und 30 Pf. über 20 Meilen ermäßigt. Erst die Errichtung des norddeutschen Postwesens hatte die Einführung eines Einheitssatzes von 10 Pf. für den einfachen Brief durch ganz Deutschland zur Folge, und seit Begründung des Weltpostvereins (s. d.) findet zwischen den entferntesten Ländern der Erde ein Austausch von Briefen zu dem Portosatz von 20 Pf. und von Postkarten für 10 Pf. statt. Der zur Zeit in Deutschland gültige Posttarif gründet sich auf die Gesetze über das Posttaxwesen vom 28. Okt. 1871, 17. Mai 1873 und 3. Nov. 1874 sowie auf die Postordnung (s. d.) vom 8. März 1879. Danach betragen die Gebühren im Verkehr innerhalb Deutschlands sowie mit Österreich-Ungarn für:

1) Briefe auf alle Entfernungen bis 15 g 10 Pf. 5 NKr.
bei größerm Gewicht (Meistgewicht 250 g) 20 10
bei unfrankierten Briefen Zuschlagporto 10 5
2) Postkarten (nur frankiert) 5 2
mit Antwort 10 5
3) Drucksachen (unter Kreuz- oder Streifband) bis 50 g einschließlich 3 2
über 50–250 g 10 5
über 250–500 g 20 10
über 500 g bis 1 kg 30 15
4) Warenproben bis 250 g 10 5
5) Briefe mit Zustellungsurkunden a) das gewöhnliche Briefporto, b) Zustellungsgeb. 20 10
für Rücksendung der Zustellungsurkunde 10 5
6) Einschreibesendungen außer dem gewöhnlichen P. Einschreibegebühr 20 10
Zeitungsgebühr für den Vertrieb von Zeitungen aller Art 25 Proz. des vom Verleger für die Post festgesetzten Einkaufspreises mit der Ermäßigung auf 121/2 Proz. bei Zeitungen, die seltener als viermal monatlich erscheinen. Mindestens sind jedoch für jede im Postweg bezogene Zeitung jährlich 40 Pf. zu entrichten. An Bestellgeld für die Zustellung der Zeitungen durch die Briefträger sind jährlich zu entrichten a) bei Zeitungen, welche wöchentlich einmal oder seltener bestellt werden, 60 Pf., b) welche zwei- oder dreimal wöchentlich bestellt werden, 1 Mk., c) welche mehrmals, aber nicht öfter als einmal täglich bestellt werden, 1 Mk. 60 Pf., d) für täglich mehrmals erscheinende Zeitungen 1 Mk. für jede tägliche Bestellung, e) für die amtlichen Verordnungsblätter 60 Pf.

Weiteres s. in den Artikeln: Postanweisungen, Postauftrag, Postgeldsendungen, Postpaketverkehr, Postnachnahmen, Postübertretungen.

