RE:Eudanemoi

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Beiname von Altären in Athen und Eleusis
Band VI,1 (1907) S. 893894
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Eudanemoi (Εὐδάνεμοι oder Εὐδάνεμος in den Hss., nur bei Hesych. Εὐδάνεμος). Nach Arrian. anab. III 16, 8 standen in Athen die Bilder der Tyrannenmörder ἐν Κεραμεικῷ (d. h. auf der Agora, s. Supplbd. I S. 208, 10) ᾗ ἄνιμεν εἰς πόλιν καταντικρὺ μάλιστα τοῦ μητρῴου οὐ μακρὰν τῶν Εὐδανέμων τοῦ βωμοῦ. Arrian, der seine späteren Lebensjahre in Athen zubrachte und Wert darauf legte, die Ehrenpflichten eines attischen Bürgers zu erfüllen, und selber in seiner Heimat Priester der Demeter und Kore gewesen war, weist dabei – offenbar um die Bedeutung dieses obskuren Altars zu erläutern – auf den allen Eingeweihten wohl bekannten Εὐδανέμου βωμός in Eleusis hin. [894] Es ist also zwischen dem in Eleusis befindlichen Altar des Heros Eudanemos, der einen Opferherd auf ebener Erde (ἐπὶ δαπέδου, vgl. Wachsmuth St. Athen I 170, 4) hatte und dem in Athen beim Metroon gelegenen Altar, an dem das Geschlecht der Eudanemen fungiert, zu unterscheiden (es entfällt damit auch jede Veranlassung, mit Löschcke Enneakrunos-Episode 15 bei Arrian Ἐλευσῖνι in Ἐλευσινίῳ zu ändern). Der Heros wird bei Hesych. s. Εὐδάνεμος als athenischer ἄγγελος bezeichnet; von dem Geschlecht der Eudanemen erfahren wir, daß sie einmal mit den Keryken über ein gottesdienstliches Objekt in Streit gerieten (Dion. Hal. Deinarch. 11 erwähnt eine unter dem Namen des Deinarchos gehende Prozeßrede über diese Diadikasie, s. Meier-Lipsius Att. Proceß 473, 6). Das ist alles, was wir wissen. Über das Wesen dieses Heros und den Dienst dieses Geschlechtes, das in ihm seinen Heros Eponymos verehrt haben muß, gibt es zahlreiche Etymologien und Hypothesen, die besprochen sind bei Töpffer Att. Geneal. 110ff. Wachsmuth St. Athen II 441f. A. Mommsen Feste in Athen 209, 6. Dabei spielt eine große Rolle die Entscheidung über die Frage, ob im Anfang des Wortes Spiritus asper oder lenis steht. Die Lage am Nordostfuß des Areopags bei den dortigen chthonischen Kultstätten steht sicher (Wachsmuth a. a. O. 442; Abb. d. Sächs. Ges. d. W. 1897, 31, 1); ob mit Töpffer a. a. O. 111, 4 anzunehmen ist, daß der Gentilkult der Heudanemen als der ,Sturmbeschwörer‘ deshalb am Areopag sich befand, weil diesen Hügel der Nordwind heftig zu umbrausen pflegte und deshalb auch Boreas hier die Oreithyia geraubt haben sollte (Plato Phaedr. 229 d)?