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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

festhalten müsse, dann, auf Verlangen der Bischöfe, die Punkte im Interim, an denen etwas auszusetzen wäre. Bei den Verhandlungen darüber kam es doch dahin, dass die Theologen ihre Ausstellungen am Interim auf vier Punkte beschränkten, die von der Rechtfertigung, der Busse, der Messe und dem Heiligendienst. Sie legten aber weiter den Bischöfen einen Aufsatz vor, welcher ihr Bekenntniss über diese Punkte enthielt. Ihre Lehre von der Rechtfertigung konnte zwar im protestantischen Sinne verstanden werden, aber auch die Römische Lehre hatte darin Platz, und sogar ein weiteres Zugeständniss machten sie in dieser Lehre an die Bischöfe. Jetzt gestanden dieselben zu, dass sie sich die Lehre in dieser Fassung gefallen lassen könnten, auf die anderen drei Punkte aber liessen sie sich nicht ein, unter dem Vorwand, dass es dann zu Aenderungen im Interim komme, zu denen sie sich nicht berechtigt erachteten. Auch stellten sie weiter noch so viele Forderungen, dass man sah, weiter käme man doch nicht mit ihnen. Die Verhandlungen wurden daher abgebrochen. Nur noch die Frage wurde erwogen, ob man dem Kaiser willfahren solle, wenn er eine neue Formel wolle, welche die Mitte zwischen der papistischen und der lutherischen Lehre halte? Der Kurfürst drängte, man solle nachgeben, so viel man mit gutem Gewissen könne. Die Sache schien aber so wichtig, dass man die Meinung aussprach, dass alle Stände dazu mitwirken müssten. Diese wurden daher nach Torgau auf den 18. October berufen. Dort erinnerte sie der Kurfürst, dass man doch immer versprochen habe, Zugeständnisse zu machen, so weit es salva et integra veritatis doctrina geschehen könne und forderte sie dazu auf. Er machte auch geltend, dass eine Gleichheitlichkeit der Ceremonien und Kirchenordnungen wünschenswerth sei. Er kam aber mit den Ständen doch nicht so weit vorwärts, als er wünschte. Man verschob die Sache auf einen Convent, auf dem die Theologen in grösserer Anzahl versammelt wären. Ein solcher kam zu Celle zu Stand, am 16. Novbr. Dort wurden die zahlreicher versammelten Theologen aufgefordert, einen Agendenentwurf mit zu Grundlegung der Agende des Herzogs Heinrich zu fertigen und in denselben das aufzunehmen, worüber man in Betreff der adiaphora schon

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.10.2017)