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Philon: Über die Trunkenheit (De ebrietate) übersetzt von Maximilian Adler

hat[1] und Malern und Bildhauern, die (unser) Gesetzgeber aus dem nach seiner Verfassung eingerichteten Staate davongejagt hat,[2] große Preise und überschwengliche Ehren im privaten und öffentlichen Leben zuerkannt hat und so das Gegenteil seiner Erwartungen erreichte, nämlich anstatt Frömmigkeit Gottlosigkeit. 110 Denn die Vielgötterei bereitet in den Seelen der Toren die Gottlosigkeit vor, und an eine Ehrung Gottes denken die nicht, die das Sterbliche vergöttlicht haben; ihnen genügte es nicht, Bilder der Sonne und des Mondes und, nach Wunsch, auch der ganzen Erde und alles Gewässers zu gestalten, sondern sogar schon vernunftlosen Tieren und Pflanzen gaben sie Anteil an der Ehre der unvergänglichen Wesen.[3] Der diese (Verblendeten) tadelt, hebt auch, wie gezeigt, das Siegeslied zu singen an. [29] 111 Und Moses ganz genau so; als er sieht, wie der König Ägyptens, der überstolze Geist, mit seinen 600 Streitwagen (2 Mos. 14, 7), d. h. den sechs Bewegungsarten des organischen Körpers,[4] die den auf dem Wagen stehenden Reichsfürsten[5] angepaßt sind (2 Mos. 15, 4), welche, obwohl nichts Geschaffenes fest stehen kann, dennoch meinen, sie müßten alles als festgegründet und jedem Wandel entzogen beurteilen, die gerechte Strafe für seine Unfrömmigkeit


  1. Die zahlreichen Stellen, an welchen Philo über die Verehrung der ξόανα und ἀγάλματα spricht, hat Wendland, Die Therapeuten u. d. philonische Schrift vom Beschaulichen Leben, S. 707 gesammelt; am ähnlichsten sind Ü. d. Dekalog § 66, Das Leben Mos. II 205.
  2. Das folgt für den Schriftsteller aus dem zweiten der Zehngebote, Der Erbe d. Göttlichen § 169.
  3. Wendland a. a. O. S. 706f. fand bei Philo fünf Formen der Götterverehrung, welche als Verleugnung des Monotheismus zwar verwerflich sind, aber doch nicht alle in gleichem Maße. So findet Philo die Bewunderung der Gestirne und die Annahme ihrer Göttlichkeit durch Platoniker, Pythagoreer und Stoiker begreiflich, billigt aber ihre Anbetung, darin ganz Jude, durchaus nicht. Als die niedrigste Art des Götzendienstes jedoch erscheint ihm der Tierdienst, wie er in der ägyptischen Religion gepflegt wurde.
  4. Eine Art der Bewegung (κίνησις) ist die Ortsveränderung (μετάβασις) Ü. d. Nüchternh. 34; sie kann sechsfach sein: nach oben und unten, rechts und links, vorn und hinten. Ü. d. Verw. d. Sprachen 139.
  5. In dem Worte des MT שָׁלִשָׁיו‎ sieht die LXX das hebr. Zahlwort für „drei“ und übersetzt es ἀναβάτας τριστάτας; Philo aber bringt das letztere Wort etymologisch mit ἑστάναι, zusammen und zieht es, da es sich um ägyptische Fürsten handelt, infolge seiner Auffassung Ägyptens als der Körperwelt in den Gegensatz mit hinein, der sich für ihn zwischen dem Gewordenen und Bewegten, d. i. der Sinnenwelt, und dem Ruhenden und Unwandelbaren, d. i. Gott, ergibt.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Trunkenheit (De ebrietate) übersetzt von Maximilian Adler. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloEbrGermanAdler.djvu/045&oldid=- (Version vom 21.5.2018)