Porto, 1) (Oporto, „der Hafen“) Hauptstadt des gleichnamigen portug. Distrikts in der Provinz Minho, die zweite Stadt Portugals, Handelsplatz und Hafen ersten Ranges, liegt malerisch auf zwei steilen, felsigen Anhöhen am rechten Ufer des Douro, 8 km oberhalb seiner Mündung, und bietet mit ihren zahlreichen stattlichen Gebäuden, hoch getürmten Kirchen und Klöstern, der hoch gespannten Drahtbrücke und der Eisenbahnbrücke über den Douro, welche die Stadt mit der gegenüberliegenden Vorstadt Villa Nova de Gaia verbinden, und ihren vielen Gärten vom Strom aus einen großartigen Anblick dar. Außer Villa Nova, welches eine eigne Kommune mit 9126 Einw. und großen Weinniederlagen bildet, liegen um die eigentliche Stadt herum die Vorstädte Cedofeita, Massarellos, Campanhã, Londello und Paranhos. Die schönsten Straßen sind: die Rua nova dos Inglezes, der Mittelpunkt des Handels; Rua nova de São João, mit zahlreichen großartigen Gebäuden; Rua das Flores, der Sitz der Goldarbeiter und Juweliere; Calçada dos Clérigos u. a. m. Zu den ansehnlichsten Plätzen gehören: die Praça de Santo Ovidio, gegen 100 m ü. M. gelegen; die von stattlichen Gebäuden umgebene Praça Cordoaria, in deren Nähe der Passeio das Virtudes, eine lindenbepflanzte Terrasse mit schöner Aussicht in das Stromthal; die Praça da Batalha, mit dem italienischen Opernhaus (1780 erbaut); die Praça de São Lazaro, mit schönen Gärten, und der Largo de Torre da Marca ein großer, auf der Oberfläche eines über den Strom fast überhängenden Felsens befindlicher Platz, mit dem von einer Aktiengesellschaft erbauten, von Parkanlagen umgebenen Kristallpalast, wo 1865 eine internationale Ausstellung stattfand. Die in der Nähe des Lazarusplatzes am Rand schroffer Felsen hoch über dem Strom sich hinziehende Promenade Passeio das Fontainhas gewährt eine großartige Aussicht. Als die zahlreichen Klöster noch bestanden, zählte P. 80 Kirchen und Kapellen. Gegenwärtig bestehen daselbst nur noch 2 Nonnenklöster und einige Mönchsklöster, welch letztere aber andern Zwecken dienen. So ist das auf einem Plateau jenseit des Stroms liegende Kloster da Serra do Pilar vom Kaiser Dom Pedro I. in eine Citadelle, das Kloster São Bento in eine Kaserne, das Kloster São Francisco in eine Börse umgewandelt worden. Unter den sieben Pfarrkirchen sind die im höchsten Teil der Stadt neben dem bischöflichen Palast gelegene, vom Grafen Heinrich von Portugal gegründete Kathedrale oder Sé, die kleine altgotische Kirche Cedofeita (schon 559 vom Suevenkönig Theodomir gegründet), die Kirche des großen Hospitals São Antonio oder Misericordia, die Kirchen São Francisco, Nova São da Lapa und dos Clérigos (letztere mit dem höchsten Turm Portugals, 65 m) die bemerkenswertesten. Unter den übrigen öffentlichen Gebäuden sind der Palacio da Bolsa, das erwähnte Stift São Antonio (unter den 7 Hospitälern der Stadt das großartigste), die große englische Faktorei (1785 erbaut), das Haupttheater, der Justizpalast, der bischöfliche Palast u. das Stadthaus hervorzuheben.

Die Zahl der Bewohner beträgt (1878) 105,838. Die Stadt ist mit Gas beleuchtet, mit trefflichem Wasser reichlich versorgt, und ihre Lage am Fluß begünstigt die Anfuhr von Lebensmitteln. Schon seit 1863 ist P. mit Lissabon durch eine Eisenbahn verbunden; hierzu sind seither die Eisenbahnlinien an die spanische Grenze gegen Galicien (Valença), mit Abzweigung nach Braga und im Dourothal nach Tua, sowie eine Flügelbahn nach Villa do Conde hinzugekommen. P. ist nächst Lissabon der Hauptsitz der portugiesischen Industrie. Namentlich sind die Baumwoll- und Wollspinnerei, Fabrikation von Tuch und Seidenstoffen, die Wachstuch- und Hutfabrikation, Metallgießerei, Gerberei und Lederfabrikation, Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, ferner die Fabrikation von Fayence, Korkstöpseln, Bändern, Tabak, Seife und Kerzen, die Zuckerraffinerie, Ziegelei und Kalkbrennerei hervorzuheben. Die Vorstadt Villa Nova enthält Fabriken für Thonwaren, Glas, Seife, Webwaren, dann Dampfmühlen und große Weinniederlagen. Der Handelsverkehr von P. ist sehr bedeutend. Der Wert der ein- und ausgeführten Waren betrug in Franken:

