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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Bahn vorwärts. Er überliess sich jetzt ganz dem Rath und der Leitung des Erast, und umgab sich mit Theologen seiner Richtung. Gern hätte er den Peter Martyr von Zürich und den Wolfgang Musculus von Bern zu sich gezogen, beide aber lehnten ihres Alters wegen den Ruf ab.[1] Statt ihrer berief er die Theologen Caspar Olevianus, Zacharias Ursinus und Tremellius; den ersteren 1560, die beiden anderen 1561. Alle drei nennt Herr von Venningen, derjenige unter den Räthen des Kurfürsten, welcher von Anfang an die Abweichung vom Lutherthum gemissbilligt hatte, „beschreite Sectarii und Zwinglianer.“[2] Der Erstere hatte sich in der Schweiz, in Genf und Zürich, gebildet und hielt sich gerade zu der Zeit in Zürich auf, als Bullinger seinen lateinischen Catechismus verfasste.[3] Der Andere hatte erst in Wittenberg studirt und war da dem Melanchthon sehr nahe gestanden, dann hatte er sich geraume Zeit in der Schweiz aufgehalten, zweimal längere Zeit in Zürich. In Breslau angestellt, hatte er unter dem Verdacht des Philippismus zu leiden, legte darum die Stelle nieder und begab sich wieder nach Zürich zu Peter Martyr, der ihn dem Kurfürsten empfahl.[4] Der Dritte, Tremellius, stammte aus Ferrara, war ein getaufter Jude, war durch Peter Martyr für die Reformation gewonnen worden und begleitete zu der Zeit, als der Ruf an ihn kam, eine Lehrerstelle an einem Zweibrückischen Gymnasium.[5] Von den früheren Heidelberger Theologen dienten dem Kurfürsten Diller, Boquin und Dathenus. Mit deren Hülfe reformirte er den Gottesdienst.

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 Die Bilder wurden aus den Kirchen geschafft, die Taufsteine entfernt, die Nothtaufe wurde abgeschafft, die Altäre wurden abgerissen und an deren Stelle Tische gesetzt, statt der Hostien wurden beim Abendmahl Semmeln eingeführt und diese gebrochen, die Privatcommunion bei Kranken wurde dahin eingeschränkt,


  1. H. Altingii hist. eccl. Palatina. p. 183.
  2. Venningens Brief an Marbach d. d. 25. März 1561 bei Struve p. 89: „So hat Boquinus des Calvini Catechismum in linguam graecam vertirt, damit er desto mehr ins Licht bracht.“
  3. Bullinger von Pestalozzi p. 415.
  4. Carl Sudhoff, Olevianus und Ursinus. 1857 p. 11.
  5. Alting p. 185.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/237&oldid=- (Version vom 1.10.2017)