Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Von den drei Gleichen
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Von den drei Gleichen.
Zwischen Arnstadt und Gotha, Ohrdruf und Erfurt erheben sich die Bergschlösser, welche man weit und breit „die drei Gleichen“ nennt. Zwei derselben liegen in Trümmern, das dritte, die Wachsenburg, eine Stunde von Arnstadt, ist noch erhalten und wird bewohnt. Das eine dieser Schlösser war der Stammsitz der berühmten Grafen von Gleichen, und nach ihnen genannt, heißt auch das Wandersleber Schloß, weil es über dem Dorfe Wandersleben liegt. Nach dem Aussterben der Grafen von Mühlberg gewannen die Grafen von Gleichen auch die nach den ersten Besitzern Mühlberg geheißene Burg, die über dem Orte gleichen Namens liegt. Von weitem gesehen, scheinen die in einem Dreieck von ihren Bergkegelgipfeln aufragenden Burgen von gleicher Höhe zu sein, und soll dieß ihnen den Namen verschafft haben, wie es bei den Gleichen in der Nähe von Göttingen ebenfalls geschehen sein soll.[1] Von den Besitzern der letzteren sollen auch erst die thüringischen Grafen von Gleichen abstammen. Viele des Geschlechtes thaten sich mannlich hervor in Kämpfen und Heereszügen, und einer derselben, Sigismund geheißen, war also geartet, daß man ihm den schönen Ehrentitel: „der thüringer Teufel“ beilegte. Das Geschlecht war reich und angesehen, außer der Grafschaft Gleichen mit Mühlberg besaß es die Grafschaften und Herrschaften Ohrdruf, Vieselbach, Tonna, Blankenhain, Remda, Krannichfeld mit Tannrode, Krakendorf und Schauenforst, [303] auch den Flecken Wechmar, das ganze Eichsfeld und in Westpahlen Pyrmont und Spiegelberg.
Im Jahre 1230 ist es geschehen, daß die drei Nachbarburgen Gleichen, Mühlberg und Wachsenburg allzumal in einer Nacht von den Blitzstrahlen eines sehr heftigen Gewitters in Flammen gesteckt wurden.
Von der Wandersleber Burg, wie von dem Dorfe unter ihr rühmte man, was man von Weissensee auch rühmte, sie lägen mitten im Lande Thüringen, gleichsam im Herzen, und es seien nach jedem Strich sechs Meilen bis zur Grenze zu reisen.
Graf Meinhard von Mühlberg, derselbe, der als Gesandter mit Landgraf Hermanns I. Gesandschaft nach Ungarn zog, um für Landgraf Ludwig die Königstochter als Braut zu werben und gen Thüringen zu führen, kam mit Erfurt in harte Fehde, verfiel in des Reiches Acht, und starb, der letzte seines Geschlechtes, im Banne.
- ↑ D. S. B. 382.