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MKL1888:Siebenjähriger Krieg

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Siebenjähriger Krieg“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 944947
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Siebenjähriger Krieg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 944–947. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Siebenj%C3%A4hriger_Krieg (Version vom 24.09.2023)

[944] Siebenjähriger Krieg. Die Ursache des Kriegs war der Wunsch der Kaiserin Maria Theresia von Österreich, das in den Schlesischen Kriegen (s. d.) an Preußen verlorne Schlesien wiederzugewinnen. Ihr schloß sich die Kaiserin Elisabeth von Rußland an, welche wegen beißender Witze über ihre Person gegen Friedrich II. äußerst erbittert war. Auch in Frankreich, das bisher stets Gegner Österreichs und noch in den Schlesischen Kriegen mit Preußen verbündet gewesen war, trat unter dem Einfluß der Pompadour und ihres Günstlings, des Ministers Bernis, ein Umschwung ein, der von Kaunitz, der für einige Zeit die Gesandtschaft in Paris übernahm, eifrig befördert wurde. Als Friedrich II. 16. Jan. 1756 mit England, das wegen der Kolonien in Nordamerika mit Frankreich im Streit lag, den Vertrag von Westminster zum Schutz Hannovers schloß, kam 1. Mai ein Schutzbündnis zwischen Österreich und Frankreich zu stande. Den dienstbeflissenen Vermittler bei diesen Verhandlungen bildete der sächsische Hof, an dem Graf Brühl zu den heftigsten Gegnern Friedrichs zählte. Dieser erhielt durch einen bestochenen sächsischen Kanzlisten, Menzel, von diesen Plänen Kunde. Bestimmteres erfuhr er aus den Berichten des niederländischen Gesandten in Petersburg, die ihm über den Haag zugingen und meldeten, daß Österreich und Rußland übereingekommen seien, ihn im Frühjahr 1757 anzugreifen. Er beschloß, sich entweder dagegen zu sichern, oder seinen Feinden zuvorzukommen, und ließ im Juni 1756 in Wien anfragen, ob die Kriegsrüstungen ihm gälten. Als man auf diese Frage eine ausweichende Antwort gab, forderte er das Versprechen, daß man weder in diesem noch im folgenden Jahr ihn angreifen werde. Da ihm dies 21. Aug. verweigert [945] wurde, begann er den Krieg, indem er 29. Aug. mit 60,000 Mann die sächsische Grenze überschritt.

Sein Plan war, auf diesem kürzesten Weg in Böhmen einzufallen. Aber der Kurfürst von Sachsen, August III., wies alle Anträge Friedrichs, sich mit ihm zu verbinden oder neutral zu bleiben, zurück und flüchtete auf den Königstein, von wo er seine Bundesgenossen und das Reich um Beistand anrief, während sich die sächsischen Truppen, 17,000 Mann, rasch in einem befestigten Lager bei Pirna zusammenzogen. Friedrich, der am 9. Sept. in Dresden eingezogen war, mußte nun die Sachsen einschließen, um sie durch Hunger zur Ergebung zu zwingen. Er wehrte zwar einen Versuch der Österreicher unter Browne, die Sachsen zu befreien, durch den Sieg bei Lobositz (1. Okt. 1756) ab und nötigte die Sachsen zur Kapitulation von Pirna (15. Okt.), worauf Unteroffiziere und Gemeine der sächsischen Armee der preußischen einverleibt, Sachsen überhaupt als eroberte Provinz ausgesogen ward, während der Kurfürst mit dem Hof nach Warschau ging. Aber in Böhmen hatte er sich nicht festsetzen können, und nun bildete sich die europäische Koalition gegen ihn, die er hatte verhindern wollen. Das Deutsche Reich beschloß 17. Jan. 1757 die bewaffnete Hilfe für Sachsen; Rußland sicherte 22. Jan. Österreich ein Hilfsheer von 100,000 Mann zu; Frankreich verpflichtete sich 1. Mai, 150,000 Mann gegen Preußen aufzustellen und jährlich 12 Mill. Gulden Subsidien zu zahlen, und auch Schweden, dessen Reichstag von französischem und russischem Geld bestochen war, erklärte als Garant des Westfälischen Friedens an Friedrich den Krieg. Von den zu erobernden preußischen Landen sollte Österreich Schlesien, Glatz und Krossen, Sachsen Magdeburg, Halberstadt und den Saalkreis, Schweden Vorpommern, Kurpfalz Kleve und Obergeldern, Rußland Ostpreußen erhalten, während Frankreich ein Teil der österreichischen Niederlande zugesichert wurde. Friedrich II. sollte also auf die Mark und Hinterpommern beschränkt und als ohnmächtiger Marquis de Brandebourg für immer unschädlich gemacht werden.

