RE:Cosa 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Stadt an d. etrurischen Küste
Band IV,2 (1901) S. 16661667
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Cosa. 1) Cosa (so die Münzen und Inschriften, nur poetisch Cosae Vergil; Κόσσα oder Κόσα Strab. V 222; Κόσαι Strab. V 225; Κόσσαι Ptolem. III 1, 4; Einwohner Cosanus), Stadt an der etrurischen Küste, östlich vom Mons Argentarius. Sie scheint nicht als unabhängige Etruskerstadt existiert zu haben (Verg. Aen. X 168 beweist nichts), sondern erst von den Römern, die 280 v. Chr. die Volcienter unterworfen hatten, in deren Gebiet als Colonie im J. 273 gegründet zu sein (Plin. III 51: Cosa Volcientium a populo Romano deducta. Vellei. I 14). Sie wurde als wichtiger militärischer Platz stark befestigt. Die turmbewehrte Stadtmauer, welche das annähernd quadratische Stadtgebiet und die Akropolis in einer Länge von fast 2 km. umgiebt, zählt noch heute zu den imposantesten und besterhaltenen Beispielen polygonaler Befestigungsbauten in Italien (nach F. Noack Röm. Mitt. 1897, 193ff. zeigt sie Nachwirkung griechischer Bautechnik des 5. oder 4. Jhdts.). Auch der Hafen, portus Cosanus, wird in den Kämpfen gegen Karthago (Liv. XXII 11, 6. XXX 39, 1) und den Bürgerkriegen (Caes. bell. civ. I 34. Cic. ad Att. IX 6, 2. IX 9, 3. Rutil. Namat. I 297) genannt (s. auch Portus Herculis). Im J. 209 gehörte C. zu den 18 Colonien, welche Rom fernere Stellung ihres Contingents zusagten (Liv. XXVII 10, 8); im J. 196 erlangten die Colonisten eine drei Jahre vorher vergeblich erbetene Verstärkung um tausend Ansiedler (Liv. XXXII 2, 7. XXXIII 24, 8). Münzen im 3. Jhdt. von der Colonie geprägt, haben die Aufschrift COSA oder COSANO (CIL I 14. Garrucci Monete dell’ Italia II 74. Berliner Münzkatalog III 1, 34). In der Kaisergeschichte wird C. nur erwähnt gelegentlich des Ausgangs des Postumus Agrippa (Tac. ann. II 39), ferner von den Geographen (Strab. V 221. 225. Mela II 72. Plin. III 51. 81. Ptolem. III 1, 4) und Itinerarien (Ant. 292. 300; Maritim. 514); doch lag C. nicht direct an der Via Aurelia, sondern war durch eine Vicinalstrasse mit der Succosa genannten Station verbunden (Tab. Peut. Geogr. Rav. IV 32 p. 267. V 2 p. 335 P.). Inschriften, von der respublica Cosanorum dem Caracalla [1667] (CIL XI 2633) und Gordian (ebd. 2634) gesetzt, bezeugen das Fortbestehen im 3. Jhdt., lehren aber nichts über die Stadtverfassung. Nicht einmal die Tribus ist sicher. Anfang des 5. Jhdts. nennt Rutilius (Itin. I 485) die Stadt verödet, angeblich seien die Bewohner durch Mäuseplage gezwungen worden, sich eine andere Heimstätte zu suchen. Seit dem 9. Jhdt. tritt an die Stelle C.s eine Stadt Ansedonia, die aber gleichfalls schon im späteren Mittelalter wieder unterging; sie giebt aber noch jetzt der Ruinenstätte den Namen. Gelegentlich erwähnt wird C. noch von Sotion περὶ ποταμῶν c. 14, aus Isigonus von Nicaea (Mueller FHG IV 437, 14). Über die Reste der Stadt s. Dennis Cities and cemeteries of Etruria II 245–262; neuere Ausgrabungen Not. d. scavi 1885, 241–248. Lateinische Inschriften CIL XI 2629–2643. Häufig wird in Hss. Cosa mit Compsa (s. d.) verwechselt, das angebliche C. im Gebiet von Thurii hat nie existiert, s. Mommsen CIL IX p. 88. X p. 18. Das (praedium) Cosanum bei Cic. ad Att. XV 27, 1 kann mit C. zusammenhängen, schwerlich dagegen die praedia Cosana, wo Vespasian (nach Suet. Vesp. 2) erzogen wurde.