Sanssouci (Hoechstetter)
SANSSOUCI
Verschnittener Taxus, weiße Götterbilder
Und breite Treppen, über die
Verblaßte Seidenschleppen ziehen müßten –
Ein altes Schloß in kühler Pracht.
Und der Ruinenberg
Mit seiner Schwermut von gestürzten Säulen
Und einem Opferstein
Für Götter, die schon lang gestorben:
Fridericus Rex floh in das Land Romantik.
Wir lächeln?
Oh ein Lächeln voll Verstehn:
Das Alter kam, und es war schrecklich einsam.
Und ohne Sorge will ihr König sein –
Er baut sich einen Traum aus jungen Tagen,
Der blaue Flieder steigt aus feuchten Gründen,
Der Tulpenbaum, die Rebe blüht –
Und die Allee hinab fegt der Septemberwind
Die ersten gelben Blätter – –
Da droben auf der letzten der Terrassen,
Da sitzt ein alter Mann, ein alter König –
Sie soll sein müd gewordenes Herz
Mit neuen, süßen Jugendschauern füllen.
Ist denn nicht alles da, was Jugendsehnsucht heißt?
Das Schloß, die Götterbilder und die goldnen Früchte,
Der Park, durch den verwirrte Seufzer glühn –
Ein traurig-ernster Teich in müdem Schweigen
Und eines Springquells frohes Wasserspiel –
Und der Ruinenberg, auf dem der Jüngling
Sich rüstet – – ? –
Fridericus Rex? –
– – – – – – – – – – –
Der Führer plaudert: „Vor’jes Jahr um Pfingsten
Hielt unser Kronprinz hier mit seine Reiter
Erst aus dem Sattel steijen –
Und ritten man die Treppe rauf zum Schloß.“
Und wieder müssen wir ein wenig lächeln.
Das Pferd war gut geschult, –
Wird’s eine wunderschöne Anekdote sein,
Von einem königlichen Kavalier
Der, ach nicht schnell genug zu seiner Dame konnte
– – – – – – – – – – –
Fridericus Rex wollt’ ohne Sorge sein:
Der Park, durch den man irrt
Und eine Bücherei von Cedernholz – Voltaire –
Und der Ruinenberg.
Und alles Spiel der herrlichsten Romantik.
Wir haben alle unser Sanssouci,
Den Park, durch den man irrt
Und den Ruinenberg
Mit seiner Torsen von antiker Pracht,
Und einem Opferstein für jene Götter,
Die lange tot sind –
Wir haben alle unser Sanssouci im Herzen:
Wir träumten es in unsrer frühen Frühzeit,
Das goldene Leben und die rote Liebe,
Die gleich dem Frühlingswind sich jubelnd hebt
Und durch die große Macht der Dämmerungen
Und durch die Himmel jungen Überschwangs
Wir wissen eins: um eines Lächelns Willen
Haben wir fröhlich alle Marmorbilder
Und alle großen Bücher, alle Schwermutstempel
Und alle Sanssoucis in unsrem Herzen