Dem verbündeten Mitteleuropa hatte Friedrich, dessen Staat kaum 5 Mill. Einw. zählte, außer seinem eignen Heer von 200,000 Mann nur die Truppen seiner wenigen Verbündeten, Hannover, Braunschweig, Hessen-Kassel und Sachsen-Gotha, entgegenzustellen; diese letztern, 40,000 Mann unter dem Herzog von Cumberland, waren bestimmt, Hannover zu schützen. Der König selbst beabsichtigte, den 1756 nicht gelungenen Plan wieder aufzunehmen und in Böhmen einzufallen, in der Hoffnung, Österreich so schnell und so entscheidend niederzuwerfen, daß dessen Verbündete vom Krieg abgeschreckt würden. Der Anfang des Feldzugs von 1757 schien seine Erwartungen zu bestätigen. Er errang 6. Mai nach mörderischem Kampf den Sieg von Prag und schloß die geschlagene österreichische Armee unter dem Prinzen Karl von Lothringen in Prag ein. Aber dies hielt sich, bis Daun mit einem neuen österreichischen Heer von 54,000 Mann herankam und den ihm entgegengeschickten Herzog von Bevern zurückdrängte. Nun eilte Friedrich selbst herbei, vereinigte sich 15. Juni mit Bevern und griff 18. Juni mit 34,000 Mann die Stellung Dauns bei Kolin an, erlitt aber eine völlige Niederlage; 14,000 Mann u. 43 Geschütze gingen verloren. Die Folgen der Schlacht bei Kolin waren verhängnisvoll und gaben dem Feldzug, ja dem ganzen Krieg die entscheidende Wendung. Nicht bloß mußte Böhmen unter beträchtlichen Verlusten geräumt werden, sondern nun drangen auch die ermutigten Feinde von allen Seiten auf den dem Untergang geweihten Gegner ein. Ein französisches Heer unter d’Estrées besetzte die preußischen Gebiete westlich der Weser, besiegte den Herzog von Cumberland bei Hastenbeck (26. Juli), eroberte Hannover und Hessen und zwang die Cumberlandsche Armee durch die Konvention von Kloster-Zeven (8. Sept.) zur Auflösung. Die Russen unter Apraxin drangen in Ostpreußen ein und nötigten den preußischen Feldmarschall Lehwaldt durch die Schlacht bei Großjägersdorf (30. Aug.) zur Räumung desselben. Die Österreicher setzten sich in Oberschlesien und der Lausitz fest, erfochten hier 7. Sept. einen Sieg bei Moys und machten sich dadurch den Weg nach Breslau und Berlin frei, das im Oktober auch von einem Streifkorps unter Haddik auf kurze Zeit besetzt wurde. Das preußische Heer war geschwächt, erschöpft und entmutigt, die Generale ohne Vertrauen auf neue Erfolge; selbst seine nächsten Verwandten gaben Friedrichs Sache verloren. Dieser jedoch, entschlossen zu siegen oder zu sterben, wandte sich mit der kleinen ihm gebliebenen Schar zuerst gegen die vereinigte französische und Reichsarmee, die bis Weißenfels vorgedrungen war, und brachte ihr am 5. Nov. bei Roßbach eine vernichtende Niederlage bei; dann brach er nach Schlesien auf, das durch den Sieg der Österreicher über Bevern 22. Nov. und die Einnahme von Breslau (24. Nov.) ganz in deren Hände gefallen war. Nachdem er die Reste der schlesischen Armee unter Zieten an sich gezogen, griff Friedrich die fast dreimal stärkern Österreicher 5. Dez. bei Leuthen an, errang einen vollständigen Sieg und befreite ganz Schlesien mit Ausnahme von Schweidnitz. Auch Ostpreußen wurde von den Russen wieder geräumt, und in England genehmigte König Georg II. auf den Rat Pitts die Konvention von Zeven nicht, sondern schloß 11. April 1758 ein Bündnis mit Preußen, wonach dieses Hilfsgelder (41/2 Mill. Thlr.) erhalten und ein neues verbündetes Heer in Hannover aufgestellt werden sollte.

