RE:Iulius 387

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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(Severus) Philippus, M. Sohn von Nr. 386, röm. Kaiser ab 247
Band X,1 (1918) S. 770772
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387) M. Iulius (Severus) Philippus, römischer Kaiser, wurde als Sohn des Vorigen und der Marcia Otacilia Severa im J. 237 oder 238 (Vict. epit 28, 3) geboren.

Über die Quellen und die Literatur s. S. 755 Nach den Inschriften, denen die übrigen Quellen [771] nicht widersprechen, heißt er M. Iulius Severus Philippus, nach seiner Erhebung zum Augustus scheint der Name Severus aus der offiziellen Nomenklatur ausgeschaltet worden zu sein; wenn Vict. epit. 28, 3 ihn C. Iulius Saturninus nennt, so mag er vielleicht diesen Namen vor der Thronbesteigung geführt haben.

Bei der Thronbesteigung seines Vaters wurde er zum Caesar erhoben; als solcher heißt er offiziell M. Iulius Severus Philippus nobilissimus Caesar und führt den Titel Princeps iuventutis, der zuweilen unrichtig (Mommsen St.-R. II³ 828) noch nach seiner Erhebung zum Augustus erscheint (z. B. CIL III 8031, wo er M. Iul(ius) P[h]ilippus [i]unior imp(erator) c[o]s. [pr]o-[cos. pr]inceps iuventutis heißt). In der offiziellen Charakter an sich tragenden Inschrift CIL VI 32 414 vom 11. Juli 247 wird der jüngere Philipp noch als Caesar bezeichnet, während er andererseits auf alexandrinischen Münzen schon vor dem 29. August 247 als Augustus erscheint. Seine Erhebung zum Augustus ist also wohl im Juli (oder spätestens Anfang August) 247 erfolgt. Seine tribunizische Gewalt wird bald von seiner Ernennung zum Augustus an, bald gleich der seines Vaters gezählt; die letztere Tatsache sowie der Umstand, daß ihm schon vor der Erhebung zum Augustus auf nichtoffiziellen Inschriften und auf den alexandrinischen Münzen der Augustus (Σεβαστός)-Titel beigelegt wird, hat Mommsen zu der Annahme veranlaßt, die tribunizische Gewalt sei ihm mit dem Caesartitel verliehen worden (CIL III Suppl. 3 p. 2003; St.-R. II³ 1164f.), doch wird wenigstens die Beweiskraft der Münzen eingeschränkt durch die von Eckhel (VII 334 und VIII 442) gemachte Beobachtung, auf die Mommsen a. a. O. übrigens Bezug nimmt, daß auf den Münzen des Sohnes seit seiner Erhebung zum Augustus die Legenden des Vaters zu lesen sind, wahrend die trib. pot. auf den Münzen und Inschriften (mit Ausnahme der fehlerhaften CIL VII 1178) der Zeit, während deren er Caesar war, fehlt. Da außerdem im griechischen Osten des 2. und 3. Jhdte. der Titel Σεβαστός kein volles Äquivalent von Augustus ist und die alexandrinischen Münzen diesem Usus folgen (Kubitschek Num. Ztschr. 1908, 104 und 1911, 161, 1), so ist dadurch die Sicherheit von Mommsens Aufstellung mindestens stark verringert. Als Augustus führt der jüngere Philippus den Oberpontifikat nach dem Vorgange von Pupienus und Balbinus kollegialisch mit seinem Vater (Mommsen St.-R. II³ 1108) und den Proconsulat, dessen verhältnismäßig seltenes Erscheinen auf Inschriften darauf schließen läßt, daß der jüngere Philippus während jener Jahre sich größtenteils in Rom aufgehalten hat, wo er ja auch nach dem Tode des Vaters seinen Untergang fand (s. o. S. 765). Auf einer untermösischen Inschrift wird er νέος Ἥλιος genannt (IGR I 1480).

Aus den Münzbildern wird man schwerlich das Äußere dieses jugendlichen Fürsten erschließen können, da sie nach dem Typus der Knabenbildnisse jener Zeit angefertigt sind (vgl. Bernoulli a. a. O. I46f.). Die ,mit Recht oder Unrecht‘(Bernoulli) auf ihn bezogenen Denkmäler der Plastik sind a. a. O. 147. 151 beschrieben (Abb. von nr. 1 auf Tafel XLV). An der schon erwähnten [772] Stelle Epit. 28, 3 nennt ihn der Autor adeo severi et tristis animi, ut iam tum a quinquennii aetate nullo prorsus cuiusquam commento ad ridendum solvi potuerit. Das weist auf eine melancholische Sinnesart des unglücklichen Kindes hin; aus der allerdings auffallenden Münzlegende (Cohen² V 134, 1) de pia matre pius filius auf ein zärtliches Familienleben zu schließen, ist wohl zu gewagt.