Neue Gedichte von Anton Ohorn

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Titel: Neue Gedichte von Anton Ohorn
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aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 148
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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[148] Neue Gedichte von Anton Ohorn. Unter dem Titel „Brevier und Fiedel“ hat der unsern Lesern wohlbekannte Dichter Anton Ohorn eine neue Sammlung seiner lyrischen Erzeugnisse herausgegeben (Großenhain und Leipzig, Baumert und Ronge). Sie zerfällt in zwei Abschnitte „Im Festkreis des Jahres“ und „Lieder und Geschichten“. In dem ersteren werden Neujahr, Palmsonntag, Ostern, St. Johannistag, Pfingsten, Weihnachten, Sylvester besungen, und zwar sowohl nach ihrer religiösen Bedeutung, als auch nach den stimmungsvollen Naturbildern, von denen diese Tage gleichsam umrahmt sind. Indessen ist das, was uns Ohorn hier bietet, kein kalendarischer Singsang, es sind alles Lieder, die aus dem Gemüt hervorquellen; besonders gelungen sind die drei Gedichte „St. Johannistag“. In dem zweiten Abschnitt finden sich neben schlichten Liedern auch Gedichte auf die deutschen Kaiser, auf Moltke, auf Uhland und Körner, in denen ein vollerer Ton angeschlagen ist. Sehr anmutig sind die „Troubadourweisen“; sie sind einfach, aber es schwebt darüber ein poetischer Hauch, z. B.:

„Mein Herz ist gewandert jahrelang
Und konnte den Frühling nicht schauen;
Mit einmal kam er mit süßem Drang,
Mit Augen, lachenden, blauen;

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Du bist mein Lenz so sonnenhell,

Bist meiner Lieder goldner Quell,
Du lieblichste der Frauen!“

In andern Liedern spricht sich eine tüchtige kernhafte Gesinnung aus, so in dem ersten Gedicht des Abschnitts „Habe Mut!“, das Ohorn seinerzeit für den „Gartenlaubekalender“ gedichtet hat und von welchem wir hier die zwei letzten Strophen mitteilen:

„Scheint in langen Winterwochen
Trostlos die Natur erschlafft,
Unterm Eise ungebrochen
Schlummert ihre Lebenskraft,

5
Und hält Siechtum dich umfangen,

So daß all dein Wünschen ruht,
Wieder färben sich die Wangen:
0 Habe Mut!

Jeder Lenz hat seine Blüten,

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Die kein Sturm ihm knickt und bricht.

In des ärgsten Winters Wüten
Strahlt der Sonne mildes Licht.
Was des Jahres Lauf auch bringe,
Wechselnd steigt und fällt die Flut;

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Stehe mannhaft, hoffe, ringe –

0 Habe Mut!“

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