Seite:Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl.pdf/238

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

dass Andere mit communiciren sollten. Die Orgeln wurden geschlossen, der lateinische Choral abgeschafft und an dessen Stelle die Psalmen Luthers eingeführt. Auch die Marien-, Apostel- und Heiligenfeste wurden abgeschafft.. Die Geistlichen, welche dieser Ordnung sich nicht fügen wollten, wurden abgesetzt und durch reformirte ersetzt, welche zumeist aus den Niederlanden kamen.[1]

 Auf die Intercessionen der Fürsten, des Herzogs Johann Friedrich und Christoph von Würtemberg, achtete der Kurfürst nicht mehr. Er liess in weiterer Folge auch einen neuen Catechismus, den berühmten Heidelberger, anfertigen. Mit dieser Arbeit betraute er den Olevianus und Ursinus. Dieser Catechismus ist aus zwei Catechismen entstanden, einem grösseren und einem kleineren, die Ursinus verfertigt hatte und aus einer Erläuterung, welche von Olevianus herrührte.[2] Nachdem der Catechismus zu Stande gebracht war, legte ihn der Kurfürst Ende des Jahres 1562 den Inspectoren und Predigern des Landes vor, welche er zu diesem Endzweck nach Heidelberg kommen liess, liess ihn auch ins Lateinische übersetzen, dann veröffentlichte er ihn 1563 in beiden Sprachen, der deutschen und lateinischen, und führte ihn in den Pfälzer Kirchen ein. Und noch in demselben Jahr wurde auch die bereits angefangene Kirchenordnung vollends zu Stande gebracht und am 15. November publicirt.

 Sollen wir nun die durch die jüngsten Geschichtschreiber (Ebrard und Heppe) angeregte Frage antreten, ob die Pfälzische Kirche durch diese Anordnungen des Kurfürsten eine reformirte geworden war, oder ob damit nur der Melanchthonianische


  1. Salig III, 714. Nach Alting (p. 183), auf den sich Struve (p. 106) beruft, sind diese Aenderungen schon vor dem Naumburger Fürstentag vorgenommen worden. Kluckhohn (p. 77) bestreitet das, und lässt sie mit Berufung auf Wundt (II, 55) erst ungefähr ein Jahr vor dem Erscheinen des Catechismus eintreten. Es mag sein, dass ein Theil dieser Veränderungen erst in diese Zeit fallen, dass aber der Anfang damit schon früher gemacht worden, beweist ein Brief Olevians an Calvin d. d. 12. April 1560 p. 80 (bei Sudhoff p. 80).
  2. Bezeichnend für die Stellung des Kurfürsten ist, dass auf seine Veranlassung hin in der 80sten Frage des Catechismus die Polemik gegen die katholische Messe verschärft wurde. Kluckhohn p. 80–82.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/238&oldid=- (Version vom 1.10.2017)