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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

sind keine beifälligen. Noch 1551 schreibt Calvin dem Melanchthon, er könne ihn nicht ganz von Schuld freisprechen, ja, er macht ihm sehr starke Vorwürfe.[1]

 Doch es bedarf kaum so vieler Worte, um den Beweis zu führen, dass die kursächsischen Theologen sich mit ihrer Nachgiebigkeit im Interim verfehlt haben. Sie verrathen früh selbst durch ihre Haltung eine gewisse Unsicherheit. Und wie sollte es auch anders sein? Früh werden sie inne, dass der Kaiser mit Nachgiebigkeit in geringen Dingen sich nicht begnüge; früh, dass der Kurfürst sie weiter dränge, als sie ursprünglich gedacht haben; früh, dass man in manchen Kreisen ihre Nachgiebigkeit so deute, als ob sie auch zur Annahme des vom Kaiser ausgegangenen Interims bereit wären.[2] Die Position, die sie nahmen, war darum früh nur die, dass sie ihren redlichen Willen bezeugten, dass sie betheuerten, nicht um zeitlichen Vortheils willen und nicht aus persönlicher Furcht hätten sie so gehandelt. Sie geben dann zu, dass der andere Gesichtspunkt, von dem die Gegner ausgehen, auch etwas für sich habe, sie wären zufrieden, wenn man dem ihrigen nur auch Gerechtigkeit widerfahren liesse. Schliesslich bekennen sie auch, dass sie sich nicht ganz von Schuld frei wissen.[3]


    Interitus mandari, ne quis loquatur aut scribat adversus hunc librum? Quae est ista doctrinae libertas? Quare si ecclesia et pii ministri non possunt alia ratione quam cum contumelia piae doctrinae servari, commendemus eos Christo, filio Dei; huic erunt curae; nos interea feramus patienter nostrum exilium et exspectemus Dominum.

  1. Ep. Calvin: Tu res medias et indifferentes nimis longe extendis ... Tu si ad cedendum fuisti mollior, id tibi vitio a multis verti, non est quod mireris. Adde quod eorum, quae Tu media facis, quaedam cum Dei verbo manifeste pugnant. .. Tam mulla abs te Papistis concedi non oportuit, partim, quia laxasti, quae verbo suo Deus adstringit, partim quia proterve evangelio insultandi materiam dedisti. .. Alia, ut nosti, est tua quam multorum conditio; plus enim ignominiae ducis vel antesignani trepidatio, quam gregariorum militum fuga sustinet .. Itaque plures tu unus paululum cedendo querimonias et gemitus excitasti, quam centum mediocres aperta defectione ... (bei Schlüsselburg p. 635 sq.)
  2. Die Belege bei Frank, die Theologie der Concordienformel IV, p. 10, 94 und 95.
  3. So Melanchthon in seinem Brief an Flacius vom 5. Septbr. 1556 (C. R. VIII, 841). .. Doctrinam confessionis nunquam mutavi. Ego etiam de ritibus [116]
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/139&oldid=- (Version vom 1.10.2017)