Nach Satz 12 kann ein jedes Ideal in der Gestalt dargestellt werden. Setzen wir , so bestimmt die ganze oder gebrochene Zahl vollständig die Idealklasse, zu welcher gehört. Wir nennen einen dieser Idealklasse zugeordneten Zahlbruch. Der Satz 53 zeigt, daß, wenn ein anderer der Idealklasse zugeordneter Zahlbruch ist, notwendig vier ganze Zahlen ‚ , , mit der Determinante im Körper existieren müssen derart, daß wird.
Der Beweis des Satzes 50 gibt uns zugleich ein einfaches Mittel an die Hand, durch eine endliche Anzahl rationaler Prozesse ein volles System von nicht äquivalenten Idealen für jeden gegebenen Körper wirklich aufzustellen. Man braucht nur alle diejenigen Ideale in Betracht zu ziehen, deren Normen sind. Um die zwischen diesen Idealen irgend vorhandenen Äquivalenzen sämtlich zu ermitteln, haben wir nur nötig, jedes von ihnen mit jedem zu multiplizieren und dann, wenn ein solches Produkt bedeutet, jedesmal in eine Zahl mit absolut kleinster Norm aufzusuchen, um zu sehen, ob ist und somit die Faktoren reziproken Klassen angehören. Daß dies ebenfalls nur eine endliche Anzahl von Operationen erfordert, erkennen wir aus dem Satze 46. Ist nämlich , …, die Basis des Ideals , so haben wir nur nötig, , …, als ganze rationale, nicht sämtlich verschwindende Zahlen so zu bestimmen, daß die absoluten Werte der reellen und imaginären Teile von für , …, sämtlich unter gewissen gegebenen Grenzen bleiben. Hierzu bedarf es nur einer endlichen Anzahl von Versuchen. Auf gleiche Weise sehen wir auch ein, daß für jedes vorgelegte Ideal die Klasse, der dasselbe angehört, stets durch eine endliche Anzahl von rationalen Operationen bestimmt werden kann.
Es werde bemerkt, daß unter Umständen auch eine engere Fassung des Äquivalenz- und Klassenbegriffes von Nutzen ist, indem zwei Ideale nur dann äquivalent heißen, wenn ihr Quotient eine ganze oder gebrochene Zahl mit positiver Norm ist [Dedekind (1[1])].
Nach dem Vorbilde von Dirichlet, welcher die Anzahl der Klassen von
binären quadratischen Formen mit gegebener Determinante auf transzendentem Wege ausgedrückt hat [Dirichlet (7[2], 8[3])], und auf Grund der in Kapitel 6 erhaltenen Resultate über die Einheiten eines Zahlkörpers gelang es
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Dedekind, Richard: Vorlesungen über Zahlentheorie von P. G. Lejeune Dirichlet, 4. Auflage, Braunschweig, 1894, Internet Archive
David Hilbert: David Hilbert Gesammelte Abhandlungen Erster Band – Zahlentheorie. Julius Springer, Göttingen 1932, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Hilbert_Gesammelte_Abhandlungen_Bd_1.djvu/129&oldid=- (Version vom 5.8.2016)