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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Herz: ut ne Caesari obedire atque obsequi recusarent in omnibus, quae ullo modo salva veritate verbi Dei et sine laesione bonae conscientiae fieri possent, idque pacis et concordiae causa, et ad multiplicia pericula avertendum.[1]

 Man nahm es in Meissen doch genauer, als der Kurfürst mochte erwartet haben, man forderte von den da versammelten Theologen (Melanchthon, Cruciger, Pfeffinger, Gresser [aus Dresden], G. Major, Joh. Forster [aus Merseburg]) ein Gutachten, das diese am 6. Juli einreichten, dann trat man in Berathung, was dem Kaiser zu antworten sei. Erst wollten die Stände, es solle dem Kaiser eine summa doctrinae überschickt werden, aus welcher er ersehen könne, worin man abweiche und worin nicht. Demgemäss machte sich Melanchthon an die Arbeit, dann aber wurden die Theologen doch bedenklich darüber, ob es der Kaiser gut aufnehmen werde, wenn man eine solche, dem Interim widersprechende, summa doctrinae ihm vorlege, und machten den Vorschlag, die Stände sollten an den Kaiser einfach die Bitte richten, er möge ihnen gar keine Aenderung, weder in der Lehre noch in den Ceremonien, zumuthen;[2] die Stände aber beschlossen jetzt, den Kurfürsten zu bitten, er möge diese Bitte an den Kaiser bringen. Der Kurfürst war aber überzeugt, dass damit bei dem Kaiser nicht zum Ziel zu kommen sei und meinte, es müsse wenigstens in den adiaphoris Nachgiebigkeit gezeigt werden.[3] Er wendete sich zu diesem Behuf in der Stille an die noch katholisch gebliebenen Bischöfe seines Landes, an die von Meissen und Naumburg, ob er von ihnen nicht Aenderungen erlangen könne.

 Die Bischöfe sagten zu, am 23. August nach Pegau zu kommen. Auch die Theologen, obwohl sie erkannten, welchen Verdacht sie sich dadurch zuzögen, glaubten doch, sich der Sache nicht entziehen zu dürfen und kamen dorthin, die Theologen Melanchthon, Forster, und, weil Cruciger krank geworden war, Paul Eber.

 In Pegau verzeichnete man erst die Punkte, an denen man


  1. Exp. E. c. 2.
  2. Exp. L. I. 2.
  3. Exp. M. m. 2.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/126&oldid=- (Version vom 1.10.2017)