RE:Kleochares 5

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Griechischer Redner aus Myrlea
Band XI,1 (1921) S. 672673
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5) Ein griechischer Redner aus Myrlea in Bithynien (Strab. XII 566). Er dürfte ungefähr um das J. 300 v. Chr. geboren sein, und sich in Athen aufgehalten haben, vorausgesetzt, daß man dem auf die pseudoaristippische Lügenschrift περὶ παλαιᾶς τρυφῆς zurückgehenden Bericht bei Diog. Laert. IV 40f., nach dem K. der Geliebte des Redners Demochares (geb. 355/50; vgl. Swoboda o. Bd. IV 13. 2864) und des Philosophen Arkesilaos (316/5-241/0; vgl. v. Arnim o. Bd. II S. 1164) gewesen wäre, wenigstens so weit trauen darf, daß K. mit diesen beiden Männern in Verkehr gestanden ist (vgl. Blaß Att. Ber. III 2, 306, 3). Von seiner rednerischen und schriftstellerischen [673] Wirksamkeit können uns die winzigen Bruchstücke, die noch erhalten sind, kein Bild geben. Er scheint neben seinen Reden auch rhetorisch-ästhetische Abhandlungen geschrieben zu haben, so eine σύγκρισις des Demosthenes und des Isokrates, in der er die Eigenart beider Redner und die überragende Bedeutung des Demosthenes treffend kennzeichnete, indem er die Reden des Isokrates mit den Leibern von Athleten, die des Demosthenes mit denen von Soldaten verglich (Phot. bibl. cod. 176 p. 121 b 9 Bekk.). Dieser Vergleich, der zu großer Popularität gelangte (vgl. Cic. de orat. II 22, 94; orat. 13, 42. Quintil. X 33. Plin. ep. V 8, 10), wurde übrigens auch auf Philippos von Makedonien zurückgeführt (bei Ps.-Plut. vit. X orat. 845 D und danach bei Phot. cod. 265 p. 493 b 20 Bekk.). Als Verehrer des Demosthenes läßt den K. auch das Zitat bei Herodian. π. σχημ. Rhet. Gr. III 97 Sp. erscheinen (vgl. dazu v. Wilamowitz Philol. Unters. IV 52), ein Beispiel eines Polyptotons mit Durchdeklinierung des Namens Δημοσθένης, zugleich das älteste Zeugnis für die bewußte Unterscheidung der fünf Fälle in der noch heute üblichen Anordnung derselben (vgl. Kühner-Blaß Ausführl. Gramm. d. griech. Spr.³ I 1, 363 und Kühner Ausf. Gr. d. lat. Spr.² I 277). Im übrigen trägt aber dieses Bruchstück bereits asianischen Charakter (Blaß Att. Ber.² III 1, 69). Außer den erwähnten Zitaten sind uns von K. noch zwei Fragmente in lateinischer Übersetzung erhalten bei Rutil. Lup. I 5. 10. — Vgl. über K. noch Ruhnken zu Rutil. Lup. I 5. Blaß Die griech. Bereds. i. d. Zeitr. v. Alex. auf August. 34; Att. Ber.² II 120. 205. III 2, 304. Susemihl Gesch. d. griech. Literatur in der Alexandrinerz. II 464.