RE:Hyäne
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Ableitung jedenfalls von Hys, also Schweinetier, Borstentier | |||
Band S IV (1924) S. 761–768 | |||
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Hyäne.
a) Namen, Arten:
[Bearbeiten]Griech. ὕαινα, ἡ. Ableitung jedenfalls von ὗς, also Schweinetier, Borstentier nach dem borstigen, struppigen Aussehen genannt, vgl. Prellwitz Etym. [762] Wörterb.² 472. Zum ersten Male erwähnt bei Herod. IV 192 für Afrika. Arist. hist. an. VIII 5 p. 594a 31 führt als synonym γλάνος an; κροκόττας (κοροκόττας, κορκότης), das bei Späteren auftritt und nach Keller Ant. Tierw. I 152, der sich anscheinend auf Diod. III 35, 10 (ὁ δὲ λεγόμενος παρ’ Αἰθίοψι κροκόττας) stützt, ‚ohne Zweifel‘ ein libysches Wort sein soll, für das ὕαινα ‚den puristischen Ersatz‘ darstelle, kennt Aristoteles nicht. Lat. hyaena, ae (yaena) und crocotas, c(o)rocottas, (bei Pol. Silv. nom. anim. chron. I p. 543, 6 in der Form corocatta), bei nachklassischen Schriftstellern auch belva (belua, bellua), vgl. Gloss. II 461, 28 ὕαινα τὸ ζῷον belua. III 18, 46 ὕαινα belba. Rufn. Clement. VIII 25 hyaenae, quas belluas vocant. Arnob. nat. VII 16. Ob das nach Augustin. grammat. V 520, 28 (Cic. frg. p. 146 K.) von Cicero gebrauchte beluus auf die H. zu beziehen ist, ist sehr zweifelhaft. Nach Kellers Meinung war belva die afrikanisch provinziale lat. Bezeichnung für crocotas, da es sich besonders bei Afrikanern wie Cassius Felix und Arnobius fnde. Doch kommt belva auch bei anderen Spätlateinern vor, z. B. Hier. in Is. 65 4/5 p. 775 hyaenae, quam nostri belluam vocant und bedeutete außer der H. auch andere Raubtiere, vgl. Th. l. l. s. belua, wo übrigens aus Cassius Felix kein Zitat steht. Die maskuline Pluralform fndet sich Hist. aug. Gord. 33, 1 belbi‚ id est yaenae, decem. Seinen Beinamen von der H. hat M. Grunnius Corocotta im Testam. porcelli; ein spanischer Räuber heißt Κοροκόττας Cass. Dio LVI 43, 3.
In Betracht kommen zwei Arten, und zwar ist zumeist die Gestreifte H.‚ Hyaena striata Zimm.‚ gemeint, welche in Kleinasien, Arabien und Persien sowie in Afrika vorkommt; weniger bekannt war wohl die Gefleckte oder Tüpfel-H., Hyaena crocuta Zimm.‚ die sich heute in Ägypten nicht (oder nicht mehr?) fndet, sondern erst südwärts von Abessinien an häufger auftritt. Auseinandergehalten werden beide Arten von den Schriftstellern so wenig wie die Bezeichnungen ὕαινα und κροκόττας. Nach Plin. n. h. VIII 72, dessen Notiz auf Agatharch. frg. 77 M. zurückgeht, wäre crocotas in Äthiopien) eine Mischung von Hund und Wolf (crocotas velut ex cane lupoque conceptos), vgl. Ctes. frg. 87 M. Diod. III 35 (ὁ λεγόμενοσ κροκόττας μεμιγμένην ἔχει φύσιν κυνὸς καὶ λύκου). Strab. XVI 775 (κροκούττας δ’ ἐστὶ μῖγμα λύκου καὶ κυνός), dagegen soll nach Plin. VIII 107 corocottas aus einer Kreuzung von H. und Löwin in Äthiopien stammen. Diese beiden Notizen lassen nur den Schluß zu, daß man verschiedene Arten der H. kannte, können aber nicht auf eine bestimmte Art bezogen werden. Auch aus Opp. cyn. III 288 θαῦμα δὲ καὶ τόδ’ ἄκοθσα περὶ στικτῇσιν ὑαίναις wird kaum geschlossen werden dürfen, daß er gerade die Tüpfel-H. meint, wenn er sie auch ‚gefleckt‘ nennt. Nach einer Notiz bei Timoth. Gaz. 6, 1 (Haupt Opusc. III 279), vgl. Aristoph. hist. an. epit. II 316 Lambr. soll aus einer Kreuzung der H. mit dem Wolf der sogenannte μονόλυκος entstehen, der sich vom Rudel absondert und für sich lebt. Aristoteles, der zweimal (hist. an. VIII 28 p. 607 a 3; gen. [763] an. II 7 p. 746 a 32ff.) von ähnlichen Kreuzungen spricht, erwähnt einen solchen Bastard nicht. Viel naheliegender, als mit Pallas Zoographia Rosso-Asiatica I 34, dem Keller Tiere d. klass. Altert. 132 folgen möchte, hier an die κύνες Ἰνδικοὶ zu denken und eine Verwechslung mit Bastarden von H. und Hund anzunehmen, dürfte es sein, die Notiz auf den Hyänenhund, Canis pictus, zu beziehen. Ob sich hinter leucrocotas Plin. n. h. VIII 72 wirklich, wie Keller Ant. Tierw. I 152 vermutet, die Schabracken-H., Hyaena brunnea Thunb.‚ verbirgt, erscheint sehr fraglich, teils wegen der heutigen Verbreitung dieser Art (Südafrika), teils weil die Schilderung bei Plinius doch zu sehr von fabulosem Beiwerk durchsetzt ist, als daß daraufhin eine Deutung gewagt werden könnte.
