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Gorgidas, Thebaner, nach Diod. XV 39, 2 (wo die Codd. Γοργίας bieten) mit Epameinondas und Pelopidas der bedeutendste Führer Thebens zur Zeit seines Aufschwungs; doch steht damit nicht ganz im Einklang, daß die Überlieferung über ihn sehr spärlich ist. Der Plutarchischen Schrift de genio Socratis, einer sonst sehr verdächtigen Quelle (s. Epameinondas), dürfen wir darin Glauben schenken, daß G. vor 382 das Amt eines Hipparchen bekleidete, also schon damals eine angesehene Stellung einnahm, und daß er während der spartanischen Herrschaft in Theben blieb (5 p. 578 C); er unterrichtete die thebanischen Flüchtlinge in Athen von den Vorgängen in der Heimatstadt (ebd. 1 p. 576 A). Dagegen erscheint die Rolle, welche er in der geheimen Organisierung des Widerstandes mit
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der Werbung einer Schar von Jünglingen spielt, als zweifelhaft; mit dieser sollen er und Epameinondas nach dem Gelingen des Anschlags auf die Tyrannen, an dem sie sich nicht beteiligt hatten, auf dem Markte erschienen sein, um die Befreiung zu vollenden (ebd. 34 p. 598 C. D; vgl. 25 p. 594 B. Plut. Pelop. 12). Auch die weitere Nachricht, daß G. und Epameinondas Pelopidas und seine Genossen in die Volksversammlung zur Entsühnung für das vergossene Blut geleiteten (Plut. Pel. 12), ist wohl eine damit zusammenhängende Ausschmückung. Nach Plut. Pel. 14 war G. im J. 379/8 Boiotarch, doch steht dies in Widerspruch mit der Meldung desselben Schriftstellers (ebd. 13), daß unmittelbar nach der Befreiung Pelopidas, Melon und Charon zu Boiotarchen gewählt wurden (dazu E. v. Stern Gesch. d. spartan. und theban. Hegemonie vom Königsfrieden bis zur Schlacht bei Mantinea 61, 1); auch Polyaens Erzählung (II 2. 1) kann dafür keinen Beweis abgeben (gegen Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 375). Damit fällt auch die trotz v. Sterns (Xenophons Hellenika und die boiot. Geschichtsüberlieferung 37ff.) Verteidigung ganz unglaubliche Geschichte, daß G. im Verein mit Pelopidas Sphodrias zu seinem Anschlag auf Athen bewog; zudem schreibt dies Plutarch selbst (Ages. 24) dem Pelopidas und Melon zu. Viel wahrscheinlicher ist, daß G. nach Thebens Befreiung wieder zum Hipparchen bestellt ward; als solcher nahm er im Sommer 378 an dem Feldzug gegen Thespiai teil, auf welchem durch einen Angriff der von ihm befehligten thebanischen ReitereiPhoibidas den Tod fand (Xen. hell. V 4, 42ff. Polyaen. II 5, 2, dazu MelberJahrb. f. Philol. Suppl. XIV 551ff.). Das Hauptverdienst des G. war die Gründung der berühmten ,heiligen Schar‘ (Plut. Pelop. 18. 19. Polyaen. II 5, 1; bei Athen. XIII 602 a dem Epameinondas zugeschrieben), die in die Zeit nach Thebens Befreiung fällt (Meissner Epameinondas Biographie 127ff. Grote Hist. of Greece IX2 336); daraus ist die Überlieferung von G.s Tätigkeit während der spartanischen Herrschaft entstanden.
Literatur: Sievers Gesch. Griechenlands vom Ende des peloponnesischen Krieges bis zur Schlacht bei Mantinea 196ff. Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V passim.