Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/55

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn

sie auch die schweren (Spezereien) von den leichten getrennt; diese vereinigt sie mit verbindendem Bindewort und jene hält sie lose auseinander. [p. 501 M.] Sie sagt nämlich: „Nimm dir Spezereien, Myrrhenöl, Seenagel“, diese ohne Verbindung[1] als die Symbole der schweren Elemente Wasser und Erde; sodann andererseits mit Bindewort: „und Galban von Wohlgeruch und klaren Weihrauch“; diese wiederum für sich als Hinweise auf die leichten Elemente Luft und Feuer. 199 Die harmonische Zusammensetzung[2] und Verbindung dieser Elemente ist natürlich das erste, vollkommenste, in Wahrheit heilige Schöpfungswerk, die Welt, die nach der Schrift mittels des Symbols des Räucherwerks dem Schöpfer Dank abstatten soll, so daß scheinbar die durch Gewürzmischkunst hergestellte Zusammensetzung geräuchert wird, tatsächlich aber die durch göttliche Weisheit geschaffene Welt sich früh und abends vollständig zum Brandopfer darbringt. 200 Denn die Welt hat die geziemende Lebensaufgabe, ihren Vater und Schöpfer fortwährend und unaufhörlich Dank abzustatten, indem sie sich beinahe räuchert und in ihre Elemente auflöst, um zu zeigen, daß sie nichts für sich aufspeichert, sondern sich völlig Gott, der sie geschaffen, zum Opfer darbringt. – [42] 201 Ich bewundere auch den heiligen Logos,[3] der eifrig, atemlos, angestrengt herbei eilte, um in der Mitte[4] zwischen den Toten und Lebenden zu stehen; sofort, sagt nämlich Moses, „ließ das Zerbrechen nach“ (4 Mos. 17, 13f.). Aber mußte das nicht, was unsere Seele zermürbt, niederbricht und aufreibt, nachlassen und schlaff werden, wenn der Gottgeliebte die heiligen Gedanken, die unzweifelhaft leben, von den unheiligen, die in Wahrheit tot sind, scheidet und wie eine Mauer trennt? 202 Denn auch die ganz Gesunden werden sich durch häufige Berührung mit den Kranken deren Krankheit zuziehen und sterben. Das ist aber zu verhüten, wenn sie voneinander geschieden würden durch eine in der Mitte errichtete mächtige

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/55&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Auch in der Sept. fehlt das „Und“; im Urtext steht „und Seenagel“.
  2. Über den Unterschied von μῖξις und κρᾶσις s. Über die Verwirrung der Sprachen § 184; v. Arnim, StVFr. II 471.
  3. Den Hohenpriester Aaron. De somniis II § 234ff. urgiert Philo „das Sterben ließ nach“, hörte aber noch nicht auf; durch das Dazwischentreten Aarons, des noch nicht Vollkommenen, zum Ziel Hinstrebenden (ὁ προκόπτων) ließ es nach; es würde aber aufhören, wenn der Vollkommene (ὁ τέλειος) dazwischenträte. Über Aaron vgl. Siegfried, Philo von Alex. S. 192.
  4. ביןzwischen gibt die LXX durch ἀνὰ μέσον wieder, was in der Mitte bedeuten kann.