RE:Alkmaionis

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
namenlos überliefertes Epos, im korinthischen Kulturkreis 600 v. Chr.
Band I,2 (1894) S. 1562 (IA)–1564 (IA)
Alkmaionis in der Wikipedia
Alkmaionis in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register I,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|I,2|1562|1564|Alkmaionis|[[REAutor]]|RE:Alkmaionis}}        

Alkmaionis ein namenlos überliefertes (ὁ τὴν Ἀλκμαιονίδα γράψας citiert) Epos, im korinthischen Kulturkreise um 600 v. Chr. entstanden (v. Wilamowitz Hom. Unters. 328ff.). Sie ist nicht identisch mit den Ἐπίγονοι, wie Welcker Ep. Cyklus² I 195 u. A. annehmen, sondern ein selbständiges Gedicht (O. Müller. Immisch 154. [1563] Bethe 109ff.), doch scheint es sich an ein älteres vom Zuge der Sieben (Ἀμφιάρεω ἐξέλασις ?) angeschlossen zu haben. Wie der Titel ergiebt, besang dies Epos die Thaten des Alkmaion (s. d.). Wir kennen drei: seinen Muttermord, seinen Zug mit den Epigonen wider Theben, seine Abenteuer in Akarnanien und Aitolien.

Da in der einen der zwei einzigen Versionen über den Epigonenkrieg Alkmaion als Hauptheld, Führer und Besieger des Laodamas, des Königs von Theben, hervortritt (Apollod. III 7, 2. Diod. IV 66), so ist es wahrscheinlich, dass diese durch die A. ausgebildet ist. Aus ihr dürfte auch die bei Apollodor erhaltene, von der im Schol. Il. IV 404 durchaus verschiedene Liste der Epigonen mit Alkmaion an der Spitze stammen.

Nach dem Berichte des Ephoros (frg. 28 bei Strab. VII 325f. = X 462) zieht Alkmaion nach Eroberung Thebens mit Diomedes nach Aitolien, züchtigt die Feinde des Oineus, des Grossvaters seines Genossen, und giebt diesem die Herrschaft zurück. Er selbst erobert sich Akarnanien. Da ruft Agamemnon, der sich inzwischen die Besitzungen dieser beiden Helden in Argos angeeignet hatte, auch sie gegen Troia auf in der Furcht, sie möchten sich ihr Eigentum während seiner Abwesenheit wieder nehmen. Doch nur Diomedes folgt; Alkmaion bleibt in Akarnanien, gründet dort Argos, das er nach seinem Bruder Ἀμφιλοχικόν nennt, und benennt das Volk nach seinem Sohne Akarnan. Da nun Ephoros thatsächlich die A. benutzt hat (frg. 57, Strab. X 452) und dies Epos wirklich von Akarnanien erzählt (ebenda: Alyzeus und Leukadios, Brüder der Penelope, hätten mit ihrem Vater Ikarios in Akarnanien geherrscht), ferner die Flucht des Tydeus aus Aitolien wegen Ermordung der seinem Vater Oineus feindlichen Söhne des Melas berichtet (Apollod. I 8, 5, 2) und auch die Pelopidensage dargestellt hat (Schol. Eurip. Orest. 997 Name des Hirten, der dem Atreus das goldene Lamm zugeführt), so ist der Schluss von Immisch mehr als wahrscheinlich, dass die wiedergegebene Erzählung des Ephoros aus der A. entnommen sei.

Der Blutschuld des Alkmaion wird hier nicht, wie in der anderen Version, die sie stark hervortreten lässt, gedacht. Mithin hat er in der A. entweder seine Mutter Eriphyle nicht getötet, oder er hat schon vor dem Zuge gegen Theben den Mord vollbracht und gesühnt. Dies ist in der That überliefert im Schol. Od. XI 326. Ein so junges Gedicht, wie die A., die die ganz fremden troischen Sagen in den thebanischen Kreis zieht, kann schwerlich den Muttermord Alkmaions ignoriert haben; deshalb darf diese Version desselben für die A. vermutet werden.

Die A. ist ein junges Epos, da es die erst Ende des 7. Jhdts. gegründete korinthische Colonie Leukas kennt (Oberhummer Akarnanien 46) und orphischen Einfluss zeigt (s. v. Wilamowitz Hom. Unters. 73, 2. 214, 13). Sie wird also im 6. Jhdt. in Korinth oder dessen Kreise gedichtet sein.

Das Fragment im Schol. Eurip. Andr. 687 bezieht sich auf die Ermordung des Phokos, des Sohnes des Aiakos und der Psamathe, durch seine Stiefbrüder Peleus und Telamon. Das Fragment bei Athen. XI 460 b auf eine Totenfeier [1564] (erstes Beispiel der Bekränzung eines Toten s. Rohde Psyche 204, 2). Das Fragment im Etymologicum Gudianum s. Ζαγρεύς ist eine Anrufung der Ge und des orphischen Gottes Zagreus (vgl. v. Wilamowitz Hom. Unters. 214, 13).

Litteratur: Welcker Der epische Cyklus² II 380. Immisch Klaros, Jahrb. f. Philol. Suppl. XVII 182ff. Bethe Theban. Heldenl. 109ff.