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des greisen Mitherausgebers dieser Zeitschrift, der je wirksamer und ergreifender sprach, je weniger er es liebt, auf das Gemüt zu wirken, das gute Zeugnis eines τὴν διακονίαν πληροφορήσαντος. D. von Zahns, unseres ehrwürdigen Altmeisters, Rede war der Ertrag eines reichen ganz der Schriftforschung in heiligem Ernst geweihten Lebens, die Mahnung eines auf den Höhen der wissenschaftlichen Arbeit und Erkenntnis Wandelnden, diesem äußerlich wohl und trefflich bezeugten und innerlich je und immer sich bezeugenden Schriftworte Treue zu halten, es durchzuleben, durchzuleiden und so aus Leben und Leiden zum Siege der Gewißheit und zur Gewißheit des Sieges zu gelangen. Gerade in dem etwas einfacheren Programm, das manche gegenüber dem von Rostock (1904) und Upsala (1911) beklagten, lag für andere die dankenswerte Weisheit der Beschränkung auf das Eine und Nötige. Die Anwesenden waren nicht Gäste einer beliebigen Konferenz aus der schola quaerentium, um mit Melanchthon zu reden, sondern Glieder der kämpfenden, des Ernstes der Lage sich wohl bewußten Bekenntniskirche, der ecclesia possidentium. Und Nürnberg mit seiner Vergangenheit und Gegenwart, mit seiner Zukunft gab dem Ganzen, für das man danken muß, auch wenn es nur wieder einmal festgestellt hätte, was nicht oft genug festgestellt werden kann, daß es sich nicht um theologische, sondern um religiöse Gegensätze in der Kirche handle, den wirkungsvollen Hintergrund. Löhe, der Pfarrverweser von Egydien und bei St. Lorenz, seine Vater-Unserpredigten und seine machtvolle Predigt über die Epistel des vierten Trinitatissonntags, die Bibelstunden im Helfferichschen Hause zur frühen Morgenstunde, und die ehrwürdigen Gestalten von Rehberger und Schöner, der Kaufleute Kießling und Volk, des Rosenbäckers Burger, des „getreuen Eckart lutherischen Bekenntnisses,“ des edlen Freiherrn Adolf von Scheurl, die frommen Humanisten Roth und Nägelsbach mit seiner ernsten Mahnung und Warnung „vor unheilvollem Heidentum, wenn man nicht am Evangelium festhalte“ (Vorwort zur homerischen Theologie), Schuberts und Karl von Raumers, Hofmanns und Thomasius gesegnete Gestalten, ihre Arbeit in der Kirche und für sie, und weiter zurück die Bekenner des 18., die Streitbaren des 17. Jahrhunderts, die Reformationsfreunde des 16. Jahrhunderts, sie alle traten vor das rückwärtsschauende Auge, eine

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Hermann von Bezzel: Zeitbetrachtung. A. Deichert’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Zeitbetrachtung.pdf/17&oldid=- (Version vom 10.9.2016)