b) Beschreibung, Lebensweise.
[Bearbeiten]Zoologisch das Beste über die H. steht Arist. hist. an. VI 32 p. 579 b 16–30. VIII 5 p. 594 a 31–b 5 und gen. an. III 6 p. 757 a 2ff. Die H. ist etwa so groß wie der Wolf, dem sie auch in der Farbe des Felles ähnlich ist, doch ist die Behaarung zottiger (δασυτέρα) und längs des ganzen Rückens läuft eine borstige Mähne (λοφία, χαίτη). Die Rute des Männchens ist der des Wolfes und Hundes ähnlich. Daß die H. nach part. an. III 4 p. 667 a 20 ein verhältnismäßig sehr großes Herz haben soll (vgl. Plin. n. h. XI 183), ist nur eine spekulative Schlußfolgerung des Aristoteles, der von der Voraussetzung ausgeht, daß bei feigen und bösartigen Tieren wenig Wärme im Herzen enthalten sei. Nach hist. an. VIII a. O. wagt sich die H. auch an den Menschen und gräbt auch Leichen aus (τυμβωρυχεῖ), deren Fleisch sie mit Vorliebe frißt. Besonders hat sie es auf Hunde abgesehen [was von neueren Beobachtern bestätigt wird] und lockt sie dadurch heran, daß sie Würglaute von sich gibt wie ein sich speiender Mensch. Daß Dittmeyer diese Stelle hist. an. VIII 5 p. 594 b 3 τοὺς δὲ κύνας καὶ ἐμοῦσα θηρεύει ὤστερ οἱ ἄνθρωποι, die auch von Aubert und Wimmer beanstandet wurde, einklammert mit der Bemerkung ‚propter rem absurdam‘ ist m. E. nicht berechtigt. Denn da die Hunde bekanntlich die vomita sehr gern fressen, ist es gar nicht unwahrscheinlich, daß sie die mit dem Speien verbundenen Laute kennen und ihnen nachgehen, weil sie wissen, daß es dann für sie etwas zu fressen gibt. In diesem Sinne faßte offenbar auch Plin. n. h. VIII 106 die Stelle auf, wenn er sagt: vomitionem hominis imitari ad sollicitandos canes quos invadat, ebenso Aelian. hist. an. VII 22. Timoth. Gaz. 5, l1 (Haupt Opusc. III 279). Wollte man jedoch die Stelle deshalb beanstanden, weil die Ansicht, daß die H. durch bewußte Nachahmung menschlicher Laute Hunde anlocke, offenbar fabulos ist, so würde verkannt werden, daß die Bemerkung eben nur die Wiedergabe eines verbreiteten Volksglaubens ist; solche Bemerkungen stehen bei Aristoteles sehr häufig neben den besten wissenschaftlichen Beobachtungen. Den Anlaß dazu gab jedenfalls die widerwärtige, einem gräßlichen Gelächter ähnliche Stimme namentlich der Gefleckten H., deren Geheul, wie Brehm bemerkt, geradezu wie ein ‚Hohnlachen der Hölle‘ [764] klingt. Dieses Geheul verbunden mit dem nächtlichen Leben des Tieres und seiner Gewohnheit Leichen auszuscharren, erklärt wohl hinreichend alle die abergläubischen Meinungen, die über die H. verbreitet waren, und ließ, wie gleich ausgeführt werden soll, selbst das Unglaubhafteste glaubhaft erscheinen, so daß gegenüber den Geschichten, die Spätere zu erzählen wissen, die Bemerkung des Aristoteles gar nichts Auffälliges hat. Eine offenbar sehr verbreitete Ansicht war der Glaube, daß die H. männliche und weibliche Geschlechtsteile zugleich habe, also ein Zwitter sei. Gegen diesen Aberglauben nimmt Aristoteles, der, wie aus gen. an. III 6 p. 757 a 8 ἐν ἐνίοις τόποις οὐ σπάνις τῆς θεωρίας hervorgeht, vielfach Gelegenheit hatte, das Tier in Gefangenschaft zu beobachten, zweimal (hist. an. VI 32 p. 579 b 16–30; gen. an. III 6 p. 757 