Unter diesen Umständen glaubte Friedrich 1758 durch einen neuen Angriff auf Österreich dieses zum Frieden zwingen zu können. Nachdem er 16. April Schweidnitz wiedererobert hatte, fiel er in Mähren ein, doch gelang es ihm weder, Olmütz zu überrumpeln, noch durch eine regelrechte Belagerung zur Übergabe zu zwingen. Vielmehr sah er sich dadurch, daß die Österreicher unter Laudon seine direkte Verbindung mit Schlesien unterbrachen, genötigt, 1. Juli die Belagerung aufzuheben und sich durch Böhmen über das Riesengebirge nach Mittelschlesien zurückzuziehen. Von hier eilte er nach der Mark, in welche die Russen unter Fermor nach erneuter Besetzung Ostpreußens vorgedrungen waren; Dohna zurückdrängend, hatten sie die Neumark verwüstet und Küstrin in Brand geschossen. Friedrich griff sie 25. Aug. bei Zorndorf an und zwang sie nach hartnäckigem Widerstand zum Rückzug. Dann wandte er sich nach Sachsen, in welches Daun eingefallen war. Derselbe bezog feste Lager und vermied jeden Kampf; durch diese Unthätigkeit unvorsichtig gemacht, ließ sich der König 14. Okt. im Lager bei Hochkirch überfallen und erlitt eine empfindliche Niederlage. Doch rückte er sofort in Gewaltmärschen nach Schlesien, entsetzte Neiße (6. Nov.) und Kosel (15. Nov.) und kehrte dann nach Sachsen zurück, das Daun nun räumte. Im Westen hatte inzwischen der Herzog Ferdinand von Braunschweig mit dem verbündeten englisch-preußischen Heer die Franzosen aus Hannover und Westfalen vertrieben und sie 23. Juni 1758 bei Krefeld besiegt. Als ein neues französisches Heer sich 1759 bei Frankfurt [946] a. M. sammelte und nach Zurückweisung eines Angriffs der Verbündeten bei Bergen (13. April) durch Hessen bis zur Weser vordrang, ward es 1. Aug. 1759 von Ferdinand bei Minden geschlagen und über Rhein und Main zurückgetrieben.

So hatte sich Friedrich zwar im Besitz seiner Lande behauptet, aber durch einen entscheidenden Erfolg die feindliche Koalition zu sprengen war ihm nicht gelungen. Und schon machte sich der Mangel an Geld, dem er durch das gefährliche Mittel der Münzverschlechterung abzuhelfen suchte, und an Offizieren und geschulten Soldaten geltend; die Feinde steigerten klugerweise diesen Mangel, indem sie die Kriegsgefangenen nicht auswechselten, was für Friedrich den weitern Nachteil hatte, daß er seine Gefangenen in den Festungen durch verstärkte Garnisonen bewachen lassen und so seine Feldarmee verringern mußte. Nur 130,000 Mann hatte er daher 1759 auf dem östlichen Kriegsschauplatz verfügbar, während Österreich und Rußland mehr als 250,000 Mann ins Feld stellten und eine Vereinigung ihrer Streitkräfte planten. Diese wollte Friedrich unter allen Umständen hindern und schickte den durch Polen heranrückenden Russen erst Dohna, dann Wedell entgegen, während er selbst Schlesien deckte. Wedell wurde aber 23. Juli bei Kay geschlagen, und nun konnte sich Laudon mit den Russen vereinigen. Der König griff die Verbündeten 12. Aug. bei Kunersdorf an, erlitt aber, weil er sich mit einem halben Sieg nicht begnügen wollte, eine so furchtbare Niederlage, daß er selbst alles für verloren hielt und, um seine Streitkräfte für den letzten Verzweiflungskampf zusammenzuhaben, den Befehlshabern der Elbfestungen befahl, sie lieber zu räumen als es auf eine Einschließung ankommen zu lassen. Durch die Uneinigkeit der Russen und Österreicher gewann er jedoch Zeit, sein zerstreutes Heer wieder zu sammeln, zu ordnen und zu vermehren. Da die Russen, verdrießlich über Dauns Unthätigkeit, im Oktober nach Polen zurückkehrten, konnte sich Friedrich nach Sachsen wenden, wo infolge seines Befehls Dresden, Torgau und Wittenberg den Österreichern und Reichstruppen geräumt worden waren und Daun daher eine starke Stellung einnahm. Um diesen nicht nur zum Rückzug aus Böhmen zu nötigen, sondern ihm auf demselben noch empfindliche Verluste beizubringen, schickte der König den General v. Finck in das Erzgebirge, wo derselbe jedoch 21. Nov. bei Maxen von Daun zur Kapitulation genötigt wurde. Die Österreicher blieben nun den Winter über in Sachsen, und Friedrich mußte deshalb ein festes Lager bei Wilsdruf beziehen, in dem sein Heer wegen der strengen Kälte sehr litt.

