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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

 Gleich aus der ersten Zeit seines Aufenthaltes in Heidelberg werden dann freilich Dinge erzählt, welche einen Schatten auf seinen Charakter zu werfen geeignet sind. Es fragt sich aber, ob die, welche davon erzählen, seine Handlungsweise auch richtig deuteten.

 Es wird erzählt, der Kurfürst Otto Heinrich habe beabsichtigt, noch bei seinen Lebzeiten sich als dem Letzten seines Geschlechts ein Monument in der heil. Geistkirche setzen zu lassen, die Geistlichkeit aber habe, weil an demselben heidnische Embleme angebracht waren, gegen die Aufstellung desselben in der Kirche Einsprache gethan, nur Heshus, den der Kurfürst um seinen Rath befragt, habe nichts Anstössiges daran gefunden: denn das sei eine bei Fürsten und Königen hergebrachte Sitte. Die Berichterstatter deuteten das dem Heshus als eine Schmeichelei gegen den Fürsten, schon Häusser[1] aber hält es für möglich, dass Heshus in der Verdammung des Monuments Bilderstürmerei der Reformirten gewittert habe.

 Es wird weiter erzählt, er habe sich eine übermässige Autorität angemasst, sich Generalissimum aller Superintendenten der Pfalz genannt, er habe die Candidaten allein examinirt, er habe im Ehegericht des Kurfürsten Stuhl, der bisher immer für diesen leer gestanden, eingenommen.

 Es wird endlich erzählt, er habe viele Dinge in der Pfalz abgeschafft, die vor ihm eingeführt waren. Bisher hätten bei der Communion die Communicanten das Brod aus der Hand des Priesters genommen, wie das Sitte der Reformirten war, Heshus habe es untersagt. Bisher habe man die Psalmen Davids aus dem Bremer Gesangbuch gesungen, Heshus habe dieses Gesangbuch abgeschafft und angeordnet, dass keine anderen Lieder, als die Luthers gesungen würden. Auch die Zeit der Communion habe er verändert, die Hostien habe er sorgfältig zählen und den übriggebliebenen Wein nicht wieder in die Kanne giessen lassen. Waren beim Abendmahl die Hostien ausgegangen, und mussten noch mehrere consecrirt werden, so mussten die Schüler auf dem Chor von neuem zu singen anfangen, bei


  1. L. Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz II, 10.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/220&oldid=- (Version vom 1.10.2017)