Seite:Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl.pdf/75

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

 Es ist merkwürdig, dass Luther in dieser seiner letzten Schrift der Bemühungen um die Concordie gar nicht gedenkt, nur gegen Zwingli und die anderen früheren Sacramentirer erklärt er sich und über das Marburger Gespräch. Es lässt sich das nur so erklären, dass es Luthern jetzt eine ausgemachte Sache ist, dass jene Schweizer einfach auf dem Zwinglischen Standpunkt stehen. Darum gibt er sich mit ihnen gar nicht weiter ab und setzt sich nur mit Zwingli auseinander.

 Die Schweizer hielten es für eine Ehrensache, diese Schrift Luthers nicht stillschweigend hinzunehmen. Es erschien im März 1545 deutsch und lateinisch das „wahrhafte Bekenntniss der Diener der Kirche zu Zürich, was sie aus Gottes Wort mit der heil. allgemeinen christlichen Kirche glauben und lehren etc.“ Sie rechtfertigen darin den Zwingli gegen die Vorwürfe Luthers, und ihre eigene Lehre vom Abendmahl, betonend, dass diese Handlung von Christo eingesetzt sei, wohl damit sie zur Stärkung und Belebung des Glaubens diene, nicht aber, dass sie ohne Glauben Frucht schaffe. Gerade die reformirte Kirche verbleibe bei dem rechten einfachen Sinn der Einsetzungsworte, während Luther mit seiner künstlichen Lehre von unräumlicher aber doch leiblicher Gegenwart des Leibes Christi im Brod wohl zusehen möge, ob er nicht einer verworfenen Irrlehre, der des Eutyches, verfalle.

 Jetzt war der Bruch zwischen beiden Theilen besiegelt.

 Nach unserer Auffassung und Darstellung hat die Sache also den Verlauf genommen, dass Luther, der nie eine Einigung anders als auf Grund der Einheit im Bekenntniss eingehen wollte, mit den Schweizern brach, sobald er inne geworden, dass keine Einheit erzielt sei und auch keine Aussicht sei, zu einer solchen zu gelangen. Die Ansicht, dass Luther eine Zeitlang geneigt war, eine Uebereinstimmung im Grundwesentlichen anzuerkennen und darüber den noch fortbestehenden Unterschied in dem einen Lehrpunkt zu übersehen, finden wir durch nichts bestätigt.

 Doch wird dafür noch ein Beweis angeführt, dessen wir noch nicht gedacht haben. Man führt nemlich an, dass Luther sich zu einer gewissen Zeit günstig über Calvin und

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.10.2017)