Im J. 1760 versuchte der König, Dresden wiederzuerobern, doch vergeblich. Inzwischen war Laudon in Schlesien eingefallen, hatte Fouqué 23. Juni bei Landeshut vernichtet und Glatz erobert. Die Vereinigung, welche die österreichischen Feldherren Laudon, Lacy und Daun mit den Russen unter Soltikow planten, vereitelte Friedrich durch seinen Sieg bei Liegnitz über Laudon (15. Aug.), so daß die Russen und Österreicher mit der kurzen Besetzung Berlins durch Streifkorps (9.–12. Okt.) sich begnügen mußten. Sachsen wurde, mit Ausnahme von Dresden, durch die Schlacht bei Torgau (3. Nov.) wiedergewonnen. Aber die Erschöpfung der Hilfsmittel Preußens nahm trotz des herben Druckes, mit dem er Sachsen belastete, aufs bedenklichste zu. Die Offiziere waren zum Teil halberwachsene Knaben, die meisten Soldaten ungeschulte Rekruten; nur wenige Veteranen waren noch übrig und erhielten im Heer den Fridericianischen Geist. Der Mangel an Geld stieg dadurch aufs höchste, daß 25. Okt. 1760 Georg II. von England starb und sein Nachfolger Georg III. zwar das Bündnis mit Preußen nicht aufhob, aber keine Subsidien mehr zahlte. Mit Mühe konnte der König 1761 ein Heer von 96,000 Mann den 230,000 Mann Russen und Österreichern entgegenstellen. Auf einen Angriff mußte er daher verzichten und sich, während Prinz Heinrich Sachsen deckte, in Schlesien damit begnügen, den vereinigten Österreichern (unter Laudon) und Russen (unter Buturlin) gegenüber bei Bunzelwitz (Königszelt) ein festes Lager aufzuschlagen und dasselbe so lange zu behaupten, bis Mangel an Lebensmitteln und Uneinigkeit mit Laudon 10. Sept. Buturlin zum Abmarsch nach Polen bewogen. Ein empfindlicher Verlust war aber 1. Okt. die Überrumpelung der Festung Schweidnitz durch Laudon, der am 16. Dez. die Eroberung Kolbergs durch die Russen folgte. Obwohl der Herzog von Braunschweig 15. und 16. Juli 1761 bei Villinghausen über die Franzosen gesiegt hatte, war dennoch die Lage des Königs eine verzweifelte: Schlesien, Sachsen und Pommern waren nur noch zum Teil in seiner Gewalt, der Rest seines Gebiets an Menschen und Geld völlig erschöpft und die Hoffnung auf Englands Hilfe durch den Sturz Pitts (Herbst 1761) vereitelt. Trotz seiner heldenmütigen Ausdauer und seiner unermüdlichen Thätigkeit in der Ergänzung und Verbesserung des Heers schien Friedrich nach menschlicher Voraussicht verloren.

Der Tod der russischen Kaiserin Elisabeth (5. Jan. 1762) änderte die ganze Lage der Dinge mit Einem Schlag. Der neue Zar, Peter III., ein Bewunderer Friedrichs, schloß bereits 16. März zu Stargard einen Waffenstillstand und 5. Mai zu Petersburg Frieden mit Preußen, wechselte die Gefangenen aus, räumte ohne Entschädigung die preußischen Provinzen und bewog auch Schweden zum Frieden von Hamburg (22. Mai). Ja, im Juni schloß Peter III. ein Bündnis mit Preußen und ließ 20,000 Mann unter Tschernitschew zum Heer des Königs stoßen. Dieser war vor allem darauf bedacht, Schlesien wiederzuerobern, das Daun mit 90,000 Mann besetzt hielt. Der Sturz Peters III. und die Thronbesteigung Katharinas II. (9. Juli 1762) drohten die glückliche Wendung der Dinge wieder in Frage zu stellen. Doch gelang es Friedrich noch, vor Tschernitschews Abmarsch das feste Lager Dauns bei Burkersdorf 21. Juli zu erstürmen, denselben zum zweitenmal (16. Aug.) bei Reichenbach zu schlagen und 9. Okt. Schweidnitz wiederzuerobern, womit ganz Schlesien außer Glatz wiedergewonnen war. Auch der befürchtete neue Krieg mit Rußland trat nicht ein; Katharina bestätigte den Frieden vom 5. Mai und hielt sich neutral. Sachsen befreite Prinz Heinrich durch seinen Sieg über die österreichischen und Reichstruppen bei Freiberg (29. Okt.). Im Westen endlich überfiel Herzog Ferdinand die Franzosen 24. Juni bei Wilhelmsthal und eroberte 31. Okt. Kassel wieder.

