6) Name der mit der Antigonis zugleich zu Ehren des Demetrios Poliorketes errichteten attischen Phyle, die fortan den zweiten Platz in deren Reihenfolge einnahm (Belegstellen s. u. Antigonis Nr. 1: über die Reihenfolge Boeckh zu CIG I 111 [= CIA II 336]. H. H. E. Meier Comment. epigr. I 19. II 62 auf Grund von CIA II 335). Zuerst wird die Phyle erwähnt im Jahre des Koroibos = 306/5 (CIA II 246), aber sie wird wohl schon im vorhergehenden Jahre des Anaxikrates eingesetzt sein; in einer choregischen Inschrift dieses Jahres (CIA II 1290) ist der Name einer Phyle radiert – es kann nur eine der ,makedonischen‘
[2766]
gewesen sein; das Jahr des Anaxikrates sollte ein einfaches sein, aber nachträglich wurde ein Schaltmonat und zwar ein Γαμηλιὼν ὕστερος eingefügt (CIA IV 2, 733) — augenscheinlich, um statt fünf Prytanien deren sieben in der zweiten Jahreshälfte unterzubringen (v. Schoeffer Bürgerschaft und Volksversammlung in Athen I 400f.). Möglicherweise gehört dem Jahre dieses Anaxikrates die Inschrift CIA II Add. 320 b an, in der als siebente Prytanie die Antigonis genannt wird (U. Koehler zu CIA IV 2, 240b). Die beiden neuen Phylen bestanden während des ganzen 3. Jhdts., auch neben der Ptolemais (vgl. aus der 13-Phylenzeit CIA IV 2, 385 d =Ἐφ. αρχ. 1887, 175), und wurden erst abgeschafft, als Philippos V. durch wiederholte Plünderung Attikas den Zorn der Athener erregt hatte, gegen Mitte des J. 200 (Liv. XXXI 44 nach Polybios), kurze Zeit vor Errichtung der Attalis; als Denkmal des Übergangszustandes erscheint das Demenverzeichnis von elf Phylen im CIA II 991 (v. Schoeffer a. a. O. 424ff.). Was die Verteilung der Demen unter die neuen Phylen betrifft, so wurden keine neuen errichtet, sondern aus allen alten Phylen ungefähr je zwei zur Bildung derselben entnommen. Bezeugt sind für die Antigonis: Agryle (eine der beiden, CIA IV 2, 385 b), Aithalidai (CIA II 316. 336), Eitea (ebd.), Gargettos (CIA II 324. IV 2, 251 b), Kydathen (CIA II 316), Lamptrai (eine von beiden, CIA II 324. 335), Paiania (eine von beiden, CIA IV 2, 251 b); für die D. Agnus (Steph. Byz. s. v.), Hippotomadai, Koile, Kothokidai (CIA II 324), Melite (CIA II 316. 335), Thorai (CIA IV 2, 251 b), Xypete (CIA II 324. IV 2, 251 b); als ebenso gesichert (auf Grund des Archontenkataloges, CIA II 859) können gelten: Diomeia für die Antigonis und Atene für die D. (letzterer sicher einer ‚makedonischen‘ Phyle angehörig, CIA IV 2, 385 b), wahrscheinlich auch Deirades und vielleicht eine der zwei Ankyle für die erstere. Dagegen ganz zweifelhaft erscheinen: Amphitrope für die Antigonis, Anakaia für die D. (nach Kirchner), Bate und Ikaria (nach Schebeleff). Neuerdings ist von Bates die Ansicht verfochten worden, dass zur Bildung der makedonischen Phylen aus jeder der zehn alten je zwei Demen entnommen worden sind, und zwar aus den ersten fünf für die Antigonis, den letzten für die D., also für die erstere Agryle, Lamptrai (Erechtheis), Gargettos, Ikaria? (Aigeis), Kydathen, Paiania (Pandionis). Aithalidai, Deirades (Leontis) und nur Eitea (Akamantis), für die D. Hippotomadai, Kothokidai (Oineis), Melite, Xypete (Kekropis), nur Koile (Hippothontis), kein Demos aus Aiantis, Athene, Thorai (Antiochis). Die Hypothese ist sehr ansprechend: es müsste nur aus der Aigeis statt des zweifelhaften Ikaria das gesicherte Diomeia eingesetzt werden; die Aiantis könnte ein paar kleine Demen, welche später in der Ptolemais erscheinen, abgegeben haben: Schwierigkeit macht nur Agnus aus der Akamantis, in die D. statt in die Antigoais versetzt, denn es geht nicht an, einer Hypothese zuliebe das Zeugnis des Steph. Byz. zu verwerfen, eher noch eine Verwechslung der beiden makedonischen Phylen anzunehmen — nur neue Inschriftenfunde könnten entscheiden.
Litteratur ausser der unter Antigonis Nr. 1
[2767]
angeführten: v. Schoeffer Bürgerschaft u. Volksversammlung in Athen I 1891 S. 403ff. Kirchner Rh. Mus. XLVII 550ff. Schebeleff Zur Geschichte der Bildung der nachkleisthenischen Phylen, Sep.-Abz. (russ.). Bates Five postkleisthenean tribes. Cornell Stud. VIII 1898.