Dindymene (Δινδυμήνη; daneben Δινδυμίη bei Apoll. Rhod. I 1125, Δινδυμίς bei Nonn. Dionys. XV 386, Δυνδυμένη in der Inschrift Bull. hell. XII 187), ursprünglich ein Beiname der asiatischen Göttermutter (Meter, Kybele u. s. w.; vgl. die Artikel in Roschers Lex. II 1638 und 2848) von ihrem Cult auf dem Dindymon, ebenso wie andere Beinamen dieser Göttin von ihren Cultstätten stammen, worauf schon Strab. X 469f. hinweist (die Erklärung bei Baunack Studien auf dem Gebiet der griech. u. arischen Sprachen I 298: D. = χθονία ist nicht haltbar). Daneben wurde dann D. auch als selbständiger Name für die Göttermutter gebraucht (z. B. Kallim. epigr. 41 Schn. Horaz od. I 16, 5) und gab seinerseits wieder den Anlass, dass man in Kleinasien zahlreiche weitere Berge, auf denen die Göttermutter verehrt wurde, Dindymon nannte; Dindymon selbst bedeutet übrigens nichts anderes als ,Höhe‘, ,Hügel‘, vgl. Kretschmer Einleitung in die Geschichte der Griech. Sprache 194. Cult der Meter unter dem Namen D. ist nachweisbar für folgende Gegenden Kleinasiens: 1. Phrygien, wo der Berg Dindymon, auf dem der Hermos entspringt, der heilige Berg der D. war, Herodot. I 80. Strab. XIII 626. Arrian. anab. V 6, 4. Noun. Dionys. XV 378ff. XLVIII 855. Hesych. Vgl. auch Anth. Pal. VI 51. 281. Luk. Tragod. 30. Catull. 63, 91. Verg. Aen. IX 618. X 252. Ovid. fast. IV 249. Nach einer durchsichtigen genealogischen Combination bei Diod. III 58 war Dindyme Gemahlin des Maion und Mutter der Kybele. 2. Kyzikos, wo gleichfalls ein Dindymon-Berg ihr heilig war (Philosteph. bei Schol. Apoll. Rhod. I 985. 1125; vgl. Schol. Nikand. Alexiph. 8) und der Cult der D. von den Argonauten gestiftet sein sollte. Apoll. Rhod. I 1123ff. Neanthes frg. 6. Strab. I 45. XII 575. Orph. Arg. 601ff. Zosim. II 31. 2. Joh. Antioch. FHG IV 548, 15. Malal. IV 93 p. 77 Niebuhr. Cedren. I p. 104. II p. 209 Niebuhr. Cramer Anecd. Paris. II 194. Das Cultbild sollte Argos aus einem Weinstock geschnitzt haben, Apoll. Rhod. I 1119. Euphor. frg. 146. Orph. Argon. 609. Schol. Clem. Al. Protr. p. 12, 20. Vgl. o. Bd. II S. 757f. Übrigens führte die Göttermutter in Kyzikos,
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deren Cult auch bei Herodot. IV 76 erwähnt wird, ausser der Bezeichnung D. auch andere Beinamen, wie Plakiane (CIG 3657. Athen. Mitt. VII 151f. 251), Lobrine (Nikand. Alexiph. 8 nebst Schol.), Tolypiane (Athen. Mitt. X 204, vgl. 402). 3. Artakia bei Kyzikos, Bull. hell. XII 187: Weihung für Zeus und Meter D. 4. Prokonnesos, Paus. VIII 46, 4: die Kyzikener entführten von hier ein Cultbild der Meter D. 5. Troas, wo gleichfalls ein Dindymon-Berg der D. geweiht gewesen sein soll, Steph. Byz. 6. Magnesia am Maiandros, wo der Cult der D. von Themistokles oder seiner Familie gestiftet und die Tochter des Themistokles Mnesiptolema die Priesterin der Göttin gewesen sein soll, Plut. Them. 30. Strab. XIV 647. 7. Pessinus; hier an einer Hauptstätte des Kybelecultes (vgl. Preller-Robert Griech. Mythol. I 643) fehlte gleichfalls nicht der Berg Dindymon, von dem der Name D. stammen sollte, Strab. XII 567. 8. Lykaonien. Auch den Beinamen der Meter Ζιζιμηνή in Laodikeia Katakekaumene (Ramsay Athen. Mitt. XIII 237), Eikonion (Arch.-epigr. Mitt. XIX 31) und Soatra (Journ. Hell. Stud. XIX 280) hat Ramsay a. a. O. für identisch mit D. erklärt, doch könnte er auch, ebenso wie dies z. B. für den Beinamen Ζιγγοτηνή durch Journ. Hell. Stud. V 260 bezeugt ist, von einem Orte Zizimos herstammen.
Wo der Name D. im Cult des griechischen Mutterlandes erscheint, ist er selbstverständlich mit anderen Teilen des Metercultes aus Kleinasien übernommen; so in Dyme, für welches Paus. VII 17, 9 einen Tempel der D. und des Attis bezeugt, und in Patrai, wo gleichfalls D. und Attis gemeinsamen Cult hatten, Paus. VII 20, 3. In Theben galt später der von Pindar bei seinem Hause gestiftete Cult der Meter (Pind. Pyth. III 78 nebst Schol. zu 139; vgl. Rapp in Roschers Lex. II 1662) wenigstens nach den Worten des Paus. IX 25, 3 gleichfalls als Cult der Meter D. Die angebliche Inschrift aus Baiae mit dem Namen der D. (CIG 5856) ist gefälscht, vgl. IGI 66* und CIL X 215*.