a 2ff.) scharf Stellung und gibt mit der Erklärung der Entstehung dieses Irrtums einen prächtigen Beweis genauer, wissenschaftlicher Beobachtung. Aristoteles hat ganz richtig erkannt, daß die bei der männlichen wie bei der weiblichen H. zwischen After und Schwanz befindliche Querspalte, die er treffend als Strich (γράμμη) bezeichnet, von flüchtigen Beobachtern für die weibliche Scheide gehalten wurde und so den Anlaß zur Meinung von der Zwittrigkeit der H. gab. Unrichtig ist es nur, wenn er bemerkt, daß diese γράμμη keine Öffnung habe; denn in Wirklichkeit führt diese Spalte in eine ziemlich große Tasche zwischen Mastdarm und Kreuzbein und enthält sehr übel riechende Drüsensekrete. Daß die H. kein Zwitter ist, war für Aristoteles damit bewiesen, daß er an der männlichen H. eine Rute, an der weiblichen einen Uterus (ὑστέρα) beobachtete, und er weist deshalb auch die landläufige Ansicht, daß die H. jährlich ihr Geschlecht wechsle, als einfältig und irrig ab. Wenn trotzdem diese Meinung immer wieder auftaucht, so ist es nicht die Schuld des Aristoteles, sondern des Mangels an zoologisch-wissenschaftlichem Verständnis derjenigen, die die Bedeutung seiner Feststellungen nicht erkannten. Nach Plin. n. h. VIII 105 bestand die Ansicht als Volksglaube fort, trotzdem sie Aristoteles als sinnlos erwiesen hatte (vulgus credit, Aristoteles negat). Die Meinung vom jährlichen Geschlechtswechsel der H. findet sich ferner Ovid. met. XV 409f. (übrigens die erste Erwähnung von hyaena in der römischen Literatur). Aelian. hist. an. I 25 und offenbar davon abhängig Opp. cyn. III 288 (beide Male phantastisch ausgeschmückt und auf das menschliche Liebesleben übertragen), Timoth. Gaz. 4, 1 (Haupt Opusc. III 279). Nur Diod. XXXII 11 p. 115 Bekk. (Phot. bibl. p. 377 a 34) wird dieser Glaube bestimmt, aber ohne Berufung auf Aristoteles, als unrichtig zurückgewiesen. Als Verbreitungsgebiet gibt Plin. n. h. VIII 108 Afrika an; vgl. Hesych. s. κροκόττας • ζῷον τι τετράπουν Αἰθιοπικόν. Seine Bemerkung XI 177 leoni tantum et lupo et hyaenae singulis rectisque ossibus rigens (cervix), vgl. VIII 105, daß also der Hals der H. nicht aus beweglichen Wirbeln, sondern einem einzigen festen Knochen bestehe, ist teils eine auf die H. ausgedehnte, unrichtige Verallgemeinerung von Arist. part. [765] an. IV l0 p. 686 a 19, wo Wolf und Löwe als Tiere mit solchen Nackenknochen genannt sind, teils scheint sie auf einem Mißverständnis von Arist. hist. an. VIII 5 p. 594 b 1 zu beruhen, wo es von den Haaren der Rückenmähne, aber nicht vom Nacken heißt, daß sie steif (σκληροτέρας) sind, vgl. Timoth. Gaz. 4, 3. Richtig ist allerdings, daß die Halsmuskeln der H. sehr stark sind. Auf den flackernden, unheimlich lauernden Blick der H. bezieht sich Plin. n. h. VIII 106 oculis mille esse varietates colorumque mutationes, vgl. XI 151. Als Nachttier ist die H. richtig bezeichnet Opp. cyn. III 268f. τὴν δέ τε νυκτιπόρον καὶ νυκτιπλανῆ τελέθουσαν κτλ., und nach Timoth. Gaz. 6, 10 sieht sie nachts so gut wie bei Tage. Nach Plin. n. h. XXVIII 93 soll sich der Panther vor der H. gewaltig fürchten, vgl. Aelian. hist. an. VI 22.
c) Aberglaube, Volksmedizin.
