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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

in Torgau übereingekommen war. Der gefertigte Entwurf stimmte, was die adiaphora anlangt, so ziemlich mit dem Interim. Dennoch wünschten einige Räthe noch grössere Annäherung an dasselbe und legten den Theologen einen anderen Entwurf vor, in welchem auch auf die Lehre Bezug genommen war. Es war darin die Lehre des Interim von dem Status ante et post lapsum acceptirt, die Lehre von der Rechtfertigung zwar mehr lutherisch ausgedrückt, aber doch bemerkt, man wolle damit nicht anders lehren, als man mit den Bischöfen in Pegau übereingekommen sei. Und die Theologen liessen sich auch diesen Entwurf gefallen.

 Die Sache war jetzt so weit gediehen, dass der Kurfürst die sämmtlichen Stände einberufen und ihnen die Sache zu solenner Annahme vorlegen konnte. Das geschah auf dem Landtag zu Leipzig im December 1548. Auf ihm erinnerte der Kurfürst erst an das, was in Meissen verhandelt worden, machte bemerklich, dass die Lehre rein erhalten sei, insbesondere die von der Rechtfertigung, dem Genuss von Leib und Blut Christi im Abendmahl und der Priesterehe, das Gewissen sei überall gewahrt. Er bat, sie sollten jetzt, wo es nicht Noth thue, keine Schwierigkeiten machen. Darauf wurde ihnen die neue Kirchenordnung vorgelegt, angeblich die in Celle vereinbarte, in Wahrheit war aber auch diese ohne Gutheissung der Theologen etwas verändert worden. Die Stände, dadurch vielleicht misstrauisch gemacht, billigten zwar die Artikel von der Rechtfertigung, den guten Werken, der kirchlichen Autorität, der Reue, der Ehe, die Bilder, Gesänge, die Fasten, die Artikel über die Kirchenzucht, Ordination und Messe, machten aber doch allerlei Ausstellungen, so über die Confirmation, das Oel, und meinten, das solle unterlassen werden, aber die Theologen waren es, welche die Stände zu beruhigen und ihre Bedenken zu beschwichtigen suchten. Das gelang freilich nur unvollkommen, und eigentlich waren weder die Stände noch die Theologen mit dem Verlauf der Dinge recht zufrieden, Widerspruch wurde aber doch nicht eingelegt, der Kurfürst wurde vielmehr gebeten, die Sache des Weiteren mit den Bischöfen zu ordnen. Er nahm also an, dass er am Ziel angelangt sei.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.10.2017)