Zum Inhalt springen

Topographia Circuli Burgundici: Neuport

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Neuport (heute: Nieuwpoort)
<<<Vorheriger
Mortaine
Nächster>>>
Nieneve
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 184–185.
[[| in Wikisource]]
Nieuwpoort in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[184] Neuport / Nieuport / Neoportus. Diese Statt hat vorzeiten Zandhooft / oder Sandkopff / und die Inwohner Zandes-Hovienses, geheissen. Der Nahm Neuport aber kompt nicht her von dem Lateinischen Portu, oder Hafen / sondern von Porto, das ist ein Statt. Dann vor alters man eine / die Waaren und Güter auffzunehmen / und hinweg zu führen beschlossene Statt Portum, die Inwohner Poorteers genant hat; und also Nievve Poort nichts anders als ein Neue Statt ist; wie dann auch Graff Philippus Elsatius von Flandern / die Neuporter / in der Schrifft / in welcher er ihnen Anno 1168. neue Freyheiten und Gesätze gegeben / sie Oppidanos de novo oppido nennet. Hat einen sichern aber länglichten Hafen; und wird bey Nacht ein Feuerzeichen auff einem steinern Gebäu gegeben / damit sich die Schiff auff der See darnach richten / und vor Schaden hüten können. Die Gassen seyn ordenlich gebauet. Ist sonst ein kleine Statt. Das Völcklein allda nehret sich mit dem Häringsfang / und vertrieb / und stricket allerhand Sachen und Zeug / so man zu den Schiffarten bedörfftig / wiewol es sich selbsten auff dieselbe nicht leget. Hat eine weite Pfarrkirch und Franciscaner Closter. Sonsten ist nichts denckwürdiges da zu sehen / ausser deß Schlosses. Sie ligt in einer Ebne / hat einen grossen Wassergraben herumb / wie auch starcke Mauren mit Thürnen. Und obwol die Streichwehren nicht gar ordentlich gebaut seyn sollen / so wird sie doch vor gar vest / und vester als Ostende gehalten. Das Meer ist ein halbe Meil davon / doch kommen die Schiff auf einem Wasser biß an die Statt / und gegen solchem Wasser hat es einen Wall / und ist die Statt daselbst wol bevestigt. An. 1489. versuchten die Frantzosen diese Statt vergebens in ihren Gewalt zu bringen / dieweil die Teutschen Soldaten zu rechter Zeit dahin geschickt worden. Darauff sie solche mit zehen tausent Mann belagerten / und auffs hefftigst / aber wider vergebens stürmeten. Und ob sie wol 2. mal in die Statt kamen / wurden sie doch widerumb darauß geschlagen / und musten also mit [185] Schanden abziehen; wie beym Gerardo de Roo lib. 10. Annal. fol. 380. et 382. zu lesen. Im Jahr 1583. eroberte der Hertzog von Parma diesen Ort. Anno 1600. den 2. Julii / ist die namhaffte Schlacht zwischen Ertzhertzog Alberto von Oesterreich / und Printz Moritzen von Vranien / zwischen den Dörffern Westende / und Welkenskerck / auff der Strassen / da man nach Ostende raiset / gehalten worden / in welcher die Staatischen obsieget / die Spanischen aber heßlich eingebüßt haben; wie hievon im Nassauischen Lorbeerkrantz fol. 264. Kaerio in Fland. p. 44. und beym Meterano im 21. Buch seiner Historien / zu sehen. Der Admiral von Aragon / Franciscus Mendoza, der vorher im Westphälischen Craiß hefftig tyrannisirt gehabt / ist gefangen worden. Nach erlangtem Sieg / ist Printz Moritz vom Pferde herunter gestiegen / und hat Gott mit weinenden Augen gedancket. Auff der lincken Hand / bey den Duynen / oder Sandhügeln / wird ein schwartzes hültzenes Creutz / zu ewiger Gedächtnuß auffgerichtet gesehen. Vnd ligt daselbst herumb das erschlagene Volck hin und wider begraben. Anderthalbe Niederländische Meilen von Neuport / wann man nach Duynkirchen räiset / hatte man zu deß Guicciardini Zeiten / in den gedachten Duynen / ein sehr schönes / und vornehmes Bernhardiner Closter / ins gemein Ten Duyne genannt / zu sehen / so ein ansehenliche / und mit sehr vielen geschriebnen Büchern gezierte Bibliotheck gehabt hat. Ob das Closter noch also stehet / und Bibliotheck allda der Zeit zu finden / ist denen bewust / so neulicher Zeit dieser Orten gewest seyn.