RE:Diodoros 44

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Peripatetiker aus Tyros
Band V,1 (1903) S. 707
GND: 102390851
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44) Peripatetiker. Als seine Vaterstadt giebt Stob. Ecl. p. 35, 5 Wachsm. Tyros an. Nach Cic. de orat. I 45 und de fin V 15 war er ein Schüler des Peripatetikers Kritolaos, dem er, wie Clem. Alex. I 301 B berichtet, als Leiter der Schule folgte. Hiernach wird man die ἀκμή des D. in die ersten Dezennien der zweiten Hälfte des 2. vorchristlichen Jhdts. setzen dürfen. Nach Cic. de orat. I 45 weilte er 110 v. Chr. noch unter den Lebenden; doch ist die Zuverlässigkeit dieser Angabe sehr fraglich (vgl. Zeller Philos. d. Gr. II³ 2, 933, 3). Nach allem, was wir von seiner Lehre wissen, war er kein origineller Denker. In der Psychologie schloss er sich ganz seinem Lehrer an (s. Stob. Ecl. a. O. = Diels Doxogr. 303, 6). Seine ethische Doctrin gipfelte in dem Satze, dass das höchste Gut in einem tugendhaften und zugleich schmerzfreien Leben bestehe (τὸ ἀοχλήτως καὶ καλῶς ζῆν Clem. Alex. 415 C; vgl. auch Cic. de fin. II 19. 34. 35. IV 50. V 14. 21. 73; Tusc. V 85. 87; Acad. II 131). D. war also in der Ethik Eklektiker und suchte die Lehre des Peripatos mit der der Stoa und der des Kepos zu verbinden. Wahrscheinlich ist unser Peripatetiker identisch mit dem von Nicol. Progymn. Rhet. gr. III 451 Speng. angeführten D. (Nr. 45); dass D. von Tyros sich mit der Theorie der Beredsamkeit beschäftigt hat, darf doch wohl aus Cic. de orat. I 46 geschlossen werden. Vgl. noch Zeller a. O. 933ff. Susemihl Alex. Litt. I 154. II 301, 326.