Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Colin

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Topographia Germaniae
Colin (heute: Kolín)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 20–21.
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Colin / Kolin.

Von theils Cöln genant / eine wolbekandte Stadt / bey der Elb / 1. Meil von Kuttenberg / 3. von Böhmisch Brod / und 6. von Prag / gelegen. Im Jahr 1421. am Tag Georgii, ergab sich diese Stadt / ohngewehrt / den Hussiten / und gleichwol ward das Closter / da jetzt das Schloß stehet / beraubt / und geschleiffet / 6. Mönch / sampt dem Dechant / in gepichten Fässern / so mit Stroh gefüttert waren / verbrant: und sprangen die von Prag umbs Feuer herumb / und sungen darzu. Folgends

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[21] ward diese Stadt den Hussiten wieder entzogen / daher solche im Jahr 1427. die Prager Thaboriten und die Waysen belägerten / richteten aber mit Gewalt darvor nichts auß / sondern verlohren viel Volcks / biß sie dieselbe außgehungert: und den 3. Christmonats mit Beding einbekommen haben. Anno 1435. da die Böhmen / der Religion und Kirchen-Ceremonien halben / sich noch nicht vergleichen konten / und die Thaboriten nicht unter M. Johann Rockyzan / so gut Hussitisch war / seyn wolten; so gab es wieder etwas Unruhe; und belägerten die Waysen / so etwas anders / als die Thaboriten seyn wolten / diese Stadt Colin / weil sie einen Zuspruch darzu hatten / die sie auch ohne sonderliche Mühe erobert; so aber ihnen bald wieder abgenommen worden. Umb den 16. Jenner deß Jahrs 1640. wurde vom Käiserlichen Kriegs-Baumeister oder Ingenieur, dem Carlo Cappi, eine Brücke angegeben und gemachet / über die Elb zu kommen / und Colin anzugreiffen; zu welchem Ende die Käiserlichen / biß umb den 12. Hornung / bey Kuttenberg still gelegen / und als sie Geschütz zu sich bekommen hatten / alsdann erst die Stadt Colin mit Gewalt eingenommen / und die darinn gelegene Schwedische Guarnison meistens niedergemacht; vorher aber dem Banner eben so viel Volcks / Partheyen-weiß beschädiget / und deß Grafen von Hoditz Regiment / von zehen Rotten zu Pferde / schier gantz und gar ruinirt haben. Die Böhmen wollen / daß ihre dritte Heydnische Fürstin / die berühmte Zauberin Lybussa / an dem Ort / da jetzo die Stadt Colin stehet / das Schloß Lybus / nicht weit von der Elbe / erbauet habe / da sie auch gestorben / und begraben worden seye. Und auff solchem Schloß Lybus / sagen sie / habe / nach besagter ihrer Frauen / der Lybusa / Tod / die Magd Ulasta / das Regiment geführet.