RE:Divisor 2

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gewerbe des Divisors in der späten Republik
Band V,1 (1903) S. 12371238
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2) Das Gewerbe des D. erscheint im letzten Jahrhundert der Republik mehr und mehr als ein unanständiges und gesetzwidriges; die D. benutzten ihr Geschäft, um Stimmen für die Wahlen zu beeinflussen, und den Candidaten boten sich beim Stimmenkauf der Tribus oder Centurien in diesen D. bequeme Mittelspersonen dar. So stellt Cic. Verr. III 161 zusammen: in furis et divisoris disciplina educatus (vgl. I 22. 23. 25), wirft dem Clodius vor, er habe, um das einträgliche Geschäft an sich zu bringen (quaestum illum maxime fecundum uberemque campestrem), in seinem Hause alle d. tribuum grausam ermordet, de har. resp. 42; vgl. Drumann Gesch. Roms II 203. Cic. pro Plancio 48 per quem sequestrem, quo divisore corrupta (die Rede giebt überhaupt z. B. 53. 55 Einblicke in dies Treiben); ad Att. I 16, 12, dazu Plut. Pomp. 44. Drumann IV 483. Cic. de or. II 257. [Q. Cicero] de pet. cons. 57. Suet. Aug. 3. Mamert. grat. actio Iul. 19 nota divisorum flagitia. Die Summen wurden, damit nicht die Bestochenen hinterher ihre Stimmen dem Gegner gaben, gewöhnlich bei dem sequester (s. d.) hinterlegt, Mommsen Strafrecht 869. Gelang es dem D., eine Tribusabteilung zu gewinnen (conficere tribum), so wurde er vom Candidaten belohnt. Ein gewisses Mass von Entgegenkommen [1238] der Bewerber gegenüber dem Volke (modica liberalitas Cic. pro Plancio 45; pro Murena 72) ward als einmal üblicher Missbrauch in Kauf genommen; sollte die Gesetzgebung gegen ambitus (o. Bd. I S. 1802) aber Erfolg haben, so musste man auch gegen dies crimen tribuarium (Cic. pro Plancio 47) vorgehen und die D. bestrafen, Cic. pro Corn. bei Ascon. p. 66 K. cum hoc populus Romanus videret et cum a tribunis plebis doceretur, nisi poena accessisset in divisores, extingui (ambitum) nullo modo posse. Der calpurnische Antrag im J. 687 = 67 (s. d. Art. Lex Calpurnia de ambitu) begegnete dem heftigen Widerstande der D., die auch durchsetzten, dass man sie diesmal noch straffrei liess, Cic. ebd. p. 75. Lange R. A. III 213. Erst die von Cicero und Antonius beantragte Lex Tullia (s. d.) im J. 691 = 63 v. Chr. setzte Bestrafung der D. durch (Cic. pro Mur. 67; pro Plancio 55. Schol. Bob. p. 253. 269. 324. 361 Or.), die, um ihr Gewerbe erfolgreich zu betreiben, sich förmlich in Genossenschaften gegliedert hatten (s. d. Art. Sodalicium).

Litteratur: Mommsen De collegiis et sodaliciis 44. 50; St.-R. III 196; Strafrecht 869f. Lange R.-A. I² 717. III³ 204. 213. Madvig Verf. I 275. II 277. Rein Criminalrecht der Römer 704. 714. F. H. Weismann De divisoribus et sequestribus, ambitus apud Romanos instrumentis, Heidelberg 1831.