RE:Pyrrha 9

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Name einer Geliebten des Horaz
Band XXIV (1963) S. 79
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9) Name einer Geliebten des Horaz, wohl aus dessen Jugendjahren. Der Dichter richtet an sie das erste erotische Lied seines ersten Odenbuches: I 5. Die reizende Blondine (v. 4 flava, vgl. πυῤῥός) verstand es, durch ihre verführerische Gunst vertrauensselige Jünglinge zu fesseln, erwies sich aber als ungetreu und herzlos. Dies hat auch Horaz erfahren, der v. 13ff. in wiedergewonnenem Seelenfrieden versichert, daß er sich aus diesem Schiffbruch seiner Liebe bereits in den bergenden Hafen gerettet habe. Bei des Dichters ironischer Haltung gegenüber allem Liebesüberschwang und bei seiner eigenen Flatterhaftigkeit im Lieben (carm. I 6, 19f.) darf man ihm die rasche Tröstung über sein Liebesleid, die von Η. Μenge Die Oden und Epoden des Horaz, Berl. 1899, 34 und anderen angezweifelt wurde, ruhig glauben. – Im übrigen war der von der Haarfarbe hergeleitete Name (F. Bechtel Die attischen Frauennamen nach ihrem System dargestellt, Gött. 1902, 45) in Griechenland jahrhundertelang sehr gebräuchlich: IG II 4107 (5. Jhdt.). II 555 (4. Jhdt.). II 989, 14 (3. Jhdt.). Or. Graec. 90, 5 (2. Jhdt.); über die hohe Schätzung des Blondhaares bei den Römern vgl. H. Blümner Die Farbenbezeichnungen bei den röm. Dichtern, Berl. Stud. f. klass. Philol. u. Archäol. XIII 3 (Berl. 1892) 106f. 179; s. auch B. Carter Roscher Suppl. II 23. Im Horazkommentar von A. Kießling und R. Heinze Berl.6 1917 wird z. St. darauf hingewiesen (in der 7. Aufl. fehlt diese Bem.), daß P. ein aus der attischen Komödie bekannter Hetärenname ist (über Diphilos’ Πύῤῥα vgl. F C A II 563) und P. v. Rohden Prosop. Rom. III 111 nr. 822 nennt unsere P. wohl mit Recht meretrix. A. Gruner De carminum Horatianor. personis quaest. sel. (Diss. Halle), Koburg 1920, 37ff. reiht P. in die Gruppe jener Namen ein, die durch den Inhalt der Dichtung, in der sie erscheinen, veranlaßt sind (ähnl. Lalage, Lyce, Phidyle, Rhode), und hält dabei die Nachwirkung der griechischen Komödie auf die Namengebung bei P. für sehr wahrscheinlich (S. 41). Immerhin konnte dieser Name auch unmittelbar aus dem Leben gegriffen sein.