[Bearbeiten]Was die Schriftsteller sonst über die H. zu berichten wissen, gehört in das Gebiet des Aberglaubens, der sich aus den oben angeführten Gründen in üppigster Weise um das Tier rankte. Nach Aelian. hist. an. VI 14 (vgl. Arist. frg. 369 Rose) wohnte der linken Tatze der H. eine hypnotische Kraft inne, die sich schon bei bloßer Berührung geltend mache, vgl. Geopon. XV 1, 12. Eine ähnliche Kraft schreibt Opp. cyn. III 54 der rechten Tatze des Löwen zu. Plin. n. h. VIII 106 führt eine Reihe von H.-Geschichten an, denen er jedoch, wie die Einführung mit ‚multa mira traduntur‘ skeptisch gegenüberstand. Die sonderbarste von diesen Geschichten ist die offenbar auf mir. ausc. 145 zurückgehende, dort von einem γένος ὑαινῶν ἐν τῇ Ἀραβίᾳ handelnde Erzählung Plin. n. h. VIII 106, daß Hunde, selbst wenn nur der Schatten der H. auf sie fällt, stumm werden und jedes Tier, das die H. dreimal angeblickt hat, auf die Stelle festgebannt sei (vgl. Opp. cyn. III 263ff. δυσδερκέα ...ὕαιναν κτλ. Aristoph. hist. an. epit. II 325). Die gleiche Geschichte bringt Aelian. hist. an. III 7 und VI 14 (vgl. Arist. frg. 369 Rose), während Geopon. XV 1, 10 die Sache umgekehrt und erweitert so erzählt ist, daß, wenn beim Mondschein der Schatten eines auf dem Hausdache stehenden Hundes auf den Weg falle und eine H. auf diesen Schatten trete, der Hund mit magischer Kraft heruntergezogen und von der H. gefressen werde. In dieser Fassung steht die Geschichte auch Timoth. Gaz. 6, 9. Aristoph. hist. an. epit. II 320 L., vgl. Bochart Hieroz. I 3, 11. Die ihr angedichtete Fähigkeit menschliche Stimmen nachzuahmen (vgl. Diod. III 35), soll sie sogar dazu benützen, um vor Viehställen den Namen eines Hirten zu rufen, ihn so herauszulocken und zu fressen (Plin. n. h. VIII 106; vgl. Timoth. Gaz. 50, 1ff. περὶ κορκότου). Noch phantastischer ausgeschmückt erzählt Aelian. hist. an. VII 22 Ähnliches von κοροκόττας und Holzhauern, und Plin. n. h. VIII 107 erwähnt von corocottas ebenso wie sonst von hyaena, daß sie die Stimmen von Menschen und Tieren nachahmen könne. Daß Aelian. hist. an. XV 15 die H. sogar unter den gehörnten Tieren erscheint, ist auf Verderbnis des Textes zurückzuführen.
Welch außerordentliche Rolle die H. in der Volksmedizin und unter den Sympathiemitteln [766] spielte, geht aus der langen Liste von Rezepten hervor, die Plin. n. h. XXVIII 93–106 aufzählt, nicht ohne die ‚Magier‘, von denen sie stammen und die der H. gewaltige magische Kräfte zuschrieben, spöttisch zu machen und auf ihre schwindelhaften Praktiken hinzuweisen. Da gab es kaum ein Leiden, gegen das nicht ein Körperteil der H., nach Vorschrift angewendet, half. Wer ein Stückchen H.-Haut bei sich trug, war vor dem Angriff des Panthers und vor Hundebiß sicher (vgl. Scribon. 172), und wenn er Schuhe aus H.-Leder trug, getrauten sich die Hunde nicht einmal zu bellen (vgl. Timoth. Gaz. 6, 17. Aristoph. hist. an. epit. II 319 L.). Nach Palladius r. r. I 35, 14 konnte man mit einem H.-Fell, das man auf dem Felde herumtrug, eine Hagelwolke abwenden, nach Colum. r. r. II 9, 9 blieb die Saat geschützt, wenn der Sämann das Gefäß, aus dem er die Saatkörner streute, mit einem H.-Fell umwickelte. H.–Galle heilte Augenleiden (vgl. Scribon. 38. Plut. mor. p. 553 A und 1065 B. Plin. n. h. XXIX 117. Diosc. lat. II 59 magna virtus est ... veluino felli. Hier. adv. Iov. II 6. Galen. XIII 284. 942. Timoth. Gaz. 6, 18. Aristoph. hist. an. epit. II 323 L.), für den Ibis dagegen ist sie tödlich (Aelian hist. an. VI 46). H.