Rothenburg ob der Tauber (1882)
[520] Rothenburg ob der Tauber ist, nachdem es lange genug im tiefen Dornröschenschlaf abseits des Weltverkehrs gelegen, fast plötzlich als „ein Kleinod aus deutscher Vergangenheit“ entdeckt worden, und durch sein historisches Festspiel nun völlig in die Mode gekommen. Wo aber der wißbegierige Schwarm der Touristen seinen Wanderstab an die Wand lehnt und sein Fähnlein als Lockzeichen aufsteckt, da wird auch gleich der literarische Boden fruchtbar, um Bedürfnisse zu befriedigen, auch wenn sie nicht zu den „längst gefühlten“ gehören sollten. Für den Fremdling, der sich Rothenburgs mit deutscher Gründlichkeit erfreuen wollte, war ein guter Führer durch die Vergangenheit und Gegenwart dieser Stadt ein solches Bedürfniß, und dieses befriedigte schon 1881 Wilh. Klein. Sein mit zehn Illustrationen und einem historischen Plane ausgestattetes Buch leistet, was der Reisende von einem guten Gesellschafter erwartet. Daß auch ein freudiger Heimathstolz mit aus dem Buche spricht, ist nicht zu verkennen, thut aber sogar wohl; denn ein Gang durch die Stadt und ihre Geschichte überzeugt uns, daß der Stolz auf beide ein gerechter ist. – Unser Festschilderer ist einem andern Führer gefolgt, und noch ein drittes, ebenfalls illustrirtes: „Rothenburg in alter und neuer Zeit“, hat in Ansbach (bei C. Brügel und Sohn) das Licht der Welt erblickt und zeichnet sich durch den Reichthum von Mittheilungen aus der Geschichte und der Sagenzeit sowie eine Sammlung historischer Volkslieder aus.