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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

 In Goslar, wo er als 26jähriger Mann auf Empfehlung Melanchthons Superintendent geworden war, ward er entlassen, weil er kirchliche Zucht handhaben wollte. War die aber nicht angezeigt in einer Stadt, in welcher der Sohn des ersten Bürgermeisters seine Gattin verstossen und vom Vater ungestraft den ihn tadelnden Oheim bei einem Gastmahl durchbohrt hatte; und in welcher der zweite Bürgermeister Kircheneinkünfte zurückhielt?[1] In Rostock (er war nach kurzem Aufenthalt in Magdeburg, wo er mit in die Arbeit an den Magdeburger Centurien einzutreten gedachte, in Mitte des Jahres 1556 dahin als Professor der Theologie und Pastor zu St. Jakobi berufen worden) war er entlassen worden, weil er, wie Leukfeld erzählt, „sich bald einige Feindschaft auf den Hals geladen hatte, sintemal er eiferte über die Feier des Sonntags, und nicht zugeben wollte, dass an demselben Tage Hochzeiten oder andere Wirtschaften gehalten würden, weil der öffentliche Gottesdienst versäumt, und sonst viel Böses dabei verübt werde, daher er öffentlich abkündigte, dass er Sonntags Niemanden mehr kopuliren werde;“ dann, weil er den Rathsherrn Brummer in den Bann gethan, der das Predigtamt gelästert, und Heshusen mit seinen Freunden eine pharisäische Sekte genannt hatte.[2]

 Seinem Ruf können die Amtsentsetzungen, die er erfahren, damals noch nicht geschadet haben, denn Melanchthon hätte ihn jetzt gern als Pastor an der Wittenberger Schlosskirche gehabt und Chytraeus,[3] sein Rostocker College, empfahl ihn dem Superintendenten Marbach in Strassburg. Er wurde von diesem, der die Pfälzer Kirche geordnet hatte, für Heidelberg vorgeschlagen und der Kurfürst berief ihn, nachdem auch Melanchthon ihm ein günstiges Zeugniss ausgestellt hatte. Heshus hatte damals zwischen diesem Ruf und einem von dem König von Dänemark an ihn ergangenen zu wählen. Er zog den ersteren vor.


  1. Tilemann Heshusius von C. H. Wilkens. Leipzig 1860. p. 28.
  2. Beides bei C. von Helmolt, T. Heshus und seine sieben Exile. Leipzig 1859. p. 28 u. 32.
  3. Chytraeus nennt ihn in dem Brief an Marbach der Universität ornamentum et praesidium. Helmolt p. 37.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/219&oldid=- (Version vom 1.10.2017)