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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Pflicht halten, diejenigen Geistlichen nicht zu dulden, welche in der Schrift nicht fanden, was er darin fand, und seinem Lande sein Bekenntniss und seine Kirchenordnungen aufzunöthigen. So wenig wir das nun billigen, so müssen wir doch anerkennen, dass der Kurfürst mit Wärme und aufrichtiger Frömmigkeit seinem Glauben zugethan war, und grosse Glaubensfestigkeit an den Tag legte. Er bezeugte diese namentlich auf dem Augsburger Reichstag von 1566, wo die Gefahr, von dem Religionsfrieden ausgeschlossen zu werden, sehr nahe an ihn heran trat. Die Gefahr ging damals an ihm vorüber. Gerade die Glaubensfreudigkeit, welche der Kurfürst in seiner Erklärung an den Kaiser und die Stände aussprach, machte besonders auf den Kurfürsten August von Sachsen einen so günstigen Eindruck, dass er jenen Fürsten, welche auf Ausschluss des Kurfürsten von dem Religionsfrieden drangen (es waren besonders der Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken und der Herzog Christoph von Würtemberg), entgegentrat. Aber das will doch bemerkt sein, dass auch die Stände, als sie sich wider den Ausschluss des Kurfürsten erklärten, anerkannten, dass er von der Augustana abgewichen sei. Und so hat auch der Kaiser[1] die gegen den Kurfürsten gerichtete Anklage


  1. Die Resolution des Kaisers bei Struve p. 194. Er verlangt, dass die Stände in den Kurfürsten dringen sollten, dass er „nicht allein mit dem Mund, sondern auch wirklich sich zu der Augsb. Conf., derselben Lehre, Ceremonien und Kirchengebräuchen bekenne und dessen zu mehrerer Gewissheit, was Seine Kurfürstliche Gnaden solcher Augsb. Conf. zuwider in den Kirchen, Städten, Ländern und Schulen in der Lehre insgemein und Reichung der heil. Sacramente insonderheit einreissen lassen, dasselbe alles vermöge des Religionsfriedens wiederum ändere und abstelle, auch die verführerischen Kirchen- und Schuldiener, die Catechismen, Traktätle, und Bücher, darin der Calvinische Irrthum gelehrt und vertheidigt wird, gänzlich abschaffe.“
     Die Antwort der Stände vom 26. Mai: Sie versprechen, „an den Kurfürsten eine Erinnerung und Vermahnung zu thun“, wollen aber nicht, „jemand so in etlichen Artikeln in ihrer Confession mit ihnen streitig in deutschen und fremden Landen in einige Gefahr, vielweniger aus dem Religionsfrieden setzen.“ Sie geben zu erwägen, „dass jetziger Zeit viele bedrängte Christen in Frankreich, Spanien, Niederlanden und anderen Orten sich befinden, welche die höchsten Punkte der christlichen Religion, de trinitate, de justificatione etc. lauter und nach Inhalt des göttlichen Worts und der Augsb. Conf. halten, daneben aber in dem Artikel des heil. Abendmahls von etlichen [225]
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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/248&oldid=- (Version vom 1.10.2017)