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140 ägyptische Jahre und 67d 12I ungefähr verstrichen waren, und wobei der mittlere Ort der Sonne in 303° 19′ sich fand. Merkur erschien aber durch das Instrument in 13° 30′ des Steinbocks, vom festen Anfange des Widders aber in 276° 49′ ungefähr. Folglich betrug seine grösste westliche Entfernung 26° 30′. Da also die Grenzen der Abweichung zu beiden Seiten von dem mittleren Orte der Sonne gleich waren, so müssen nothwendig die Absiden des Merkur einander gegenüber in der Mitte zwischen eben diesen Oertern liegen, d. h. zwischen 63° 50′ und 303° 19′[1], also in 3° 34′ und 183° 34′; hier mussten die grösste und die kleinste Abside Merkurs sich befinden, und man kann dieselben, wie bei der Venus, durch zwei Beobachtungen von einander unterscheiden. Die erste dieser Beobachtungen stellte Ptolemäus im 19ten Jahre Hadrians, bei anbrechendem 15ten Tage des Monats Athyr[2], an, während der mittlere Ort der Sonne 182° 38′ war; die grösste westliche Entfernung des Merkur von demselben betrug 19° 3′, indem der erscheinende Ort Merkurs in 163° 35′[3] lag. Und in demselben Jahre Hadrians, welches seit der Gebart Christi das 135ste war[4] bei der Abenddämmerung des 19ten Tages des ägyptischen Monats Pachon[2] wurde Merkur mit Hülfe des Instruments in 27° 43′ der Fixsternsphäre gefunden; während die Sonne, ihrer mittleren Bewegung nach, in 4° 28′ stand. Der grösste östliche Abstand des Planeten ergab sich zu 23° 15′, also grösser als vorhin. Woraus hinreichend klar wird, dass das Apogeum Merkurs zu jener Zeit nur in ungefähr 183° 20′ liegen konnte, was zu bemerken war.

Capitel 27.
Wie gross die Excentricität des Merkur ist, und welches Verhältniss der Bahnen herrscht.

Hieraus ergeben sich auch zugleich die Entfernung der Mittelpunkte und die Grössen der Kreise. Es schneide die Linie die Absiden des Merkur, und zwar bei die grösste, bei die kleinste derselben; zugleich stelle dieselbe den Durchmesser der Erdbahn dar, deren Mittelpunkt in liege. Um den Mittelpunkt werde die Bahn des Planeten beschrieben. Man ziehe an dieselbe die Tangenten und , und endlich die Radien und . Da nun bei der ersten der beiden letzten Beobachtungen die grösste westliche Abweichung zu 19° 3′ gefunden wurde, so war der Winkel gleich 19° 3′. Bei der zweiten Beobachtung aber erschien die grösste östliche Abweichung gleich 23° 15′. Es sind also in den beiden rechtwinkligen Dreiecken und wegen der gegebenen Winkel auch die Verhältnisse der Seiten gegeben, so dass, wenn gleich 100000[5], der Radius gleich 32639; wenn aber gleich 100000[5] war, so wurde gleich 39474 solcher Theile. Da aber gleich , als Radien eines Kreises und beide gleich 32639, so wird gleich 82685 solcher Theile, von denen 100000 enthält. Daher ist die Hälfte gleich 91342, und als Rest die

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [60] 439) Im Texte der Säc. Ausg. pag. 379, lin. 23 steht hier 90° 20′ — die Nürnberger und Baseler Ausgaben haben sogar 110° 20′, welcher Druckfehler offenbar dadurch entstand, dass CX statt XC gesetzt wurde. — Jene 90° 20′ bezeichnen aber den Ort des Merkur bei der ersten Beobachtung, wie sich weiter oben in demselben Capitel angegeben findet. Es muss aber offenbar statt dessen der mittlere Ort der Sonne bei der zweiten Beobachtung, also 303° 19′ genommen werden, wie in der Warschauer Ausgabe und im Texte der Uebersetzung geschehen ist, und was auch die weitere Rechnung bestätigt. Denn addirt man den mittleren Ort
    der Sonne bei der ersten Beobachtung = 063° 50′
    zu dem bei der zweiten = 303° 19′
    so erhält man 367° 09′
    halbirt 183° 34′ 30″, wofür im Texte 183° 34 steht,
    davon ab 180
    bleibt 003° 34′ 30″, wofür im Texte 3° 34′ steht.
  2. a b [60] 437) Almagest IX. 8.
  3. [61] 440) Die Nürnberger und Baseler Ausgabe haben 143° 35′, die Warschauer Ausgabe 169° 35′, die Säc. Ausg. 163° 35′. An dem in Anm. 437) angeführten Orte des Almagests giebt
    Ptolemäus den Ort Merkurs an zu 20° 12′ ♍︎ = 170° 12′
    davon ab die Präcession der Nachtgleichen mit 006° 40′
    bleibt = 163° 32′ folglich ist die Lesart der Säcular-Ausgabe die richtigste.
  4. [61] 441) Die Nürnberger und Baseler Ausgabe sowie das Original-Manuscript bezeichnen dieses Jahr fälschlich als das 1305te, die Säcular-Ausgabe liest richtig 135,
    denn die Jahre Hadrians beginnen 439 ägyptische Jahre nach Alexanders Tode
    dazu kommen die abgelaufenen 018a 258d 06h
    giebt 457a 258d 06h
    von Alexanders Tode bis Christi Geburt sind verlaufen 323a 130d 12h
    bleiben 134a 127d 18h ägyptisch nach Christo
    davon ab die Schalttage 033
    bleiben 134a 094d 18h römisch nach Christo,

    d. h. im Jahre Christi 135 den 5ten April Abends 6 Uhr.

  5. a b [61] 442) Die alten Ausgaben lesen fälschlich 10000, die Säc. Ausg. richtig 100000.