Zum Inhalt springen

Topographia Circuli Burgundici: Hall im Hennegöw

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Hall im Hennegöw (heute: Halle)
<<<Vorheriger
S. Gislain
Nächster>>>
Hau-sur-heure
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 207–208.
[[| in Wikisource]]
Halle (Belgien) in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[207] Hall im Hennegöw / Halle / Hallae, Eine Stadt an den Gräntzen Brabants / und drey Meilen von Brüssel gelegen / so wegen des herrlichen Tempels / und der Wallfahrt dahin zu einem Marienbild / berühmt ist. Daher auch solcher Ort ins gemein Nostre Dame d’Haulx genennet wird. Mit der Geistlichen Jurisdiction ist er dem ErtzBischoff zu Camerich / mit der Weltlichen aber dem König in Spanien / als Graffen zu Hennegöw / unterworffen. Hat den Namen von der Verwahrung oder Huet / als wie auch anderswo die Gebäude / in welchen Güter / und Menschen / vor dem Gewitter versichert / und verwahret sey / Hallen genannt werden. Ist ein kleiner / und schlecht gebauter Hennegöwischer Ort; der Boden aber herumb ist gut / und ein schöne fruchtbare Ebne / dardurch / wie auch die Stadt / der Fluß Senne lauffet / und von hinnen auff Brüssel kommet. Das Schloß soll vorzeiten ein Sitz der Herren dieser Landsart gewesen seyn / allda sich auch Hertzog Philippus der Kühne von Burgund / Königs Caroli des Fünfften in Franckreich Bruder / (so durch Heurat / wie anderswo gesagt worden / zu Brabant / Flandern / und andern Ländern / gelangt ist) offtmals auffgehalten haben solle; der auch Anno 1404. in dieser Stadt / zwar nicht im Palast / oder Schloß / sondern in dem Wirtshauß zum Hirschen / wie Jacobus Meyerus lib. 14. Rer. Flandricar. fol. 251. berichtet / und welche Gastherberg noch allhie ist / gestorben. Das Eingeweid war in der obgedachten Kirchen / das Hertz zu S. Denis in Franckreich / und der Cörper zu Dijon in Burgund / begraben. Als man ihn von hinnen nach Atrecht geführt / so hat man ihme daselbst die Leichbegängnuß gehalten / und sich seine hinterlassene Wittib Margaretha, aller erfahrenden Haab und Güter / mit Niederlegung deß Beuttels / oder Taschen / der Gürtel / und Schlüssel / wegen deß grossen Schuldenlast dieses ihres verstorbenen Herrns / verziehen. Es ligt aber obgedachter Tempel mitten in der Stadt / und beym Marckt / und ist ein schönes Gebäu / auff dessen lincken Seiten / wann man hinein gehet / ein kleine Capellen / und Altar / und auff solchem das obangedeute S. Marien-Bilde / so die H. Elisabeth vor Zeiten gehabt hat. Ist ungefehr 2. Schuh hoch / und von lauterm Holtz / aber mit feinem Gold überzogen. In einem Arm hält sie ihr Söhnlein / in dem andern ein verguldte Lilienblum. Auff der Brust hat sie 6. reine und grosse Perlein / und in der mitte einen Rubinstein: auff dem Haupt aber eine Cron von purem lauterm Gold. Alle Jahr / wird den ersten Sontag deß Herbstmonats / ihr zu Ehren / ein grosses Fest gehalten / darbey insonderheit von zwölff Städten und Marcktflecken / als Atte / Tornick / Brüssel / Valensin / Condet / Namur / Lembeck / Quijurane / Crespin / Braine / Busigniack / und Santen / die Abgeordnete erscheinen; denen die Geistlichkeit / samt dem Magistrat zu Hall / entgegen kommen / sie ehrlich empfahen / zur Kirche / und dem besagten Bilde führen; und ihnen an Wein / und Speise / Verehrung thun; hergegen die Abgeordnete / jede vor [208] ihr Ort / die H. Marien auch verehren; und wenn das Bilde in der Procession / durch die Stadt / und Vorstädte / getragen wird / nicht allein dasselbe beglaiten / sondern auch tragen helffen. Die Altars Tafel ist von Alabaster / sehr künstlich / und schön / von Joanne Artista gemacht. Und stehen auff solcher die 12. Apostel auß Silber wol gearbeitet; und auf beeden seiten deß Altars 2. Engel / auch von Silber / so Leuchter in den Händen haben. So seynd da viel silberne Ampeln / und andere güldene / und silberne / sehr köstliche Geschenck deß Pabst Julii II. der Käyser Maximiliani I. und Caroli V. des Ertz Hertzogs Alberti von Oesterreich / und seiner Gemahlin / der Hertzogen von Burgund Philippi Boni, und Caroli Audacis, und anderer mehr / deren Verwahrung / und der Capellen Auffsicht / die Jesuiter Anno 1620. über sich genommen haben. Es seynd auch sonsten allerhand Sachen da zu sehen / und unter anderm deß Justi Lipsii, so ein eignes Büchlein von diesem S. Marien-Bild / und Capellen / geschrieben / silberne Feder / die er allda / als er Anno 1602. von einer Kranckheit wieder gesund worden / an silbernen Kettelein auffgehenckt / und an einer Tafel darunter 17. Vers gemacht / deren Beschluß ist.

––– tu perenne gaudium
Vitamque, Diva, Lipsio pares tuo.

Sihe Aubertum Miraeum, in Elogiis Belgicis, pag. 156. seqq. und Abraham Gölnizium in Ulysse Belgico-Gallico, pag. 130. seqq. da er diese Capellen weitläufftig beschreibet: wie in gleichem Ericium Puteanum, der auch diesen Ort beschrieben. Oben / und zur rechten Hand deß Altars / hangen 5. Fahnen / so dem Hertzog Christian von Braunschweig abgenommen / und hieher gethan worden / dabey diese zwey Vers / darinn die Jahrszahl begriffen / zu lesen / so also lauten:

HaeC tIbI sanCta parens hostILIa sIgna IsabeLLa
BeLgarVM prInCeps saCra tropaea VoVet.

Ausser der Capellen / in der Kirchen selbsten / hanget ein grosser Fahnen / mit dem Burgundischen Creutz / so der Graff Bucquoy hieher verehret hat.