-Zähne heilen Zahnschmerzen und andere Leiden, auch die Haare besitzen Heilkraft (vgl. Plin. n. h. XXXVII 142). Fleisch, Herz, Leber, Lunge, Auge, Gehirn, Mark, Geschlechtsteile haben alle ihre besondere Wirksamkeit und Zauberkraft. Dem ersten Halswirbel (Atlas, vgl. Plin. n. h. XXVIII 99 nodum. Atlantion) wurde eine versöhnende, haltende Kraft zugeschrieben, was wohl mit der Meinung zusammenhängt, daß die Halswirbel fest verwachsen seien (vgl. Lucan. VI 672 non durae nodus hyaenae). Der Urin der H. galt als Mittel, um Tiere, die durch den Genuß des Krautes Therionarca in einen Erstarrungszustand verfallen waren, wieder lebendig zu machen, Plin. n. h. XXIV 163. Der Edelstein Hyaenia, der angeblich im Auge der H. gefunden wird, soll, unter die Zunge gelegt, dem Menschen die Gabe verleihen, die Zukunft vorauszusehen‚ Plin. n. h. XXXVII 168, vgl. Solin. XXVII 25. Isid. XVI 15, 25. Daß das H. Fell bei der mannigfachen Wirkung, die man Haut und Haaren zuschrieb, ein gesuchter Handelsartikel war, kann nicht überraschen, vgl. Blümner Ed. Diocl. 121. Wie tief der an die H. sich knüpfende Aberglaube im Volke saß, spiegelt sich noch wider in den byzantinischen Auszügen des Timotheos von Gaza und Aristophanes, in denen fast keine der im ganzen Altertum geglaubten Angaben über die H. fehlt. Hier steht auch, daß die H. sich vor der Pflanze στρύχνος (Nachtschattenart oder Stechapfel?, vgl. Diosc. IV 72f. Theophr. h. pl. IX 11, 5) fürchte, Timoth. Gaz. 6, 19. Aristoph. hist. an. epit. II 324, auf die sie nach Pseudo-Demokrit nicht einmal zu treten wagt. –
Im Traum bedeutete die H. natürlich auch nichts Gutes, entweder ein androgynes Weib, eine Hexe (φαρμακίς) oder einen Kinäden, was jedenfalls mit dem Glauben an den jährlichen Geschlechtswechsel zusammenhängt, Artemid. II 12 p. 104 H., vgl. IV 13 und 56. Im Kult des Mithra hießen nach Porphyr. de abst. IV 16 p. 350. 10 [767] die an den Orgien teilnehmenden Frauen ὕαιναι, die Männer λέοντες. Sprichwörtlich war die Feindschaft zwischen H. und Hund, Vulg. Interpret. Eccli. XIII 22 Quae pax hyaenae cum cane et quae pax diviti cum paupere? Auch im römischen Circus erschien die H., doch erst spät und selten; zuerst unter Antoninus Pius, vgl. Hist. aug. Anton. Pius III 10, 9 (corocotta). Ferner erwähnt Cass. Dio LXXVII 1, 3 die Vorführung von κροκότας unter der Regierung des Severus (202), doch ist seine Bemerkung, daß das Tier damals zum ersten Male in Rom gezeigt wurde, unrichtig. Er nennt κροκότας ein ζῷον Ἰνδικόν, und auch sonst macht seine Beschreibung, wonach das Tier in der Farbe ein Gemisch von Löwin und Tiger, im Aussehen ein Gemisch von diesen beiden Tieren nebst Hund und Fuchs zusammen [768] darstellen soll, nicht den Eindruck der Autopsie, ja sie ist so wenig auf die H. passend, daß man, wenn nicht der Name genannt wäre, zweifeln müßte, ob überhaupt an die H. zu denken ist. Unter Philippus wurden bei den Säkularspielen 10 H., die sein Vorgänger Gordian III. zusammengebracht hatte, gezeigt, vgl. Hist. aug. Gord. 33, 1 belbi, id est yaenae, decem. Darstellungen der H. auf ägyptischen Jagdbildern gibt Keller Ant. Tierwelt I 155f. Eine H. mit der Beischrift ΚΡΟΚΟΤΑΣ findet sich auch auf dem bekannten Praenestiner Mosaik (Nilüberschwemmung), Abbildung bei Cecconi Del Pavimento nel Tempio della Fortuna Praenestina und Phot. Alinari nr. 27295, vgl. Bull. com. XXXII [1904] 260. IG XIV 1302.
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