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gesamte öffentliche Leben eine einzige heilige Festfeier wäre? 189 Was Fremde unter dem Namen Mysterien und Weihen in wenigen Tagen begehen, ohne es jedoch dauernd in ihrem Herzen bewahren zu können, daran halten wir mit jubelnder Freude und unverrückten Sinnes allzeit fest. – 190 Welcher Art sind nun die Gebote und Verbote im einzelnen? Vor allem sind sie einfach und fasslich. Das erste lehrt von Gott und zwar folgendermassen: Gott ist alles; er ist vollkommen und selig, sich selbst und allen genügend: Anfang, Mitte und Ende von allem.[1] Offenbar durch seine Werke und Gnaden, erkennbar wie alles andere, ist er doch nach Gestalt und Grösse uns völlig unbekannt; 191 denn kein Stoff, und wäre es der kostbarste, ist wert, dass sein Bild daraus verfertigt werde, keine Kunst vermag etwas zu ersinnen, das ihm gliche; etwas ihm ähnliches auch nur zu erdenken oder zu vermuten, ist bei uns schon sündhaft. 192 Seine Werke schauen wir: Licht, Himmel, Erde, Sonne und Mond, die Gewässer, die stets sich erneuernden Tiergeschlechter, und die fruchttragenden Gewächse. Diese hat Gott gemacht, nicht mit Händen, nicht durch Arbeit, noch bedurfte er dazu einer fremden Beihilfe – sondern er wollte Gutes, und gut war es alsbald geschaffen. Diesem Gott müssen alle gehorchen, und in Tugendübung sollen sie ihn ehren; denn das ist der würdigste Gottesdienst.

(23.) 193 Weil immer gleiches zu gleichem passt,[2] soll der eine Gott auch nur einen Tempel haben, der das gemeinsame Eigentum aller ist, wie sie alle denselben Gott verehren.[3] Der Gottesdienst wird ohne Unterlass von

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/178&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Vergl. Jeremias 41, 4; 44, 6; Offenb. Joh. 1, 8; 21, 6; 22, 13.
  2. Ein oft citiertes griechisches Sprichwort (z. B. Odyssee, XVII. Gesang, Vers 218; Aristot. Ethik. IX, 3, 3).
  3. Man beachte, wie Josephus hier den Oniastempel in Aegypten völlig ignoriert. Er hat also gleich seinen Glaubensgenossen in Palaestina und Alexandria diesen Tempel für ungesetzlich gehalten, obwohl er mehr als irgend ein anderer von ihm berichtet (J. A. XII, 9, 7; XIII, 3, 1; 10, 4; XX, 10; Jüd. Krieg VII, 10, 3f.). Des gleichen berücksichtigt er ihn nicht J. A. IV, 8, 5.