Er seufzte nicht an tother Helden Bahren,
Und hielt, die Charon übern Styx gefahren,
Alleinzig nicht der Liedesfeier werth.
Er traute der Verheißung ja von morgen,
Und fühlte den erhobnen Sinn des Heut;
Als den ein Scheinverlust der Welt zerstreut.
Pflicht war's ihm, aller Dinge Geist zu kennen,
Die ganze Welt für ihn im Sang erscholl;
Und wiederstrahlt' aus seiner Augen Brennen
Er sah, was in und außer ihm sich regte,
Der Zeit rastlose Fluthen schaut' er fliehn,
Und Ruhm und Größe rings sein Herz bewegte,
Und Jubelruf dem Hörerkreis entbrach:
Der mit dem ungesehnen Gotte sprach!”
Er zog mit opferfreudigem Umarmen
Das ganze Leid der Menschheit an sein Herz,
Und diesem Reim entwuchs mit Riesenarmen
Die wunderbaren Stimmen konnt' er deuten,
Die oft der friedlich stillen Seele nahn;
Er wusste, dass sich Gottes Augen freuen
Am Mückentanz wie an der Sterne Bahn.
Adolf Strodtmann: Lieder- und Balladenbuch amerikanischer und englischer Dichter der Gegenwart. Hoffmann & Campe, Hamburg 1862, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lieder_und_Balladenbuch-Strodtmann-1862.djvu/20&oldid=- (Version vom 5.12.2016)