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Tugend; denn ebenso wie die Tore der Anfang des Hauses, sind die Vorkenntnisse der Allgemeinbildung der Anfang der Tugend. 184 Die Zwölfzahl weiter stellt eine vollkommene Zahl dar; das bezeugt der Tierkreis am Himmelsgewölbe, der mit ebensovielen leuchtenden Sternbildern besät ist; das bezeugt ferner der Umlauf der Sonne; denn sie vollendet ihre Kreisbahn in zwölf Monaten, und die Menschen rechnen die Stunden des Tages und der Nacht zu gleicher Zahl wie die Monate des Jahres. 185 Moses preist die Zahl an nicht wenigen Stellen; er verzeichnet zwölf Stämme des Volkes (Israel), bestimmt im Gesetz zwölf Schaubrote und läßt in den heiligen Ornat des fußlangen Gewandes auf dem Logeion zwölf Steine, auf denen die Gravierungen sind, einweben (2 Mos. 28, 17ff.).[1] [574 M.] 186 Er preist aber auch die mit zehn vervielfachte Siebenzahl;[2] an unserer Stelle bemerkt er, daß siebzig Palmen an den Quellen stünden, an einer anderen, daß es nur siebzig Älteste wären, denen der göttliche prophetische Geist zugeteilt wurde (4 Mos. 11, 16), und wieder an einer anderen Stelle spricht er von siebzig Jungstieren, die am Laubhüttenfest in harmonisch abgestuften Abteilungen und Gliedern als Opfertiere zum Altar geführt werden sollen. Denn sie werden nicht auf einmal geopfert, sondern an sieben Tagen, und es wird dabei mit dreizehn Stieren begonnen (4 Mos. 29, 13ff.). Denn auf diese Weise soll, wenn immer Eins abgezogen wird, bis zum siebenten Tage durch Summierung die Zahl Siebzig voll werden.[3] 187 Wie sie nun zu den Vorhallen der Tugend, den Vorkenntnissen der Allgemeinbildung, gelangt sind und die Quellen und die Palmbäume neben diesen erblickt haben, da wird gesagt, sie lagern sich nicht bei den Bäumen, sondern bei den Wassern. Weshalb? weil mit Palme und Siegerbinden diejenigen geschmückt werden, die den Preis der vollkommenen


  1. Vgl. die bei Bousset, Jüdisch-christlicher Schulbetrieb S. 37 zitierten Parallelstellen.
  2. Über die Bedeutung der Siebenzahl handelt Philo Über die Weltschöpfung § 90ff. All. Erkl. I § 8ff., über die Heiligkeit der Zehn De congr. erud. grat. § 89ff., über die Zahl Siebzig mit denselben Schriftbelegen wie hier Über die Wanderung Abr. § 169. 201. [Vgl. jetzt die Zusammenstellung bei Karl Staehle, Die Zahlenmystik bei Philo v. Alex., Leipzig 1931. Μ. Α.]
  3. 13 + 12 + 11 + 10 + 9 + 8 + 7 = 70. Ein ähnliches Zahlenspiel Über die Weltschöpfung § 101. [Auch die Rabbinen heben hervor, daß die Festopfer die Zahl 70 ergeben, bringen aber diese Zahl mit den 70 Völkern der Völkertafel 1 Mos. 10 zusammen. I. H.]
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/048&oldid=- (Version vom 21.5.2018)