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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

ein solcher Beschluss rechtliche Geltung haben? Konnte man ihm auch nur in ferner Analogie die Bedeutung beimessen, welche man dem Augsburger Reichstag von 1530 beizulegen hat? Der Kaiser hätte sich vielleicht dazu verstanden, aber es wäre ein arger Missbrauch der Landesfürstlichen Gewalt gewesen, wenn die Fürsten und Stände ihren Beschluss der Kirche hätten aufdringen wollen.

 Wollte man aber auch den Fürsten und Ständen diese Gewalt vindiciren, immerhin war es ein Beschluss, dessen rechtliche Geltung die Fürsten und Stände alsbald selbst wieder zurückgezogen haben.

 Das beweist die Geschichte, welche sich ereignete. Bevor wir zu dieser übergehen, berichten wir erst über die Aufnahme, welche der Naumburger Abschied bei den Ständen erfuhr, die nachträglich zum Beitritt aufgefordert wurden.

 Wir haben schon bemerkt, dass die in Naumburg versammelten Fürsten sich verabredet hatten, von den dort nicht vertretenen Ständen die Unterschrift auszuwirken, damit waren sie aber nicht glücklich.

 Von den oberländischen Ständen, welche einzuladen der Herzog Christoph und der Pfalzgraf Wolfgang übernommen hatte, lehnten fast alle ab, oder unterschrieben nur mit der Erklärung, dass sie die Abendmahlslehre im lutherischen Sinn auffassten[1]. Noch ungünstiger war das Resultat in Niederdeutschland, als dem Land, in welchem die Abendmahlsstreitigkeiten schon seit geraumer Zeit im Gange waren. Die Pommerschen Theologen, welche von Chyträus auf Befehl des Herzogs Johann Albrecht von Meklenburg befragt worden waren, liessen sich durch die Unterschrift ihrer Herzoge nicht abhalten, zu erklären, dass sie mit der Präfation nicht einverstanden sein könnten, denn diese sei so abgefasst, dass auch die Sacramentirer ihren Sinn hineinlegen könnten[2]. Die Magistrate von Lübeck, Hamburg und Lüneburg warteten gar nicht bis sie gefragt wurden, sondern erklärten auf einem Convent in Mölln, sie könnten die


  1. Planck III, 285.
  2. Heppe I, 416.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/355&oldid=- (Version vom 1.10.2017)