Da Frankreich auch zur See sich England nicht gewachsen gezeigt hatte, gab es den Kampf auf, und 3. Nov. 1762 wurden zu Fontainebleau die Friedenspräliminarien und 10. Febr. 1763 zu Paris der Friede zwischen Frankreich und England unterzeichnet, in welchem ersteres Kanada abtrat und sich verpflichtete, am Kampf in Deutschland nicht mehr teilzunehmen. Dies nötigte auch die deutschen Reichsstände, Frieden mit Preußen zu schließen, um so mehr, da ein preußisches Streifkorps unter General Kleist im November 1762 in Süddeutschland bis zur Donau vordrang, [947] Nürnberg einnahm und überall, ohne Widerstand zu finden, hohe Kontributionen erpreßte. Maria Theresia war nun von der lästigen Verpflichtung, ihre deutschen Verbündeten bei gemeinschaftlichem Friedensschluß für ihre Kriegskosten und Verluste schadlos zu halten, befreit, und da Friedrich mit Macht für den neuen Feldzug rüstete, den er 1763 mit 200,000 Mann eröffnen wollte, Österreichs Streitmittel aber erschöpft waren, zeigte sie sich zu Friedensverhandlungen geneigt, die 15. Febr. 1763 zum Frieden von Hubertusburg führten; derselbe stellte den Stand der Dinge vor dem Krieg her. Friedrich d. Gr. behauptete in dem langen Krieg, der seinen Landen schwere Wunden schlug, nur seinen Besitz, machte keine neuen Eroberungen und erhielt auch keine Entschädigung für seine großen Verluste; aber indem er sich sieben Jahre lang gegen eine europäische Koalition siegreich verteidigte, errang er nicht nur für Preußen einen Platz unter den Großmächten Europas, sondern verschaffte seinem Staat und Volk auch ein moralisches Übergewicht in Deutschland, während Österreich, das fremden Mächten deutsches Gebiet preiszugeben geneigt gewesen, in der Achtung sank. Unter Friedrichs Führung bethätigten die preußischen Krieger Hingebung, Opferfreudigkeit, Patriotismus, Begeisterung für Heldengröße und ideale Ziele, retteten für die Zukunft die politische und geistige Unabhängigkeit des deutschen Volkes und gaben auch seinem litterarischen Leben eine wirksame Anregung und einen tiefern Inhalt.

Vgl. über den Ursprung des Kriegs: (Graf Vitzthum v. Eckstädt) Die Geheimnisse des sächsischen Kabinetts 1745–56 (Stuttg. 1866–67, 2 Bde.); v. Ranke, Der Ursprung des Siebenjährigen Kriegs (2. Aufl., Leipz. 1874); über den Krieg selbst: Friedrich II. in der „Histoire de la guerre de sept ans“; Lloyd, Geschichte des Siebenjährigen Kriegs (deutsch, Berl. 1783–1801, 6 Bde.); Archenholtz, Geschichte des Siebenjährigen Kriegs (das. 1793; 11. Aufl., Leipz. 1879); A. Schäfer, Geschichte des Siebenjährigen Kriegs (Berl. 1867–74, 2 Bde.); „Geschichte des Siebenjährigen Kriegs. Bearbeitet von den Offizieren des Großen Generalstabs“ (das. 1827–47, 8 Bde.); (v. Retzow) Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des Siebenjährigen Kriegs (2. Aufl., das. 1804, 2 Bde.); Stuhr, Forschungen etc. über Hauptpunkte der Geschichte des Siebenjährigen Kriegs (Hamb. 1842, 2 Bde.); v. Schöning, Der Siebenjährige Krieg, nach der Originalkorrespondenz Friedrichs d. Gr. mit dem Prinzen Heinrich (Potsd. 1851, 3 Bde.); Gottschalk, Die Feldzüge Friedrichs d. Gr. im Siebenjährigen Krieg (Berl. 1858); Westphalen, Geschichte der Feldzüge Herzog Ferdinands von Braunschweig-Lüneburg (das. 1859–72, 5 Bde.); Maslowski, Der Siebenjährige Krieg nach russischer Darstellung (deutsch, das. 1888 ff.).