  1869: 1885:
Einfuhr 44775934 58763735
Ausfuhr 42141658 44909331

Die wichtigsten Artikel der Einfuhr sind: Baumwoll-, Schafwoll- und Seidenwaren, Getreide und Mehl, Häute und Leder, Rohzucker, Reis, Stockfisch, Metalle und Faßdauben; in der Ausfuhr vor allem Wein, dann Vieh, Südfrüchte, Kork, Zwiebeln, Blei, Häute und Felle, frisches und gesalzenes Fleisch, Schuhwaren. Die Weinausfuhr ist in fortwährender Zunahme begriffen und belief sich 1886 auf 39,97 Mill. Liter, wovon der größte Teil nach Großbritannien, Brasilien und Frankreich ging. Außer diesen drei Ländern nehmen an dem Handel von P. noch Deutschland, Schweden und Norwegen, die Niederlande, [246] Spanien, Nordamerika etc. teil. 1885 sind im Hafen von P. 907 Schiffe (davon 490 Dampfer) mit ca. 260,000 Ton. ein- und ebensoviel ausgelaufen. Gegenwärtig wird nördlich der Mündung des Douro bei Leixoes ein Nothafen angelegt. Entsprechend dem Handels- und Schiffahrtsverkehr, hat sich auch das Bankwesen in reger Weise entwickelt, so daß zu Ende 1885 in P. 8 selbständige Bankinstitute und 22 Filialen auswärtiger Banken bestanden. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten sind außer dem Hospital São Antonio (für 400–500 Kranke) das Asilo portuense de primeira infancia und das Asilo de mendicidade zu erwähnen. Von Bildungsanstalten besitzt P.: eine polytechnische Akademie, welche gleichzeitig als Marine-, Handels- und Gewerbeschule dient und mit einem Observatorium, einer Bibliothek, einem physikalischen Kabinett, einem chemischen Laboratorium und einem botanischen Garten ausgestattet ist; ferner eine medizinisch-chirurgische Schule (im Hospital São Antonio), eine Akademie der schönen Künste, ein Lyceum, ein gewerbliches Institut sowie zahlreiche Elementarschulen, eine öffentliche Bibliothek (1833 von Dom Pedro gegründet) mit 110,000 Bänden und 1200 Manuskripten und zwei Gemäldesammlungen. Die Stadt ist Sitz eines Zivilgouverneurs, eines Militärdivisionskommandos, eines Appellationsgerichtshofs und eines Handelsgerichts, einer Handelskammer, eines deutschen Konsuls und eines Bistums und wird in administrativer Hinsicht in zwei Quartiere (bairros): Oriental und Occidental, eingeteilt. Die Umgebungen Portos sind überaus reizend und voll schöner Landsitze. Ein beliebter Sommeraufenthalt ist São João da Foz, ein Städtchen mit 3018 Einw., an der Mündung des Douro, mit Seebädern. 30 km nördlich von P. liegt Vizella, ein reizender Badeort mit warmen Schwefelquellen u. Überresten alter Römerbäder. – P. verdankt seine Entstehung dem Hafenort Portus Cale, später Portocale, woraus der Name Portugal entstanden ist. Die Stadt war bis 1074 die Hauptstadt Portugals und wuchs besonders im 17. Jahrh., verlor aber bei einem Aufstand von 1757 viele Freiheiten. 1808 erklärte sich P. zuerst gegen die Franzosen, und hier bildete sich die portugiesische Junta zur Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten. In neuerer Zeit wurde P. merkwürdig durch den Ausbruch der Revolution vom 24. Aug. 1820; dann unter Dom Miguels Usurpation durch das Blutgericht gegen die Anhänger der Königin Maria II. da Gloria (1828), wobei die Stadt über 10,000 ihrer Bewohner durch Auswanderung verlor; ferner durch die Verteidigung gegen Dom Miguel vom 7. Juli 1832 bis 7. Aug. 1833 und als Stütz- und Mittelpunkt der Operationen Dom Pedros I., der hier auch das Dekret betreffs Aufhebung der religiösen Orden und der Klöster unterzeichnete; endlich durch mehrere Aufstände, von denen namentlich der vom 8. März 1846 eine längere Dauer (bis 1847) hatte.

2) (Das antike Portus) Dorf in der ital. Provinz Rom, zum Gemeindegebiet der Hauptstadt gehörig, in der Ebene der Tibermündung am Canale Fiumicino (s. d.) u. an der Eisenbahn von Rom nach Fiumicino gelegen, war in der römischen Kaiserzeit ein für die Verpflegung Roms wichtiger Hafen mit großen, von Claudius und Trajan erbauten Hafenbassins u. Speichern und einer der ältesten Bischofsitze. Seit dem 10. Jahrh. ist jedoch der Hafen versumpft; das Bistum wurde 1821 nach Civitavecchia verlegt. Gegenwärtig enthält der verfallene Ort außer Ruinen nur den ehemaligen Bischofspalast, eine Kirche und wenige Häuser.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 724
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[724] Porto. Nach einer Festsetzung vom 1. Juni 1889 wird für Drucksachen im Verkehr innerhalb Deutschlands sowie mit Österreich-Ungarn auf alle Entfernungen erhoben: bis 50 g 3 Pf., über 50–100 g 5 Pf., über 100–250 g 10 Pf., über 250–500 g 20 Pf., über 500 bis 1 kg 30 Pf.