6) Sohn des Kaunos, der aus dem damals noch karischen Milet stammte, von der lykischen Naiade Pronoe, gründet nach dem Tode des Vaters die Stadt Kaunos und herrscht dort als König (Konon 2, vgl. U. Hoefers Ausg. S. 50ff.). Später kam Lyrkos, Sohn des Phoroneus, mit dem Auftrage, die geraubte Io zu suchen, von Argos nach Kaunos, heiratete Heilebie, die Tochter des A., und erhielt einen Teil der Königsherrschaft. Später wollte A. seinen Schwiegersohn aus dem Lande vertreiben, weil er wegen eines Orakelspruches des didymaeischen Apollon, den er wegen seiner Kinderlosigkeit befragt hatte, mit Hemithea, der Tochter des Staphylos, in Bybassos (dies die richtige Namensform) auf dem knidischen Chersonnes Umgang gepflogen hatte. Aber Heilebie nahm für ihren Gatten Partei [und verhalf ihm zum Siege. Von A. verlautet nichts mehr]. Dem greisen Lyrkos aber folgte sein Sohn von der Hemithea, Basilos, in der Herrschaft. Parthenios 1 giebt als Quellen an: Nikainetos ἐν τῷ Λύρκῳ und Apollonios von Rhodos Καύνῳ. Letzteres Gedicht war Hauptquelle auch für Konon. G. Knaack Callimachea, Gymn.-Progr. Stettin 1887, 15. U. Hoefer a. a. O. Es wäre interessant zu wissen, ob der rhodische Dichter den Stoff gewählt hat, weil Kaunos vorher in den Besitz der Rhodier übergegangen war; doch ist der Zeitpunkt dieses Ereignisses sehr bestritten; s. H. van Gelder Geschichte der alten Rhodier 199–204, der sich für ca. 240 v. Chr. entscheidet. Die alten Beziehungen der Rhodier zu Argos würden erklären, warum die argivischen Sagenfiguren Lyrkos und vielleicht auch A. selbst (vgl. Aigialos Nr. 1 und Knaack a. a. O. 15 unten) nach der Barbarenstadt Kaunos übertragen sind.