RE:Iulius 156
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Caesar (Nero?), Tiberius, Enkel des Tiberius, durch Caligula ermordet | |||
Band X,1 (1918) S. 536–537 | |||
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156) Tiberius (Iulius) Caesar (Nero?) (Prosop. imp. Rom. II 183 nr. 152. Bernoulli Röm. Ikonogr. II 1, 201). Drusus d. Jüngere und Livilla hatten drei Kinder, eine Tochter Iulia und zwei Söhne (Zwillinge). Die Söhne waren i. J. 19 n. Chr. oder nach Hirschfeld (Herm. XXV 1890 366) im J. 20 geboren.
Tiberius erhielt den Namen seines Großvaters, des regierenden Kaisers, im täglichen Leben nannte man ihn gewöhnlich Tiberius Gemellus; 3–4 Jahre alt verlor er seinen Vater und 8 Jahre später auch seine Mutter. Der Kaiser sorgte nun für seine Erziehung, obwohl er Grund hatte, an seiner Legitimität zu zweifeln. Der Sohn der Livilla lebte allerdings am kaiserlichen Hofe, aber beim Tode des Tiberius war er bereits 17 vielleicht 18 Jahre alt, ohne daß er die Männertoga erhalten hatte. Noch weniger konnte man annehmen, daß der alternde Kaiser ihn zu seinem Nachfolger bestimmt habe und ihn dem Caligula gegenüber bevorzuge. Dennoch wurden einige Münzen zu seinen Ehren geschlagen, Eckhel D. N. VIII p. 204. Auch in das vornehme Priesterkollegium der Arvalen ließ er ihn aufnehmen; nach seinem Tode wurde seine Stelle am 28. Mai 38 neu besetzt (s. Acta fratr. Arv. ed. Henzen p. XLIV).
Da der Kaiser Tiberius in seinem Testamente ihn und Caligula zu gleichen Teilen als Erben eingesetzt hatte (Suet. Tiber. 76. Calig. 14), so waren die Chancen des kaiserlichen Enkels und Großneffen die gleichen. Allein Caligula hatte im geheimen bereits den Macro und die Praetorianer gewonnen und wurde ohne Widerspruch als Kaiser anerkannt, als er am 28. März 37 [537] in Rom seinen Einzug hielt. Gleich in seiner ersten Senatsrede bat er die versammelten Väter, das Testament des verstorbenen Kaisers umzustoßen. Tiberius Caesar sei noch zu jung, um im Senat zu erscheinen (Philo leg. ad Gaium 4, 5 ed. Cohn und Reiter V 160), aber er wies ihm die Stelle eines Thronfolgers zu. Mit einem Male gab ihm der neue Kaiser, was der verstorbene versäumt hatte: die Männertoga, die Würde eines princeps iuventutis (Koch De princ. iuvent. p. 37. Cass. Dio LIX 8) und die Adoption. Aber kaum saß Caligula fest auf dem Throne, als er sich von seinem Nebenbuhler durch Mord (Suet. Calig. 23. 29) befreite im J. 37. Die jüngere Linie der Claudier hatte also über die ältere gesiegt. Im Mausoleum des Augustus fand man die Grabschrift des Tiberius Gemellus, in der seine Adoption durch den Kaiser, der ihn mordete, nicht erwähnt wird (CIL VI 892): Ti. Caesar | Drusi Caesaris f. | hic situs est.