Artapanos (Susemihl Litt.-Gesch. II 646), wahrscheinlich ein alexandrinischer Jude des 2. Jhdts. v. Chr., schrieb eine jüdische Geschichte (ἐν τοῖς ἸουδαϊκοῖςEuseb. praep. ev. IX 18 p. 420 a, ἐν τῷ Περὶ Ἰουδαίων a. a. O. 23 p. 429 b. 27 p. 431 d), aus welcher Alexander Polyhistor umfangreiche Stücke excerpierte. Die Erzählung ist ein romanhaftes Gemisch aus biblischen und ägyptisch-hellenistischen Elementen; besonders fällt auf, dass Moses der Begründer des ägyptischen Tierdienstes, Urheber der Nilschwelle, sein Stab der Isisstab sein soll u. a. m. Freudenthal (Hellenist. Stud. I 143ff.) nimmt daher an, dass der Verfasser des Buchs zwar ein Jude war, aber nicht als solcher redete, sondern einen ägyptischen Priester A. vorgeschoben hatte, um den Juden in ähnlicher Weise von Ägyptern ein glänzendes Zeugnis ausstellen zu lassen, wie der Verfasser des Aristeasbriefs; ja Freudenthal hält sogar den Verfasser der unter A.s Namen gehenden ‚Trugschrift‘ mit dem Verfasser des Aristeasbriefs und mit Ps.-Hekataios für identisch, trotz der offenkundigsten Discrepanzen. A. ist vielmehr für den wirklichen Verfasser des historischen Romans über die Juden zu halten und ein sehr unerfreulicher, aber interessanter Vertreter des Synkretismus, der in den jüdisch-hellenistischen Kreisen weit verbreitet gewesen ist und der rabbinischen Orthodoxie starken Abbruch gethan hat. In diesen Kreisen sind die bekannten Fälschungen und die romanhaften Weiterbildungen der biblischen Erzählung entstanden, von denen sich noch bei Josephus deutliche Spuren zeigen. Solche synkretistische Fictionen, namentlich die romanhaften, sind nie das Werk eines oder weniger, sondern die Producte einer grösseren Masse und mehrerer Generationen. So ist auch völlig unbestimmbar, wie weit A. schon vorhandenen Überlieferungen gefolgt ist und wie weit er selbständig erfunden hat. Ps.-Hekataios und Ps.-Aristeas sind Gewächse des gleichen Bodens, wie es deren sicher sehr viele gegeben hat; alle einander zum Verwechseln ähnlich, weil eben Fälscher und Synkretisten eine kräftige Individualität nicht haben und nicht haben können.